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Gabriele Münnix (Hg.)Über-Setzen
Sprachenvielfalt und interkulturelle Hermeneutik
Verlag Karl Alber 2017
 



Sangyeon Kim
Die Erfahrung der Natur
Zur Erläuterung der ästhetischen Dimension der Naturerfahrung
Verlag Königshausen & Neumann, 2017
 

 



Seneca
Glück und Schicksal
Philosophische Betrachtungen
Phillip Reclam Verlag 2017
 




Kristian Köchy (Hg.) Francesca Michelini (Hg.)
Zwischen den Kulturen:
Plessners "Stufen des Organischen" im zeithistorischen Kontext  
Verlag Karl Alber 2015




Ji Young Kang
Die allgemeine Glückseligkeit: 
Zur systematischen Stellung und Funktionen der Glückseligkeit bei Kant
  De Gruyter Verlag 2015

 




Christoph Kleine (Hrsg.)
Der Buddhismus des Reinen Landes
 Aus der chinesischen und der japanischen Tradition 

Verlag der Weltreligionen
 im  Insel Verlag 2015

Navid Kermani
Zwischen Koran
 und Kafka
West-östliche Erkundungen
C.H.Beck, 2015



Jingde chuandeng lu Aufzeichnungen von der Übertragung 
der Leuchte aus der Ära Jingde
 
Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, 2014


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  Harald Seubert
Platon
Anfang, Mitte und Ziel der Philosophie
Verlag Karl Alber 2017

Diese Monographie unternimmt keinen geringeren Versuch, als die Gesamtdarstellung der Philosophie Platons. Die beträchtliche Wirkbreite des antiken Philosophen verdeutlicht Harald Seubert eingangs mit dem Zitat, dass „alle Philosophie des Abendlandes sich als Fußnote zu Platons Werk“ lesen lässt.
Der Titel verspricht eine lineare Darstellung der platonischen Lehre. Dass das keineswegs, wie man annehmen könnte, eine einfache und selbsterklärende Strukturierung ist, hängt mit Platons Verständnis von Erkenntnis und der Fassung von Wahrheit und Wirklichkeit zusammen. Wir beziehen uns auf die Schriftstücke eines Philosophen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, der der Verschriftlichung mit großem Misstrauen gegenüberstand und dagegen die Fähigkeit anführte, Wissen Situations gebunden immer wieder neu darstellen zu können, was erst die Güte der Erkenntnis eines Menschen ausmache.


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    Fabian Grossenbacher
Dialektik des Bildlichen
Eine Untersuchung des Sprachdenkens
von Walter Benjamin
Verlag Narr Francke Attempto , 2016

Ein Strudel, der in einem Fluss die vorbeiströmenden Wassermassen in einen konzentrierten Punkt hinein zieht, ist das Bild, das Grossenbacher wählt, um sich Walter Benjamins Idee vom Ursprung zu nähern. Die Frage nach dem Ursprung von Sprache konstituiert Benjamins Sprachtheorie zeigt analog dem Bild des Strudels, dass sie sich nicht mit einer linearen Zeitvorstellung vereinbaren lässt. Der Ursprung nährt sich in einer zurückgewandten Bewegung aus dem, was er erschafft. In der Zeit fragmentiert, in einzelne Schritte und Sequenzen zerteilt, die Brüche und für den logischen Geist auch unmögliche Rückbezüglichkeiten erschaffen, wird die Metapher in ihrer bildhaften Unbedingtheit sinnhaft.
Grossenbacher erarbeitet den Zusammenhang von ursprünglicher Sprache und kindlicher Sprache, was sich über das ganze Werk Benjamins zieht und immer wieder in seinen Texten auftaucht.


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Nietzsche und die Lyrik
Ein Kompendium
Herausgegeben von Christian Benne und Claus Zittel
J.B. Metzler Verlag, 2017

Die berühmte Selbstkritik Nietzsches „Sie hätte singen sollen diese „neue Seele“ und nicht reden!“ dient den Herausgebern des Nietzsche-Kompendiums als Leitgedanke, an dem sie die Wichtigkeit, die Nietzsche der Lyrik beimaß, verdeutlichen. Und sie hat ja tatsächlich gesungen! Nicht nur ein Oeuvre von über 700 Gedichten stammt aus Nietzsches Feder; viel bedeutsamer ist, dass er die Dichtung als einen unersetzlichen Bestandteil seiner philosophischen Gedankenfassung angesehen hat.
Christian Benne und Claus Zittel betonen, dass Nietzsches Überlegungen zu den Zusammenhängen zwischen Musik, Tanz, Rhythmus, Lied und Sprache eine Theorie der Dichtung begründet haben, die zusammen mit seinen Gedichten nachhaltigen Einfluss auf spätere Generationen von Dichtern wie Linguisten genommen hat. Ist er neben dem philosophischen Renommee, das er genießt, also auch ein großer Lyriker? Es ist noch mehr als das. So wie Nietzsches Umgang mit Sprache und Lyrik zukunftsweisend waren, so greift er hier eine sehr alte Diskussion auf, die so gar nicht zu der aufgeklärten Wissenschaftlichkeit passt, der auch die Philosophie folgt.

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    Novalis
Blüthenstaub

Herausgegeben von Klaus Detjen
Wallsteinverlag, 2016

Novalis Erstlingswerk zerstiebt in Sentenzen philosophischer Betrachtungen, „literarische Sämereyen“, die formal scheinbar in losem und dann doch in stringentem inhaltlichen Zusammenhang stehen. Es entfaltet sich eine Philosophie der Kontemplation, eine Meditation über den Zugang zum Sein durch die Betrachtung, die in dieser ungefestigten Form die Intuition von Dichtung verströmt. „Es mag freylich manches taubes Körnchen darunter seyen: Indessen, wenn nur einiges aufgeht!“
Das Spiel der Gegensätze, Überraschung und Täuschung, Volksweisheiten, wie „todtsagen (bedeutet) langes  Leben“ drücken für Novalis den Reiz am Absoluten aus. Dort wo sich das vermeintlich Unvereinbare trifft, entsteht die „wirkliche“ Schau. So ahnt er in der erhabenen Innenschau, das Weltall in uns: „Nach innen geht der geheimnißvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.“
So vertauscht er auch die Zeichen und das Innen wird zum Lichtreich und das Außen die Schattenwelt. Den Sitz der Seele verortet er in der Begegnung der beiden Reiche, an den Grenzen zwischen innen und außen, in der Versöhnung der Gegensätze.

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    Martin Heidegger – Karl Löwith
Briefwechsel 1919-1973
Karl Aber Verlag, 2016

In den Bann schlagen lässt sich der junge Karl Löwith von den kraftvoll-undogmatischen Aussprüchen Martin Heideggers, wie „Philosophie ist kein Vergnügen, man kann daran zugrunde gehen und wer das nicht riskiert, kommt nie zu ihr.“ Mit Fleiß, das belegt die schiere Anzahl der Schriftsätze, und mit Bewunderung, „Ich wüsste niemand der es besser versteht im Abstoßen anzuziehen“, sucht Löwith den Kontakt zu seinem Professor und trifft bei diesem auf offene Türen. 
Der so entstandene Briefwechsel ist eine ästhetisch spannende, heute fast exotische Lektüre, in der sich durch Distanzen und Zeiten entschleunigte Monologe aneinanderreihen, manchmal im sichtbaren manchmal im verborgenen Zusammenhang zueinander und die in dieser Form zugleich voll von Brüchen, Auslassungen und offenen Enden sind. So kommentiert nach scheinbar monatelangem Schweigen der Professor ein gemeinsames Gespräch noch einmal: „Es kommt mir nur darauf an, daß jeder das macht, was er kann; letztlich ist er im Machen dabei – unreflektiert – auch wenn er eine ganz ‚reflektierte‘ Philosophie hat“.
 

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    Klaus Birnstiel
Wie am Meeresufer 
ein Gesicht im Sand 

Eine kurze Geschichte des Poststrukturalismus

Walter Fink Verlag, 2016

Der Strand ist Randzone, in der Wasser und Sand im ewigen Spiel von Manifestierung und Zerfall Formen und Grenzen immer wieder neu verhandeln. Das Bild eines in den Sand gezeichneten Gesichts, das von einer heranrollenden Welle fortgespült wird, entliehen von Michel Foucault, der so „ingrimmig-apokalyptisch“ die Bestandslosigkeit der menschlichen Wissenssysteme veranschaulichte, ist das Arbeitsmotiv bei Klaus Birnstiels Betrachtung des Poststrukturalismus.
Foucaults berauschendes Fest, das über drei Dekaden, ausgehend von Frankreich, die westlichen Geisteswissenschaften in seinen Bann geschlagen hat, ist laut Birnstiel vorüber und er möchte diesen Moment nutzen, um eine „Geschichte des Poststrukturalismus als Vorwissen unserer Gegenwart“ zu schreiben oder auch die Überreste der Party aufzuräumen, wie er es nennt.   


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    Ferdinand van Ingen 
Jacob Böhme in seiner Zeit
Frommann-Holzboog Verlag, 2015

Jacob Böhmes Philosophie fußte auf der zu seinen Zeiten unerhörten Idee, dass „in allen creaturen in dieser welt ein guter und ein böser wille und quell“ ist und somit das Böse einen kreativen Anteil an der Schöpfung hat. Von dieser Position aus nimmt Böhmes Streiten und Kämpfen um die direkte Gotteserfahrung ihren Ursprung: „Dann ein ieder Mensch ist frey/ und ist wie ein eigener Gott/ er mag sich in diesem Leben in Zorn oder ins Licht verwandeln“. Der niederländische Historiker und Germanist Ferdinand van Ingen führt durch die uns sprachlich stellenweise nur schwer zugänglichen Schriften Jacob Böhmes, die mit ihren Erläuterungen zum himmlischen Reich, den satanischen Kräften, zu den Signaturen in der Natur bis hin zu Apokalypse und Erleuchtung eine geistige Kosmogonie bilden.

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    David Bartosch 
Wissendes Nichtwissen oder Gutes Wissen?
Zum philosophischen Denken 
von Nicolaus Cusanus und Wáng Yángmíng
Wilhelm Fink-Verlag, 2015

David Bartosch entfaltet die Lehren der zwei frühneuzeitlichen Philosophen, Nikolaus von Cues, oder Cusanus und Wáng Shouren, auch bekannt als Wáng Yángmíng in einem umfangreichen und zugleich, wie der Titel bereits andeutet, sehr zugespitzten philosophischen Vergleich. Beiden Gelehrten, denen die Stellung ihrer Väter zu einer außerordentlich umfassenden klassischen Bildung verholfen hatte, und die schnell, mit der Erlangung der akademischen Grade, in politische Ämter aufstiegen, war die Hinwendung zum Geistigen gemein; der Eine war berückt von der christlichen Mystik, der Andere von der Idee ein „heiliger, weiser Mann“ der meditativen Praxis zu werden. Bartosch verspricht sich durch den transkulturellen Vergleich, neu sehen zu lernen und in der Gegenüberstellung zweier nicht voneinander beeinflusster Denksysteme, den eigenen Blick auf die philosophischen Inhalte zu schärfen. Zeitlich liegen die beiden Denker recht nah beisammen. Cusanus lebt zur Zeit der Frührenaissance im 15. Jahrhundert, Wáng Yángmíngs Lebenszeit fällt mit der Blüte der Ming-Dynastie im 16.Jahrhundert zusammen.

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    Herder Handbuch
Herausgegeben von Stefan Greif, Marion Hei
n
und Heinrich Clairmont  
Wilhelm Fink Verlag, 2015

Johann Gottfried Herder, der die Aufklärung, die kritische Vernunft seines philosophischen Ziehvaters Emmanuel Kant, selbst einer Kritik unterzieht, scheint mit seiner Philosophie des Individuums ein Vorläufer der modernen Philosophie, von Hegel über Wittgenstein bis Heidegger und der Focault´schen Diskursanalyse zugleich, zu sein. Und trotzdem pflegt er eine mystisch-holistische Weltsicht, die so gar nicht zum heutigen atheistischen Weltbild passen will. Immer dabei anzuecken und mit einem untrüglichen Gespür ausgestattet entzieht er sich über die Zeiten hinweg einer Einordnung in eine der gängigen Schulmeinungen.  
Vielleicht rührt daher der von den Herausgebern dieses Herder Kompendiums attestierte Umstand, dass Herder von seinen Zeitgenossen verkannt, sogar beschimpft und verlacht wurde und bis heute für sein umfassendes interdisziplinäres Werk und seine Bahn brechenden Denkanstöße nicht gebührlich gewürdigt wurde. Der vielfach begabte Gelehrte widersprach der zeitüblichen Vergöttlichung des künstlerischen Genies und sah gerade in der Bescheidenheit des Künstlers, im Zurücktreten hinter das Geschaffene und in der Erkenntnis, dass alles Schöne sich erst durch den Betrachter verwirklicht, das eigentliche ästhetische Ziel. 

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    Jacques Derrida
Das Tier und der Souverän I 
Seminar 2001-2002
Passagen Verlag, 2015.

Jacques Derrida beginnt das Seminar La bête et le souverain mit den Worten „Wir werden es gleich zeigen“. In strukturalistischer Weise oder auch mit poetischer Einfühlung geht er den Worten auf ihren Grund. Wie auf „Wolfssohlen heranschleichend“ kündigt er das zu Sagende an, ohne dass es bereits da wäre – ein Gerücht, bloße Erwartung oder das Prickeln zwischen herbeisehnen und befürchten. Im französischen Original wird aus dem Idiom „auf Wolfspfoten“ (à pas de loup) „kein Wolf“ (pas de loup) und schließlich „Es gibt keinen Wolf“ (il n´y a pas de loup). Die tierische Metapher beschreibt zugleich den Charakter des Stöberns, aus dem sich im Seminar die Philosophie Derridas vor dem Auditorium entfaltet, indem philosophische Schriften von Aristoteles, Platon und Plutarch über Rousseau, Heidegger und Lacan bis hin zu literarischen Zeugnissen wie Fabeln und Gedichten abgelaufen werden, die auch den wichtigen Begriff des Fremden, des Unbekannten oder des Unheimlichen als Grundmuster für Identifikation und Abgrenzung einführen.

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Violetta L. Waibel (Hg.)
Fichte und Sartre über Freiheit –
Das Ich und der Andere

De Gruyter, 2015

Für Johann Gottlieb Fichte ist die Freiheit der ursprüngliche Moment der Sittlichkeit und damit auch der Moment der Menschwerdung überhaupt. Jean-Paul Sartre dagegen formuliert die Beziehung zwischen Mensch und Freiheit andersherum. Der Mensch ist zur Freiheit verdammt, ihr wie einem Fluch ausgeliefert. Gut hundert Jahre trennen einen der wichtigsten Vertreter des Deutschen Idealismus und den existentialistischen Philosophen voneinander und trotzdem scheinen sie entgegen des vollkommen verschiedenen Blickwinkels – der eine sieht das ethische Potential der Freiheit, der andere den existentiellen Zwang, der von der Freiheit ausgeht – darin übereinzustimmen, dass es die Freiheit ist, die den Menschen Mensch sein lässt.. 
 

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Boris Bröckers
Strafrechtliche Verantwortung ohne Willensfreiheit
Nomos Verlag, 2015

Seit dem Stoiker Chrysippos von Soloi (ca. 280-207 v. Chr.) befasst sich die Philosophie mit der Frage, wie das Geschick der Welt mit dem menschlichen Handeln vereinbar ist. Die sogenannte „Ewigkeitsdebatte“ beschäftigt seitdem das Für und Wider menschlicher Willensfreiheit. In der Tradition der stoischen Kausallogik sprechen die Deterministen dem Einzelnen dabei die Fähigkeit des „Anders-handeln-könnens“, als er es tut, ab. Der napoleonische Mathematiker und Astronom Pierre-Simon Laplace erkannte hinter allen Geschehnissen einen „Weltgeist“ wirken, von dem, in absoluter Abhängigkeit, alles mit der Bestimmtheit einer mathematischen Formel abhängig sei. Diesem materialistischen Determinismus steht ein eher metaphysischen Positionen zugeneigter Indeterminismus, wie der Deutsche Idealismus, entgegen. In jüngster Zeit wurde der scheinbar unauflösbaren Debatte neues Leben eingehaucht, indem ausgerechnet modernste Wissenschaften, die Quantentheorie und die Mikrophysik, ein allgemeingültiges Kausalgesetz widerlegten und den Zufall als eine feste Größe annahmen. 
 

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    Lukrez
Über die Natur der Dinge
übersetzt von Klaus Binder
Galiani Verlag, 2014

Ein Gedicht, ein Gesang, eine Universalgeschichte des Wissens, De rerum natura ist in seiner sprachlichen Schönheit aus dem antiken Latein in dieser Weise bisher nicht ins  Deutsche übertragen worden. Klaus Binder hat sich dieser Aufgabe angenommen und dabei das Versmaß außer Acht gelassen, um uns mit größerer Freiheit, einen durch Jahrtausende fremden Text, in seiner Wortgewandtheit und in seiner Poesie nahe zu bringen. Es ist, wie er sagt, ein Lesevorschlag, der die Fragen, Ecken und Kanten und auch die Begeisterung und den Wissensreichtum, auf den er gestoßen ist, in einem sehr umfangreichen Anmerkungsteil im Anschluss an den Text sichtbar macht.
Lukrez‘ Unternehmung in diesem Werk ist nichts geringeres, als die Lehre seines geistigen Lehrers Epikur zu entfalten, „der als Erster den Plan des Lebens entdeckte, den man nun Philosophie nennt; er der durch seine Kunst, durch sein Wissen unser Leben aus wildstürmenden Wellen, aus tiefer Dunkelheit gerettet hat, in windstilles Wasser geführt und in strahlendes Licht.“ 

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Lévinas, Emanuel
Gott, der Tod und die Zeit
Passagenverlag, 2013

Die Erfahrung des Todes, schreibt Lévinas, kommt zu uns aus zweiter Hand. Durch das Wissen Anderer, das Wissen von Sterbenden, die Beobachtung von Sterblichen oder dem gesammelten Wissen der Religionen entsteht erst, in Form eines intellektuellen und emotionalen Widerhalls, unsere Beziehung zum Tod.
Das Andere konstituiert das Eigene, aber, und das macht die Philosophie des litauisch-französischen Denkers besonders, er sieht das Eigene nicht als Negation des Anderen. So definiert der Tod, als ihr Endpunkt, die Zeit, auf den sie sich mit absoluter Gewissheit hinbewegt. Den Tod bezeichnet der Hegel- und Husserl-Schüler als die Geduld der passiven Zeit. Den Tod als Nichts, als Auslöschung oder Nicht-Sein zu sehen ist für ihn aber eine plumpe Umkehrung des älteren religiösen Dogmas, dass der Tod das Leben vom ewigen Leben schiede.

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    Christian Clement (Hg.)
Rudolf Steiner. Schriften – Kritische Ausgabe
Band 5: Schriften über Mystik,
Mysterienwesen und Religionsgeschichte

Frommann-Holzboog Verlag, 2013


Rudolf Steiner (1861-1925) spricht in der Einführung zum ersten der beiden in diesem Buch abgedruckten Aufsätze von Zauberformeln, die über Jahrhunderte hinweg ihre Wirksamkeit bewahren. Eine diese Formeln, das delphische Erkenne dich selbst, hat für „Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung“ eine Schlüsselfunktion. Denn auch wenn man alles Wissen einer Zeit in sich trägt, aber sich der Bedeutung der Selbsterkenntnis nicht bewusst ist, „dann ist alles Wissen im höheren Sinne ein blindes“, oder wie Johannes Tauler formuliert: „Wenn ich ein König wäre, und wüsste es nicht, dann wäre ich kein König.“ Steiner skizziert voll zustimmender Hingebung die Vorstellungswelt der großen Mystiker von Meister Eckhart bis Angelus Silesius und findet in der Gestalt des Kardinals Nikolaus von Kues einen, der sowohl die Seelenstimmung der alten Mystik wie das neue naturwissenschaftliche Denken in sich vereint.
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    Albert Camus, Jean Grenier
Briefwechsel 1932-1960
Mit den Erinnerungen Jean Greniers an Albert Camus
Herausgegeben und übersetzt von Jean O. Ohlenburg

Albert Camus, der an der Universität von Algier bei Jean Grenier Philosophie studierte, begegnete dem Gelehrten 1931 zum ersten Mal persönlich. Der Briefwechsel, der ein Jahr später begann und über eine Zeitspanne von fast dreißig Jahren lebendig blieb, in dem Ideen, Vorschläge, Anerkennungen und Kritiken hin und her gingen, in denen die Frage nach dem Sinn des Seins immer wieder neu formuliert wurde, macht eine feinsinnige und gegenseitig inspirierende Freundschaft sichtbar, die am 4. Januar 1960 mit dem, durch einen Autounfall verursachten, Tod Camus’ jäh endete. Noch kurz zuvor, am Neujahrstag 1960, hatte Grenier in seinem letzten Brief an Camus seine tief empfundene Freundschaft ausgedrückt, die er ihm trotz seiner „unterschiedlichen Meinung“ entgegenbrachte. Camus hörte nicht auf, Grenier immer wieder aufrichtig für seine Freundschaft zu danken, von den anfänglichen Briefen nach ihrer ersten Begegnung bis zu den Briefen kurz vor seinem Tod, oder wie in seinem Vorwort von Les Îles, worin er schreibt, dass er Grenier verdanke, ihn davor bewahrt zu haben „ein Mensch zu sein, der vor lauter unreflektierter Gewissheit blind sei.“
Der Briefwechsel zwischen Camus und Grenier und die Erinnerungen Greniers machen deutlich, dass das Camus so häufig zugewiesene Label, ein Vertreter der Philosophie des Existenzialismus und des Absurden zu sein, tatsächlich nur für seine frühen Schriften gelten kann.
Grenier, der sich dem Neuplatonismus verbunden fühlte, dem Taoismus, der Lehre von Epikur und den Stoikern, schlug in den Briefen an Camus häufig die Lektüre dieser Philosophien vor und nahm seinerseits geistige Anregungen von Camus auf.

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Johan Huizinga
Amerika – Mensch und Masse in Amerika
Amerika – Leben und Denken
Amerika-Tagebuch

Dass die so „junge“ Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ein geschichtsinteressiertes europäisches Publikum langweilen müsse, entspringt einem eurozentrischen Missverständnis. Das weist der niederländische Historiker Johan Huizinga in seinen vier Essays aus den Jahren 1918 bis1928 über die moderne Kulturgeschichte der USA nach. Danach nimmt der europäische Blick die USA als ausschließlich europäisch geprägt wahr und verfehlt damit das Besondere dieses „neuen“ Staatenbundes.
Dem europäischen Betrachter „wird (…) zumute sein wie einem, der die strengen und durchscheinenden Formen der klassischen Musik gewohnt ist und zum ersten Mal eine moderne Komposition hört (…): Hyperbolische Entwicklungen, leidenschaftliche Konflikte, schreiende Widersprüche.“
Huizinga ist einer der Wegbereiter moderner Kulturgeschichte, die auch intuitive, schwer zu fassende Kategorien, wie Mentalität im kulturellen Ausdruck – etwa in der Malerei oder in der Musik – den klassischen Quellen der Historiographie hinzufügt. Seine revolutionären Werke wie „Homo ludens“, das das Spiel als Teil von Kultur und als Kultur schaffende Konstante beschreibt, zählen zu den historiographischen Standardwerken.
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Aus dem Guru Granth Sahib
und anderen heiligen Schriften der Sikhs

Ausgewählt, übersetzt und kommentiert
von Tilak Raj Chopra und Heinz Werner Wessler
Herausgegeben von Martin Kämpchen

In der Region um den nordindischen Bundesstaat Panjab und die Stadt Amritsar, dem Teich des Nektars der Unsterblichkeit, konzentriert sich heute die ca. zwanzig Millionen Menschen zählende Bevölkerung der Sikh. Im Unterschied zu den Hindus sind die Sikh monotheistisch, lehnen die Verehrung von Götterbildern und das Kastensystem ab und berufen sich auf das von Guru Bhai Gurdas zusammengestellte, uranfängliche Buch Guru Granth Sahib oder Adigranth der Hymnen und heiligen Gesänge. Die Verehrung der göttlichen Person ist für den Gesangsvortrag bestimmt und geht auf die ersten fünf Gurus und auf eine Vielzahl von Dichterheiligen des 16. Jahrhunderts zurück.
Im Zentrum des Adigranth steht die Lobpreisung: „Es singen Dir die Erdteile und Welten, / die Du geschaffen hast und die Du erhältst. / es singen Dir besonders diejenigen, / die Deiner Gnade teilhaftig und von Liebe zu Dir / berauscht sind.“ Japuji Sahib
Die Verehrung der Gurus ist die Wertschätzung des Schülers (Sikh) für den Lehrer. Besonders dem Religionsstifter Guru Nanak (1469-1539), dem in mystischer Offenbarung die Lehre von der Überwindung der Selbstsucht durch die Verehrung der Namen Gottes zu Teil wurde, kommt als erstem Lehrer besondere Bedeutung zu.
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Günter Figal
Erscheinungsdinge
Ästhetik als Phänomenologie

Die Betrachtung von Kunst, die weder direkt von Nutzen ist, noch eine Handlung im eigentlichen Sinne darstellt, ist in ihrer Passivität doch voll von Spannung und Leben. Sie ähnelt dem „unbefangenen, absichtslosen Hinschauen“ der Philosophie, die seit jeher, trotz eines eindeutigen Mangels an Nutzenorientiertheit, menschliches Verhalten und das Verhalten in ganzen Kulturen leitete.
Bereits in der Antike wird gestritten ob Kunst, vor allem Dichtung, Wissen ist und somit der Philosophie gleich kommt oder, wenn man Platon folgt, als Tand und Zeitverschwendung zu bezeichnen ist, die gefällt, aber nicht erhellt.
Die „gelassene Moderne“ hat dem Autor zu Folge keinen Grund mehr, sich mit der Tradition zu messen, Grundsätze anzuzweifeln oder neu aufzustellen. Damit geht aber auch ein relatives Desinteresse für die philosophische Betrachtung der Kunst einher. Günter Figals Erscheinungsdinge will diesem Mangel entgegenwirken, indem es die Kunsterfahrung als direkt auf den Grund des philosophischen Denkens führend beschreibt.
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Yomb May
Georg Forsters literarische Weltreise
Dialektik der Kulturbewegung in der Aufklärung

Georg Forsters „literarische Weltreise“ ist ein zweifacher Brückenschlag. Zunächst ist sie eine Vermittlung zwischen Europa und der Südsee seiner Zeit. Weiter verbindet der Bericht das heutige Selbstverständnis Europas, als Kultur der Aufklärung, mit ihren Wurzeln Der Bericht des Entdeckers und frühen Vertreters der Ethnologie und Ethnographie wird vom Autor als Dialektik des europäischen Aufklärungsprojektes im Spiegel der Südsee-Entdeckung gelesen und wird somit zur Grundlage eines kritischen Diskurses zu Europa und seiner Fremdwahrnehmung.
Forsters Leben (1754-1794) liest sich wie ein Abenteuerroman. Er nahm Teil an der zweiten Weltumsegelung von James Cook (1772-1775) und war der Vorreiter in der ethnologischen Erfassung der Südsee. In Deutschland war er Mitbegründer und Vizepräsident der Mainzer Republik, nachdem die napoleonische Armee die Stadt besetzt hatte. Mit dem Rückzug Napoleons musste auch Forster, den die Reichsacht Kaiser Franz II. getroffen hatte, den revolutionären Truppen nach Paris folgen. Die Schreckensherrschaft der Jakobiner unter Robespierre vor Augen, starb er im Alter von 40 Jahren in Paris an einer Lungenentzündung, ohne das er sich von der Revolution distanziert hätte.
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Ibn Khaldun
Die Muqaddima
Betrachtungen zur Weltgeschichte

Übertragung aus dem Arabischen und Einführung von Alma Giese

„Dies ist die Komposition Ibn Khalduns, der das Zepter des Sieges auf dem Felde des diskursiven Denkens errungen hat.“ Diese Zeile ziert die letzte Seite der Autobiographie Ibn Khalduns und obwohl nicht bekannt ist, wer sie schrieb, steht sie exemplarisch für die Bedeutung, die er als Philosoph und Begründer von Wissenschaft in der arabischen Welt seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert eingenommen hat.
Die Muqaddima, Einführung zu seinem Hauptwerk, die Universalgeschichte, ist eine umfangreiche, theoretische Reflektion über die „Natur von Kultur“ oder Beschaffenheit von Geschichte, in deren Mittelpunkt der Mensch steht. „Die neue Wissenschaft“ wie Ibn Khaldun sein Werk nennt, lässt sich aufgrund seiner Originalität nicht einem einzelnen Fachbereich wie Politik, Historiographie, Philosophie, Theologie oder Wirtschaft zuordnen, sondern untersucht die Gesamtheit der physischen und metaphysischen Einflüsse, die den Menschen zu seinem Handeln führen, was das große Interesse der im 19. Jahrhundert entstehenden Soziologie an Ibn Khalduns Werk verständlich macht.
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Mystik.
Die Sehnsucht nach dem Absoluten

Herausgegeben von Albert Lutz

Weise und Mystiker, die einen direkten Weg zu Gott suchen, behaupten in allen religiösen Traditionen Asiens und Europas während der letzten 2000 Jahre ein bedeutenden Rang. Diesen Zeitraum deckt die weltweit erste Kultur vergleichende Ausstellung zum Thema Mystik im Rietberg Museum in Zürich ab. Die Aussteller beabsichtigen dabei keine Definition des fragwürdigen Sammelbegriffs der Mystik, sondern zeigen anhand von vierzig Fallbeispielen, teils berühmter, teils weniger bekannter geistiger Meister einen exemplarischen Querschnitt der mystischen Befassung durch die Kulturen und die Jahrhunderte hinweg.
Spirituelle Gelehrte, Heilige und Meister haben sich künstlerisch, in dem Wunsch ihre besonderen geistigen Erfahrungen weiterzugeben, vor allem der Poesie gewidmet oder auch selbst Dichtern, Bildhauern und Malern als Motiv gedient. Die Ausstellung befasst sich mit dieser immens wichtigen Inspirationsquelle und mit dem geistigen Hintergrund asiatischer und europäischer Kunst. 
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Axel Honneth
Das Recht der Freiheit
Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit

Freiheit, besonders individuelle Freiheit als Schlüsselidentifikation des postmodernen Menschen, lässt sich nicht rechtlich, normativ oder politisch erreichen, sondern muss in sozialer Praxis und in sozialen Kämpfen entstehen und erfochten werden. Die Philosophie kann dabei versprachlichen und verfeinern und eine Analyse der gesellschaftlichen Reproduktionsverhältnisse und ihrer moralischen und ethischen Implikationen beisteuern. Axel Honneth (geboren 1949), Schüler von Jürgen Habermas und Vertreter der „Frankfurter Schule“ beginnt seine Abhandlung des Freiheitsbegriffs mit der Frage: Was ist gerecht? In der Antike noch mit der leicht nachzuvollziehenden Absichtsbekundung, jedem das seine zu geben, entschieden, fällt das Urteil heute weit weniger deutlich aus. ...mehr

 

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Jan Assmann
Religio duplex.
Ägyptische Mysterien und europäische Aufklärung

Ein „hockaktuelles Angebot zu Frieden und Verständigung unter den Religionen“ sei das Konzept der religio duplex, das in allen großen Religionen eine Zweiteilung erkennt. Nur die sichtbaren, exoterischen Seiten der Religionen, die offenbarten Religionen unterscheiden sich voneinander. Die esoterische Seite dagegen – der Autor nennt sie die natürliche Religion oder Religion der Philosophen – eint Judentum, Christentum und Islam mit den ägyptischen oder griechischen Polytheismen, die alle das Heraklit´sche hen kai pan, die All-Einheit suchen.
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Stanley Cavell
Cities of Words.
Ein moralisches Register
in Philosophie, Film und Literatur

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und eingeleitet
von Maria-Sibylla Lotter

 

Wenn die ganze Welt von Filmen fasziniert ist, warum beschäftigt sich dann die Philosophie nicht mit der Frage, was die Menschen an ihnen finden?
Der US-amerikanische Philosoph Stanley Cavell (geboren 1926) beklagt, dass die moderne Philosophie sich nicht mehr mit den wichtigen Themen, den lebensnahen, wenngleich unsicheren Fragen und Problemen auseinandersetzt und sich stattdessen mit allgemeinen Begriffsklärungen aufhält.
Cavells Philosophie rückt das Betrachten selbst in das Zentrum des Interesses und hier spannt sich der Bogen zum Film. Als Teil der Künste, neben Bildender Kunst, Literatur und Musik, lässt der Film den Menschen intuitiv erfassen, betrachten und kontemplieren. Sein „moralischer Perfektionismus“ will weg vom Dogma und einer argumentativ und ergebnisorientierten Belehrung. Viel zu ungenau ist Sprache und die Beziehung zwischen Gesagtem und Gemeintem, als dass sie eine allgemeingültige und von jedem verwertbare Erkenntnis hervorbringen könnte. Fragen und Themen und ihre Bearbeitung in der Diskussion sollen dagegen gedankliche Möglichkeiten oder Hindernisse aufzeigen und einer kritischen Beschäftigung mit dem Selbst und seiner Einbindung in Konventionen und Überzeugungen dienen.  
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Al-Suhrawardi
Philosophie der Erleuchtung - Hikmat al-ishraq
Aus dem Arabischen übersetzt und herausgegeben
von Nicolai Sinai

Die Lichtsymbolik hat im zoroastrischen „Glücksglanz“, im koranischen „Lichtvers“ und in der neuplatonischen Lehre ihre Bezugspunkte. Shihab al-Din al-Suhrawardi macht sie in seiner philosophischen Abhandlung darüber hinaus zum Grundbaustein seiner kosmologisch-anthropologischen Weltschau.
Lange hat die westliche Philosophieforschung die Bedeutung der arabisch-muslimischen Philosophie nur in der Funktion der Übermittlung griechischer Texte von Aristoteles bis Platon an die abendländische Geisteswelt gesehen. Man gestand ihr eine lediglich konservierende Wirkung zu und sprach ihr jegliche Innovation und inhaltliche Beschäftigung mit dem antiken Gedankenschatz ab. Erst in der mittelalterlichen Scholastik sah man den unterbrochenen Geistesfluss fortgesetzt.
Die Übermittlung aristotelisch-neuplatonischer Philosophie erfolgte maßgeblich über die zwei arabischen Gelehrten, Ibn Sina / Avicenna (gest. 1037) und Ibn Rushd / Averroes (gest. 1198). Mit dem Tod des Letzteren, diagnostizierte man ein Ende der arabischen Philosophie griechischer Prägung. Nicolai Sinais Neuübersetzung der Philosophie der Erleuchtung von al-Suhrawardi, eines Zeitgenossen von Averroes, widerspricht dieser These.
Nach dem Tod al-Suhrawardis, den Saladin hatte hinrichten lassen, war sein philosophisches Hauptwerk Hikmat al-ishraq Gegenstand einer philosophischen Debatte, die man als einen in der Tradition der Antike stehenden Zweig arabischer Philosophie bis ins 19. Jahrhundert weiterverfolgen kann. 
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Jacques Derrida
Das Tier, das ich also bin.

Philosophie ist, die richtigen Fragen zu stellen: Was ist die Welt? oder Was ist der Mensch? Diese zentralen philosophischen Fragen sind die konkretesten und allgemeinsten zugleich und ihnen zugrunde liegt die Frage nach dem Sein.
Derrida, Begründer und wichtigster Vertreter der Dekonstruktion nähert sich den Fragen auf indirekte und unerwartete Weise. Das Tier, das ich also bin ist ein 1997 gehaltener Vortrag, der sich aufgrund seiner Länge, dem von einem Audiomitschnitt transkribierten Nachtrag und dem Anmerkungsteil auf 275 Seiten erstreckt. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Derridas letztes großes Projekt, das Tier als Antagonisten des Menschen zu dekonstruieren und ihm eine Philosophie im Angesicht des Tieres entgegenzustellen, unvollendet blieb.
Jacques Derrida entdeckt in der Philosophie von Aristoteles bis Heidegger, von den Idealisten bis zu den Realisten zu der Frage nach dem Sein, neben bloßen Dogmen, die keine wirklichen philosophischen Erkenntnisse darstellen, den Versuch, mit der Unterscheidung zwischen Mensch und Tier über die schuldig gebliebene Antwort hinwegzutäuschen. Die Abgrenzung zum Tier, der Negativschluss, wird dabei in der abendländischen Philosophie zum, den Menschen, konstituierenden Mittel. 
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    Boris Roman Gibhardt
Das Auge der Sprache
Ornament und Lineatur bei Marcel Proust

Das monumentale, siebenbändige Hauptwerk Marcel Prousts, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, ist eine fiktive Autobiographie, die ihr Leitmotiv aus der Anstrengung bezieht, die es kostet, sich gegen das Unvermögen zu lückenlosem Erinnern aufzulehnen und eine Version der Wirklichkeit zu erinnern, zu formulieren und festzuhalten.
Die vorliegende Arbeit problematisiert die Verknüpfung von Bild und Sprache in Prousts Schreiben. Indem der Autor die Erinnerung genauer als Wahrnehmung der Vergangenheit fasst, verschiebt er den Blickwinkel auf die Proust´sche Ästhetik und ermöglicht eine tiefergehende Interpretation. Das Subjektive der Wahrnehmung und die Imagination einer ganz eigenen Wirklichkeit werden zum grundmenschlichen Versuch, die Trennung zu der Welt der Erscheinungen zu überbrücken.
Bildlichkeit und bildhafte Sprache verleihen der subjektiven Imagination der Wirklichkeit Raum zur Entfaltung und in der Sprache selbst vollendet sich die Erfahrung dieser Wirklichkeit. ...
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    Thomas Schölderle
Utopia und Utopie.
Thomas Morus, die Geschichte der Utopie
und die Kontroverse um ihren Begriff.


Thomas Morus erschuf zu Beginn des 16. Jahrhunderts die fiktive Insel Utopia, und gab damit, der von Platon mit der Politeia initiierten Tradition der Vision einer idealen Gesellschaft einen eigenen Begriff. Seither steht Utopia und die Utopie für vieles: Der positiven Konnotation von Utopia als idealem, fast paradiesischem Zustand des Zusammenlebens, steht die Kritik entgegen, die in dem Begriff den gedanklichen Vorläufer der großen totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts sieht. Im Volksmund schließlich wird das Utopische schlicht als Synonym für das Unmögliche und Realitätsferne gebraucht.
Thomas Schölderle versucht in seiner Dissertation eine Begriffsklärung. Morus ist für ihn der Kulminationspunkt, nicht nur als Wortschöpfer. In seinem Utopia sind bereits die verschiedenen Facetten des Begriffs und seine Ambivalenz angelegt. 
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    Peter Heather
Invasion der Barbaren
Die Entstehung Europas im ersten Jahrtausend nach Christus

Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke, Rita Seuß,
Thomas Wollermann.


Lange herrschte in der europäischen Geschichtsschreibung bei dem Stichwort Völkerwanderung das Bild einer mehr oder weniger planlosen Massenmigration von barbarischen Völkern vor, die im 1. Jahrtausend das mittelmeerische Imperium der Römer durch ihr „Einsickern“ zerschlugen und auf deren völkische Besonderheiten sich die Gründungsmythen zahlreicher moderner europäischer Staaten stützen. Dem setzt Heather die These von einem einheitlichen Reaktionsmuster der kleinen, unentwickelten politischen Einheiten des barbarischen Europa entgegen, die mit ihrer kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Kraft auf die Ungleichheit der antiken imperialen Ordnung antworteten und neue Gruppenidentitäten schufen. Die Massenmigration stellt er nicht in Frage, aber er sieht in ihr nicht die Ursache des Wandels, sondern seine Folge.
Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis macht den Anspruch einer Gesamtdarstellung deutlich: Migration und Staatenbildung von Hunnen, Germanen, Slawen und Wikingern zeichnen das Bild einer ersten, sich vor dem Hintergrund von erstarkenden Erbdynastien abzeichnenden europäischen Einheit. Durch Handel, auch mit außereuropäischen Reichen, wie Byzanz und den Kalifaten des Nahen Ostens, neue Waffentechnologie und das Aufkommen der Burgenarchitektur stellten sich Reichtum und Sicherheit eines nicht geographisch, sondern kulturell-militärisch bestimmten Mitteleuropas ein.
Den Begriff des Barbaren, in der Antike ein Pejorativ, benutzt Heather wertfrei. So vermittelt er kein Bild von wilden unzivilisierten Volksmassen. Ebenso wenig stützt er die soziologische These eines relativ friedlichen durch Migration erzwungenen Übergangs zu neuen Herrschaftsformen. 
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    Karen Gloy
Philosophiegeschichte der Zeit

Die Philosophie der Zeit ist unumstößlich von Platons Zeit-gedanken geprägt, ein (in sich) bewegtes Abbild des im Einen verharrenden Ewigen wie er ihn im Timaios gefasst hat und wie er in über zwei Jahrtausenden aufgegriffen, modifiziert oder in Theorien polemisch gegen ihn gewendet wurde. Die Bezugnahme ist selbst dort noch zu spüren, wo der Traditionszusammenhang verlassen wird und neue Themen auf den Plan kommen. Ihre Interpretationen der Zeittheoretiker, der Vorsokratiker, von Platon, Aristoteles, Plotin, Augustinus, Newton, Kant, Husserl und Heidegger stellt Karen Gloy in diesen philosophie-geschichtlichen Rahmen.
Wenn die Vorsokratiker in ihrem mystisch-zyklischen Zeitbild die Gestalt der Zeit als gleichzeitiges Existieren in ewiger Präsenz fassten und das klassische, mentale Denken sein Konzept im Linearen und Relativistischen verankerte, so würde die Autorin die Idee der Zeitgestalt der Postmoderne eher als Rhizom  wiedergeben.
In den vorliegenden einzelnen Essays verdichtet Gloy die Fülle der Zeitvorstellungen aus Physik, Psychologie, Ethnologie, Kunst und Sprachwissenschaften und schlägt einen großen Fächer von heterogenen Zeitbegriffen unterschiedlicher Völker, Kulturen und Epochen auf. Doch schließlich zeigt sie, wie wenig fassbar, bestimmbar, Zeit als solche ist und wie die Auffassung der Zeit vor dem
Hintergrund des jeweiligen geschichtlichen Bewusstseins in ihren Interpretationen changiert.
 
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Pierre Clastres
Archäologie der Gewalt
Aus dem Französischen von Marc Blankenburg.

Für diesen Band, der  innerhalb der Reihe Transpositionen bei Diaphanes erschienen ist,  wurden vier Essays Clastres’ aus den Jahren 1969 bis1977, die  posthum  in Recherches d`’anthropologie politique veröffentlicht wurden, ausgewählt.
Clastres’ Argumente für seine Grundthese über staatenlosen Gemeinschaften, für die er den Krieg als abgrenzendes Instrument ausmacht, um die Entwicklung staatlicher Institutionen zu verhindern und die Integrität der Gemeinschaften zu bewahren, stellt sich ganz in den Mittelpunkt der vier Aufsätze. Vielleicht hat diese Analyse heute eine größere Bedeutung für die Geschichte der Anthropologie, als dass sie, wie in den 1970iger Jahren, buchstäblich bahnbrechend für die Disziplin wäre. Doch Clastres Rolle als Vorreiter tritt in seinem Essay Ethnozid sehr klar zu Tage. Hier geht es um den Produktivitätswahn der Industriegesellschaften, die Hierarchie der Kulturen, die Gewalt des Überlegenen, die ethnozidäre Praxis vieler Staaten mit dem Zwang alle kulturellen Unterschiede einzuebnen, auch durch Genozide und Ethnozide. Und wie in einer Rückschau sieht man die Wälder, Arten, Menschen und Kulturen verschlingende Globalisierung der widerständigen, inneren Logik der segmentären Gemeinschaften gegenübergestellt.

 

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Josef  Peter Jeschke, Hans-Joachim Simm (Hg.)
Feste und Feiertage der Religionen der Welt
Kalender für das Jahr 2009

Authentische Textzeugnisse aus den Religionen der Welt und ein auffallend reicher Bilderschmuck machen das knapp 250-seitige Kalenderbuch zu einem multireligiösen Brevier. Jede Kalenderwoche wird von einem Text und einer zugehörigen Illustration gerahmt, die eines der im Kalendarium vermerkten Daten herausheben. Die wichtigsten Feste und Feiertage der Weltreligionen – des Christentum, des Judentum, des Islam, des Hinduismus, des Buddhismus und anderer Religionen – werden durch je eine eigene Farbe ausgewiesen; die unter andere zusammengefassten Religionen, wie Jainismus, Jesidentum, Zoroastrismus, Shinto oder Bahai teilen sich eine gemeinsame farbliche Kennzeichnung.

Mit einem Fußbodenmosaik aus einer Synagoge, der Abbildung eines chinesischen Mondkalenders, einem Vers aus einer Koransure und einer Textstelle aus der Genesis beginnt der Kalender, eine Nachbemerkung zur Bedeutung des Festes im Allgemeinen und kurze Erläuterungen zu den verschiedenen Kalendersystemen beschließen ihn.

 

 

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  Dominique Bourel:
Moses Mendelssohn.
Begründer des modernen Judentums.
Eine Biographie


Für seine 2004 auf Französisch und jetzt auf Deutsch erschienene Biographie Moses Mendelssohns wurde Dominique Bourel 2005 mit dem deutsch-französischen Parlamentspreis ausgezeichnet. Fein zeichnet er Mendelssohns Lernjahre in Dessau, seinen Umzug ins Berlin Friedrichs II, das Gewebe der Beziehungen zu den Denkern seiner Zeit. Über 600 Seiten vermag er es, den Leser mit der Geschichte des Sohnes eines einfachen Thora-schreibers zu fesseln, des Mannes, dem Gotthold Ephraim Lessing mit seinem „Nathan der Weise“ ein Denkmal setzte. Mendelssohns „Phädon“, dem meistgelesensten Werk der deutschen Aufklärung, widmet Bourel ein ganzes Kapitel und „belegt damit die Verwandlung des 'Mosche  Dessau’ in den deutschen Platon und den Sokrates von Berlin“.
Ein Schatz für sich ist der 200-seitige Anhang des Buches mit Anmerkungen, Quellen-Nachweis, Bibliographie und Personenindex.
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Richard Rorty
Philosophie als Kulturpolitik
Aus dem Amerikanischen von Joachim Schulte 

Rorty sucht die Philosophie pragmatisch zu verorten: Was kann die Phantasie der Intellektuellen, die im Sinne des Common sense materialistisch und utilitaristisch denken, heute noch an der philosophischen Literatur fesseln? In der vorliegenden Sammlung, die philosophische Texte über die Zeitspanne von 1996-2006 enthält und von Rorty selbst zusammengestellt wurde, spannt er einen weiten Bogen von den Vorsokratikern, Naturalisten, Moralphilosophen, zur analytischen Philosophie, um in Anlehnung an den Pragmatismus von Wittgenstein, Dewey, James, Peirce, die Kulturpolitik an die Stelle der Ontologie zu setzen. Erkenntnissuche ist absolut passé und angelehnt an den späteren Wittgenstein, der das Ziel in der Philosophie darin sah, der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zu zeigen, will Rorty einen solchen Ausweg in den Errungenschaften des Liberalismus aber ohne den ihn begleitenden Rationalismus finden.
Er führt uns, belesen und in einer mitnehmenden Leichtigkeit, durch alternative philosophische Systeme der Jahrhunderte. In seinem, bisher unveröffentlichten Text, „Pragmatismus und Romantik“ geht er der romantischen These nach, die Natur selbst sei ein von uns Menschen geschriebenes Gedicht. Man fühlt sich an den Wittgenstein’schen Satz erinnert  Die Menschen heute glauben, die Wissenschaftler seien da, sie zu belehren, die Dichter und Musiker etc., sie zu erfreuen. Dass diese sie etwas zu lehren haben, kommt ihnen nicht in den Sinn.

An anderer Stelle erteilt Rorty den Vertretern eines Wiederauflebens der Moralphilosophie eine lakonische Absage, räumt ihnen in Institutionen wie Krankenhäusern durchaus einen Platz ein und gesteht zu, sie bräuchten sich über ihren Platz am öffentlichen Futtertrog ebenso wenig Rechenschaft abzulegen wie Kollegen anderer Geisteswissenschaften, nur wer das kantianische Ross bestiege, den sollen wir mit Argwohn betrachten.“
In Rortys Lesart eines „Liberalismus ohne Rationalismus“, ist das „kantianische Ross“ allerdings nicht so fern wie er es gerne gesehen hätte: Wenn wir im Westen es schafften - so Rorty - uns von der Vorstellung der durch Zugehörigkeit zu unserer Spezies erzeugten universellen Moral zu lösen und diese Vorstellung durch den Gedanken zu ersetzen, dass wir eine Gemeinschaft des Vertrauens zwischen uns und anderen aufbauen, wären wir vielleicht besser imstande, Nichtabendländer von den Vorteilen eines Beitritts zu dieser Gemeinschaft zu überzeugen. Im Dialog mit den Nichtabendländern –  dieses Wort hätte gut zu einem Unwort einer der vergangenen Jahre werden können – könnte der Westen, der von der Prämisse ausgehe
von einer universellen menschlichen Fähigkeit, der Vernunft, einen besseren Gebrauch zu machen, dadurch ersetzt werden, dass man lehrreiche Geschichten darüber erzähle wie es bei uns im Westen aussehe, weil wir keine Sklaven mehr halten, mit der Ausbildung der Frauen begonnen haben, Kirche und Staat trennen, usw..
Jürgen Habermas hat in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Meister-Eckhart-Preises an Rorty, dies so zum Ausdruck:
Das Außeralltägliche der existentiellen Lebensentwürfe
muss (bei Rorty) allerdings mit den Gerechtigkeitsforderungen des politischen Liberalismus und mit den Aufgaben des demokratischen Intellektuellen in Einklang bleiben. Dem Leser könnte allerdings in den Sinn kommen, dass er sich mit einem flüchtigen Pragmatismus eingelassen und vielleicht vorschnell Metaphysik und Epistemologie über Bord geworfen hat

 

 

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Martin Kämpchen (Hg.):
Shri Ramakrishna.
Gespräche mit seinen Schülern
 

Shri Ramakrishna (1836-1886), der heute von vielen Hindus in Indien und der ganzen Welt als Avatara, als göttliche Inkarnation, verehrt wird, bezeichnete sich selbst, in Ablehnung von Titeln wie Guru oder Meister, als Staub vom Staub auf den Füßen der Bhaktas, der Gottliebenden. Der aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen in Westbengalen Stammende, folgte seinem älteren Bruder in den Kali-Tempel von Dakshineshvar bei Kalkutta, dessen Priester er 1856, nach dem Tod des Bruders, wurde. Zwölf Jahre lang unterzog er sich den Übungen von Lehrern und Lehrerinnen der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen, einschließlich christlicher und islamischer, und gelangte auf all diesen Wegen zur Gotteserfahrung. Die Wirkung seiner häufigen, von körperlichen Zusammenbrüchen begleiteten Ekstasen und Visionen auf seine Zeitgenossen war durchaus widersprüchlich: Eines Morgens kam in einer klapprigen Pferdekutsche ein unordentlich ausschauender junger Mann, ungenügend gekleidet und mit einem weniger als ungenügenden Benehmen. Er wurde uns als Ramakrishna, der Paramahamsa von Dakshineshvar, vorgestellt. Seine Erscheinung war so anspruchslos und einfach, …Doch bald begann er sich in einem tranceähnlichen Zustand zu unterhalten, wobei er von Zeit zu Zeit gänzlich bewusstlos wurde. Was er sagte war jedoch so tief und schön, dass wir bald erkannten, dass er kein gewöhnlicher Mensch war. Die in diesem Band vorgestellten Gespräche mit seinen Schülern, wurden von Mahendranath Gupta, einem Schulleiter aus Kalkutta aufgezeichnet, der Shri Ramakrishna regelmäßig besuchte, auf seinen Ausflügen begleitete und einen präzisen Eindruck von dem Kreis der Menschen gibt, der den Heiligen umgab. Ein Glossar der religiösen Begriffe, der Alltagsbegriffe und der Namen und vor allem der ausführliche Kommentar des Übersetzers und Herausgebers haben ihren Anteil an dieser schönen Ausgabe.
 

 

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  Ernst Bloch
Der unbemerkte Augenblick
Feuilletons für die
"Frankfurter Zeitung" 1916-1934


Liegt es an den Autoren, am Publikum oder an den Redakteuren? Der größte Teil der 63 Feuilletons Ernst Blochs würde heute in keiner der großen deutschsprachigen Zeitungen abgedruckt werden. Natürlich ist es anspruchsvolle Kost und auch Siegfried Kracauer, seiner Zeit Feuilletonredakteur der Frankfurter Zeitung – nach Bloch das Urblatt der Gediegenheit – nahm nicht alles, was der Philosoph ihm schickte. Die Essays und Anekdoten, die Landschafts-, Zeit- und Gesellschaftsbilder, die Besprechungen und kleinen Stücke taugen nicht als Unterhaltungslektüre. Blochs Sprache schreckt vor keinem Verständigungswagnis zurück und spürt das Tiefe und Bedeutungsvolle unter jeder Oberfläche auf: das affektive Erlebnis einer frühesten Morgenstunde, das Lesen in der uralten, mythologisch durchfurchten Landschaft des Brockens oder im wässrigen, jung besiedelten Kolonistenland Brandenburgs, in dem Berlin, ohne im geringsten über sich täuschen zu könnendas Gespenst einer besseren Zukunft sein könnte. Auch die Verteidigung Karl Mays - einer der besten deutschen Erzähler - gegen seine bürgerlichen Kritiker, allerdings nur des Karl May bis zum Reich des silbernen Löwen!? Ein Ende 1927 erschienener Essay, Der unbemerkte Augenblick, der auch dieser Sammlung den Titel gibt, gehört zu sechs hier abgedruckten Neufunden. Es ist eine Art Kontemplation über die Schwierigkeit, den gegenwärtigen Moment wahrzunehmen, sich zum großen Jetzt konkret zu verhalten und vielleicht das Eindrucksvollste dieser nicht leicht und dennoch mit großem Genuss zu lesenden philosophischen Feuilletons.

 

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2017 yuba edition / Axel Klappoth  (Berlin)
 Stand: 08. November 2018