Biographien
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Helen Roth
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Susanne
Kerckhoff
Susanne
Kerckhoffs schonungslose Selbstbefragung bleibt im Nachkriegsdeutschland
und seiner von Beschönigung und Opportunismus geprägten Seelenlandschaft
eine unerhörte, aber auch ungehörte Botschaft. Nach eigenem Bekunden
politisch naiv und rein humanitär, formuliert die Autorin radikal: „Wer
im Frühling 1945 nicht aus dem Gefängnis oder dem Konzentrationslager
kam, ist mitverantwortlich.“ Das sind nicht nur Worte, schon gar keine
Floskeln. Wenn sie von Schuld und Pflicht zur Wiedergutmachung spricht,
dann nicht allgemein, sondern als ureigene Last, als „eine moralische
Forderung, [...], die jetzt in kleinen Münzen der Verzweiflung bis zum
Tode abgetragen“ werden muss. |
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Carolin Würfel Die
traditionellen Frauen-Handwerke Kochen und Weben zu Mitteln der
Lebenskunst und der Befreiung aus dem grauen Alltag umschaffen – was für
eine Vorstellung? Ingrid Wiener gelingt genau das. Die junge Frau, nach
dem Urteil ihres Lehrers zu gutaussehend für die weiterführende Schule,
findet früh Kontakt zur Wiener Gruppe, einer Vereinigung von
österreichischen Schriftstellern, die in den 50er und 60er Jahren von
sich reden macht. Ihr gehören Männer wie Hans Carl Artmann, Gerhard
Rühm, Friedrich Achleitner oder Oswald Wiener an, der später ihr Ehemann
wird. Eine andere Lebenstechnik, die sie schon in ihrer Jugend
beherrscht, ist es, die Menschen zu finden, die ihrem Lebenshunger
Nahrung geben und zu ihrer emotionalen Verfassung passen. Anders als
vielleicht vermutet, findet eben sie die Männer, und nicht umgekehrt,
und – wie Carolin Würfel in zahllosen Interviews und gemeinsam
verbrachten Stunden mit ihrer Heldin herausfindet – ist sie „die
Frau die Abstand hält“.
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Die Briefe, die Hermann Hesse zwischen seinem 47sten und seinem 55sten
Lebensjahr verfasste, spiegeln eine tiefe körperliche und psychische
Krise wider. Im Mai 1925 schreibt er über die Tristesse seines
Aufenthalts in Basel, über die enge Bude, das Essen in Wirtshäusern,
über das,
was
die Eheverhältnisse mit der jungen Sopranisten Ruth Wenger mit sich
bringen: „Und wenn es mich nicht fröre und ich nicht auf den Hund
gekommen wäre, könnte ich das kleine Buch jetzt schreiben, das mir
diesen Winter in Basel eingefallen ist ... stattdessen tue ich wieder
einmal Kärrnerarbeit und gebe alte Dichter heraus, so daß es nicht am
Opium der Arbeit fehlt.“ Er thematisiert diesen desolaten Zustand in den
Briefwechseln mit Dichterkollegen und Freunden, wieder und wieder, auch
wenn viele dazu diplomatisch schweigen oder versuchen, ihn von seiner
Resignation abzubringen. Und doch vermag er diese innere Zerrissenheit
und seine „seelischen Spannungen gegen die Umwelt“ zum Gegenstand seiner
Dichtung zu machen und in dieser Zeitspanne, mit neuen Imaginationen und
zunehmend wiedergewonnener Kreativität, drei seiner literarischen
Hauptwerke zu schaffen.
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John
Clare Die
titelgebende Reise aus Essex im Juli 1841 war in Wirklichkeit eine Flucht. John
Clare (1793-1864) verließ die psychiatrische Klinik in Epping Forest bei
London, in der ihn besorgte Freunde 1837 untergebracht hatten, buchstäblich
bei Nacht und Nebel und brachte die 140 km bis ins heimatliche Northborough
bei Northampton in vier Tagen ohne Wegzehrung und Obdach hinter sich. In
einem Brief an Matthew Allen, seinen Arzt in Epping Forest, bekennt er,
„… das grösste ärgernis an einem orte wie dem euren sind jene als
bedienstete zurecht gemachte wärter welche oft eine macht über mich
geltend machten als wäre ich ihr gefangener …“ Ein womöglich noch
wichtigerer Fluchtgrund, von dem er schreibt, ist die Sehnsucht nach Mary,
seiner früheren, aber schon seit mehreren Jahren verstorbenen, Geliebten, die
ihm jedoch weiter als geliebte Ehefrau und Muse im Sinn ist.
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Marina
Abramović mit James Kaplan IIhre
erste internationale Performance,
Rhythm 10,
1973
in Edinburgh, die einem slawischen Trinkspiel nachgebildet war, kommt für Marina Abramović einem Initiationserlebnis
gleich. In immer schnellerem Takt sticht sie nacheinander 10 Messer
zwischen die Finger ihrer gespreizten Hand. Auf dem untergelegten weißen
Papier mehren sich die Blutflecken. Zwei Tonbandgeräte geben den Takt
vor, bzw. nehmen den Takt und das Aufstöhnen bei den Verletzungen auf
und bilden dann den Takt für die nächste Runde. In der Überschreitung
ihrer körperlichen Grenzen, findet sie das Medium, mit dem sie zukünftig
arbeiten will. 1975 stellt sie in Kopenhagen die einstündige Arbeit Art
Must Be Beautiful
/Artist Must Be Beautiful
vor, in der sie ihren Kopf mit Drahtbürste und Metallkamm bearbeitet
und sich dabei Büschel von Haaren ausreist und das Gesicht
zerkratzt. Sie hat dabei die bürgerliche Wohlfühlkunst im Auge,
„denn ich war zu der Überzeugung gelangt, dass Kunst verstörend sein
muss, dass Kunst Fragen stellen und zukunftsweisend sein muss.“
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Peter Handke |
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Terry Gilliam Gilliamesque – Meine Präposthumen Memoiren Wilhelm Heine Verlag, 2015 Diese autobiographische Skizze gewährt einen Blick in die Wunderkammer, aus der Terry Gilliam mit aberwitziger Fantasie und nicht enden wollender Energie Ideen freisetzt. Gilliams streng schauendes Konterfei ziert das Cover und aus seinem abgesäbelten Schädel fliegen die Gestalten seiner Filme, Baron Münchhausen auf der Kanonenkugel, Jill Layton aus Brazil, getragen von metallenen Schwingen, Harpyien-gleich, Don Quijote auf Rosinante und ein antik anmutender, gezeichneter Fuß. Mit seinen Zeichnungen, Sketchen und Cartoons zerlegt Gilliam das Leben wie ein verrückt gewordener Alchemist und fügt es in seinen Filmen in lebendigen Bildern wieder zusammen: „Ich arbeitete Nacht für Nacht, und in den frühen Morgenstunden ergaben sich die Szenen dann plötzlich wie von selbst. Plötzlich entstand aus der Beziehung zwischen zwei Objekten eine ganz neue Bedeutung, deren Sinn mir allerdings selbst nicht klar war.“ mehr |
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Lotte meine Lotte
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George Tabori
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Gernot Wimmer (Hg.)
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Max Frisch
Suhrkamp Verlag 2014
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Peter Becher, Steffen
Höhne, Marek Nekula (Hg.) Kafka und Prag Literatur-, kultur-, sozial- und sprachhistorische Kontexte Böhlau Verlag, 2012 Franz Kafkas Verhältnis zur zionistischen Bewegung, zu ihren Ideengebern wie Hugo Bergmann, Hans Kohn, Gustav Landauer, Felix und Robert Weltsch, zumeist Freunde und Kommilitonen des Dichters oder zum Prager Verein jüdischer Studenten, dem Bar Kochba, ergibt sich aus seiner unmittelbaren Lebenswelt. So stellt sich nicht die Frage ob Kafka, sondern wie er von diesen Ideen beeinflusst war. Kateřina Čapková, eine der neunzehn Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes, versucht seiner, 1917, in Martin Bubers Zeitschrift Der Jude veröffentlichten Erzählung Schakale und Araber solche Antworten abzulauschen. Der Text, der um die Themen Abhängigkeit, Parasitentum und Gier, wie auch um die Suche nach Reinheit kreist, ließe sich unschwer auf Palästina und das jüdische Siedlungsprojekt beziehen. Oder könnten die Protagonisten der Handlung – Araber, Schakale und ein Europäer – auch den jüdisch-deutsch-tschechischen Kontext der heimatlichen Prager Gesellschaft Kafkas spiegeln? mehr
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Adam Jaromir und Gabriela Cichowska Fräulein Esthers letzte Vorstellung Eine Geschichte aus dem Warschauer Ghetto Dieses in dunklen, erdigen Farben gestaltete Bilderbuch ist ein Denkmal für den polnischen Arzt, Kinderbuchautor und Pädagogen Janusz Korczak (1878-1942), dessen Geschichte im Osten Deutschlands jedes Kind kennt. Es schildert die Zeit vom 13. Mai bis zu jenem 6. August 1942, dem Tag, an dem das Waisenhaus im Warschauer Ghetto aufgelöst wurde und Korczak aus freiem Willen seine Mitarbeiter und die 192 Kinder auf ihrer Todesfahrt nach Treblinka begleitete. Der tieftraurige Ton des Buches hellt sich nur selten auf: einmal, in einem dreiteiligen herausklappbaren Bild, das, hinter dunklen Fassaden verborgen, den Blick auf unbeschwerte Zeiten freigibt, als die Kinder noch im sonnendurchfluteten Haus außerhalb des Ghettos zu Hause waren und ein anderes Mal, als der indische Dichter und Philosoph, Rabindranath Tagore, ein Zeitgenosse und Seelenverwandter Korczaks, in das Leben der Kinder tritt. Sein Bühnenspiel Das Postamt, das Fräulein Esther mit den Kindern einstudiert, verwandelt das Waisenhaus, drei Wochen vor dem Abtransport, in eine fremde Welt mit exotischen Tieren, Musik und Tanz und lachenden indischen Mädchen.
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Ralf Beil und Burghard
Dedner (Hg.) |
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Rainer Schmitz (Hg.) Von Schloß Langeweile pflegte Alexander von Humboldt seine Briefe aus Tegel an Henriette Herz (1764-1847) abzusenden. Allerdings nur die in hebräisch verfassten, eine Sprache in die er, wie auch sein Bruder, von der großen Salonnière selbst eingeführt worden war und die Unbefugten gegenüber verbergen sollte, dass man sich in der Gesellschaft jüdischer Frauen besser unterhielt als auf dem Schlosse der Väter. Im Gegensatz zum Hofadel mit seinem kalten, steifen Formenwesen und seinen Pleureusenmenschen waren Zwanglosigkeit und Offenheit in den jüdischen Häusern die ureigenste Bedingung einer neuen Geselligkeit. Ihre wichtigsten Bildungs- und Beschäftigungsimpulse erhielt die vornehmlich jüdische Salonkultur in Berlin von dem Philosophen Moses Mendelssohn, ob sie persönlich inspiriert waren oder vermittelt durch die von ihm zusammen mit Friedrich Nicolai und Gotthold Ephraim Lessing veröffentlichte Zeitschrift Briefe, die neueste Literatur betreffend. So war es kaum ein Zufall, dass eine der ersten Lesegesellschaften im Hause Dorothea Veits stattfand, der Tochter Mendelssohns und der späteren Gattin Friedrich Schlegels.
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Chris Williams (Hg.)
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Bertolt Brecht
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Burcu Dogramaci und Karin
Wimmer (Hg.):
Der in Deutschland als
Bolschewik und in der Sowjetunion als Kapitalist denunzierte Architekt
Ernst May ging mit seiner Familie nach Ostafrika, um sich, wie er seinem
Freund Martin Wagner schrieb, an den Hängen des Kilimandscharo als
Pflanzer sein „eigenes Drittes Reich“ zu schaffen. Wagner teilte mit
Bruno Taut einige Exiljahre in der Türkei und war wie der in die USA
emigrierte Ludwig Mies van der Rohe in der Weimarer Republik Mitglied
der Architektenvereinigung Der Ring, deren Kommunikationsnetz, trotz der
in die unterschiedlichsten Winkel der Erde verschlagenen Exilanten,
Bestand hatte.
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Udo Bermbach Die von den Erbe-Verwaltern Wagners, vor allem von Houston Stewart Chamberlain und Hans von Wolzogen, betriebene Identifizierung der Wagnerschen Weltanschauung mit der nationalsozialistischen Ideologie hielt nach 1945 ungebrochen an. Hans von Wolzogen hatte als eine der zentralen Figuren des „Wahnfried-Kreises“ und in seiner 50-jährigen Tätigkeit als Redakteur und Herausgeber der „Bayreuther Blätter“ das Feld bearbeitet, auf dem ihm gleich gesinnte Autoren nachfolgten. Erst 1957 und dann in den 60er Jahren bricht der Bann. Mit den Gelehrten und ehemaligen jüdischen Emigranten, Theodor W. Adorno, Ernst Bloch und Hans Mayer, treten in den „Bayreuther Programmheften“ Autoren auf den Plan, deren Biografie und gesellschaftlich-wissenschaftliche Reputation den Bruch mit der völkischen Tradition signalisieren.
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Wilfried F. Schoeller: Döblin. Eine Biographie Der als einer der ersten Exilautoren schon 1945 zurückgekehrte Alfred Döblin (1878-1957) konnte als Jude, Linker und Schriftsteller, noch dazu in der Uniform eines Literaturinspekteurs der französischen Militärverwaltung, nicht unbedingt auf einen warmherzigen Empfang hoffen. Aber die Eiseskälte, die ihm, wie später der gesamten Exilantengemeinde im westlichen Deutschland entgegenschlug muss ihn schwer getroffen haben. Seinem 1949 erschienenen, 4-bändigen, Revolutionsroman November 1918 blieb der große Erfolg versagt. Zudem trieb ihn seine Intimfeindschaft zu Thomas Mann zu den merkwürdigsten, ans Skandalöse grenzenden, Nachstellungen, was ihm von Erika Mann den Vorwurf eines „hysterisch blökenden Neidhammels“ eintrug. Auch seine Konversion zum Katholizismus, 1941 in Frankreich, wie die Zensortätigkeit für die französische Verwaltung scheinen der Rezeption seines Werkes eher geschadet zu haben. Nach den zwölf Exiljahren in der Schweiz, Paris, Südfrankreich, Lissabon und Hollywood betrat der Autor von Berlin Alexanderplatz 1947 erstmals wieder die Stadt, die ihm vor allen zwischenzeitlich erlebten Metropolen die liebste geblieben war.
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Denis Bertholet
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Alexander von Humboldt – Familie
Mendelssohn
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Erich Mühsam
„Immer halb Flucht, halb Grenzüberschreitung“ – so beschreibt der
Herausgeber Chris Hirte das Leben des berühmten Anarchisten. Erich
Mühsam (1878-1934) selbst, Opfer der gesellschaftlichen und politischen
Verhältnisse und privat immer in Geldnot macht sich diese Zuschreibung
nicht zu eigen, kämpft vielmehr zeit seines Lebens gegen diese scheinbar
schicksalhafte Rollenzumutung an. Mit unerschütterlicher Beharrlichkeit
glaubte er an den Weltwandel, der den freien Menschen hervorbringen
sollte. Seinen Beitrag sah er in der Aufrüttelung der Massen, in der
Anstachelung zur Revolution und als seine
künstlerisch-schriftstellerischen Aufrufe keine revolutionäre
Breitenwirkung entfachten, wurde die kompromisslose Umsetzung der
anarchistischen Lebensutopie im eigenen Leben sein wichtigstes Ziel.
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Justine Picardie
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Bärbel Meurer Marianne Weber. Leben und Werk. Mohr Siebeck Verlag, 2010 Entgegen dem überkommenen Bild von einer konservativen Frau, deren wissenschaftliche Arbeiten im wesentlichen vom Geist ihres berühmten Mannes inspiriert seien, entdeckt diese akribisch recherchierte Biographie in Marianne Weber eine politisch unabhängige und wissenschaftlich kreative Persönlichkeit. Ihre Mitgliedschaft im Bund Deutscher Frauenvereine und ihre spätere Leitung bezeugen eine linksdemokratische, feministische Haltung, die ganz im Gegensatz zum mütterlich fürsorglichen Rollenbild traditioneller Frauenvereine steht. Als wichtigsten Beitrag Max Webers zur Bildung und zu den wissenschaftlichen Arbeiten seiner Frau nennt die Autorin passender Weise sein „Nichtstun“. Allerdings, die Freiheit zu entscheiden, was und wie sie lernen und arbeiten wollte um die sie in ihrem Elternhaus kämpfen musste, konnte sie tatsächlich erst in ihrer Ehe verwirklichen. mehr
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Helmuth James und Freya von
Moltke Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel September 1944 – Januar 1945 Herausgegeben von Helmuth Caspar von Moltke und Ulrike von Moltke Durch seine Haft auf das Schreiben beschränkt, entwickelte sich in dem Briefwechsel Helmuth James von Molkes mit seiner Frau Freya eine Intensität der Kommunikation, die Menschen sonst eher wortlos und in größter Intimität erleben. Mit der Verlegung Moltkes aus dem Konzentrationslager Ravensbrück in das Strafgefängnis Tegel Ende September 1944 ergab sich für das Paar die Möglichkeit, über den Gefängnispfarrer, Harald Poelchau, an der Zensur der Nationalsozialisten vorbei, täglich Briefe auszutauschen. Der Briefwechsel, der bis zur Exekution des wegen Hochverrats schuldig gesprochenen am 23. Januar 1945 reicht, wird hier komplett und originalgetreu zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.... mehr
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Jan Willem Stutje Rebell zwischen Traum und Tat Ernest Mandel (1923-1995)
Aus dem Niederländischen von Klaus Mellenthin
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Elke Heidenreich und Tom Krausz Dylan Thomas – Waliser. Dichter. Trinker
„ Ich bin ein verrückter Benutzer von Worten, kein Dichter“ – alles
akademisch-intellektuelle in seinem literarischen Schaffen lehnt Dylan
Thomas ab. Weltberühmt, ist er doch der große Unbekannte geblieben. Bob
Dylan, die Beatles und die Rolling Stones waren fasziniert und
inspiriert von seiner Dichtung, genau wie Richard Burton, Elizabeth
Taylor und Catherine Zeta-Jones. Was macht das Besondere an seinem
Schreiben aus? Die Leidenschaft, das Düstere und die Intensität seiner
Sprache?...
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Denise Rüttinger Die Antwort auf die Frage nach dem literarischen Vermächtnis Klemperers lautet: „Beobachten, Überleben, Bewahren. (…) In einem lebenslangen autopoetischen Prozess versucht Klemperer als Schriftsteller, Journalist, Wissenschaftler, Briefschreiber, Autobiograph und Diarist, zumindest Teile seines „Dagewesenseins“ zu bewahren. Schreiben dient ihm zur Existenzbewahrung.“ So jedenfalls sieht es Denise Rüttinger, die mit ihrer Dissertation, die erste umfangreiche literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem autobiographischen Schreiben des jüdischen Romanisten vorlegt. .... mehr
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Antje Vollmer Doppelleben: Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop
Schloss Steinort, in unmittelbarer Nähe des Führerhauptquartiers
Wolfsschanze, und ein ehemaliger Pfarrhof in Peterskirchen bei München
sind die geographischen und gesellschaftlichen Pole, zwischen denen die
Lebenswege von Heinrich und Gottliebe von Lehndorff ausgebreitet werden.
Der Titel des Buches, Doppelleben, ist auf seine Protagonisten, aber
mehr noch auf diese Schauplätze mit ihrem widersprüchlichen Geschehen
gemünzt. |
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Felix Mendelssohn
Bartholdy - Albert Einstein nannte ihn einen glänzenden Briefeschreiber. Er lobte
die Anmut seiner Briefe und die Liebenswürdigkeit der Haltung, die in
ihnen zu Tage tritt: Doch wusste er die eigentümliche Freude wie wohl
nur wenige zu genießen, die mit dem Empfang und Schreiben eines Briefes
verbunden ist. Nun liegt im Jahr des hundertsten Geburtstages von
Felix Mendelssohn-Bartholdy der erste Band, der in 5 Bänden angelegten
Gesamtausgabe seiner Briefe vor. Diese Briefe sind literarische Besonderheiten, sie bereichern Biographien von Dichtern, Künstlern, Berühmtheiten um schöne Sequenzen aus Mendelssohns Erleben, sie zeigen das Werden eines Genies in sehr persönlichen Selbstzeugnissen, sie breiten geschichtliche und musikgeschichtliche Details und präziose Begebenheiten aus. Welche der vielen künstlerischen und menschlichen Seiten Felix Mendelssohn-Bartholdys sich in dieser Briefsammlung besonders ins Licht rückt, das wird beim Leser selbst und seinen Interessen liegen.
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oder
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Einar Schleef Tagebuch 1999-2001: Berlin, Wien. Ein Ein-Kämpfer, aufgerieben zwischen Ost und West, keinem zugehörig, heimatlos, leidet unter kleinlichen verkrusteten Formen und an sich selbst? Fades will er nicht zulassen, bei sich nicht, im Alltag nicht, nicht in der Kunst. Über den Tagebuchtexten der letzten Lebensjahre Einar Schleefs, von noch so kurzen Eintragungen bis zu längeren Essays, steht diese Radikalität wie eine Prämisse. Von einem fast gewalttätig nüchternen Realismus getragen, wendet er sich, Zuflucht nehmend, immer wieder dem Surrealen und Metaphysischen zu. „ Die haben sie wohl nicht alle!“ schreibt er über Freunde, die für ihn eine vereitelte Professorenpension betrauern, sieht er doch in jedem ‚Schlag’ eine Möglichkeit sich zu verjüngen. „Deshalb kann man nicht stark genug gedroschen werden.“ Wien und Berlin, sind die Orte wo er in seinen letzten Jahren, von 1999 – 2001, die Arbeitstätten für sein Schaffen hatte. In einem Meer von Unruhe gibt es für ihn nur zwei Orte der Entspannung: das Schreiben und das Schwimmen, in der Donau oder im See. In einer Tagebucheintragung beschreibt er wie er am Donauufer in Wien entlang geht und der Leser wird in sein Gehen mitgenommen, wie in Zeitlupe, wie im Traum ziehen Bühnenbilder vorbei, einzelne Szenen darin werden wieder und wieder minutiös beleuchtet; das Theater ist immer dabei. Vorboten der Katastrophe, des Endes des Leibes lassen ihn vielleicht gegen sein eigenes Vergessen und sein ‚Vergessen werden’ schreiben und doch ist da, unverwüstlich, seine messerscharfe Reflektion: „Warum horte ich meine Vergangenheit, zu was sitze ich an einem hellen Sonntag nach einem ausgiebigen Frühstück in einem ehemaligen DDR Kurheim und räsoniere, Onanie.“ Seine Inszenierungen waren umjubelt und umstritten, er als Künstler geliebt und gehasst. Für Elfriede Jelinek ist er das Nachkriegsgenie des Ostens und Fassbinder das für den Westen. Für ihren Theatertext: “Macht nichts. Eine kleine Trilogie des Todes“, hatte Schleef schon mit den Proben begonnen. Sein früher Tod hat ihn seine Inszenierung nicht beenden lassen. „Mir kommt kaum ein Wort über die Lippen“, steht als letzter Satz in seinem Tagebuch. Dieser 5. Band des Tagebuchwerkes von Einar Schleef ist mit einem Nachwort von Johannes Windrich versehen und – sehr nützlich – einem Orts- und Personenverzeichnis.
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Eva-Hesse Eva Hesse ist eine
Pound-Kennerin durch und durch. Belesen navigiert sie durch die ganze
Breite der philosophischen und literarischen Original-Landschaften, die
den Hintergrund für Pounds Werk bilden. Sie entwirft ein detailreiches
Bild des hochexplosiven Barden, der an den Anfang seines Studiums
die provencalische Liebesdichtung setzte, der sich von Dante, Avicenna,
Giordano Bruno und Lichtphilosophen wie Plotin oder Johannes Scotus
Eriugena in seinen Cantos inspirieren ließ, und der am Ende das
Scheitern seines eigenen Lebensgedichts auf seinen Mangel an
mitfühlender Liebe zurückführen muss. Wo Liebe ist, da ist
Wahrnehmung, hält er sich, so scheint es, später selbst entgegen.
Am Ende des Buches findet man Pounds Canto 36 im englischen Orginal und von der Autorin ins Deutsche übersetzt, ausführliche Literaturbelege und eine dicht gesetzte biografische Zeittafel zu Ezra Pound.
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R. Larry
Todd Todd feiert in dieser
mächtigen Biographie den Komponisten und Künstler, den Reisenden, den
Gelehrten, dessen Leben vollständig in der Musik aufging. Fünf Jahre
nach der Veröffentlichung der englischen Ausgabe liegt sie nun in
deutscher Übersetzung vor. Mit knapp 800 Seiten beschreibt die
Biographie mit den auf den verschiedensten Ebenen und ins Kleinste
recherchierten Details, Text- und Notenzitaten, Schwarzweißporträts und
einigen farbigen Tafeln das Lebenswerk eines unserer größten Musiker.
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Herzzeit
Selten sieht man zwei Menschen so tief ineinander einbrechen und so zart
und behutsam kommunizieren, ohne die Bitternis, die zuerst wie zufällig
und dann immer dramatischer aufkeimt, vermeiden zu können. Der überaus
tragische Klang der Briefe – oder klingen sie nur so tragisch, weil man
den Ausgang kennt? – lädt zum Mitbangen ein, zum Suchen nach Worten und
Haltungen, an denen das Ganze scheitern muss. Das Bemühen Ingeborg
Bachmanns scheint größer, ihre Briefe länger, ihre Voraussicht weiser.
Aber Celan hat es schwer. Angefüllt mit der Ungeheuerlichkeit seines
Vernichtungserlebnisses in der galizischen Heimat stößt er im 50er
Jahre-Deutschland auf eine Wand aus Ignoranz und Gehässigkeit, die ihn
immer neuen Verletzungen ausliefert. Ein Briefwechsel mag nicht
jedermanns Sache sein, aber dieser ist anders. Neben ganz kleinen
Versuchen zu sprechen begleiten ihn viele nicht abgeschickte Briefe,
Gedichte, Widmungen, Einbrüche von Schweigen. Ihre in den 13 Jahren von
der ersten Begegnung im Mai 1948 bis zum Abbruch der Kontakte Ende 1961
geschriebenen Briefe kommen aus Wien, München, Zürich oder Rom, seine
durchweg aus Paris. Sie beleuchten eine Beziehung, die, in vielem an die
großen Liebesdramen der Weltliteratur erinnert, aber sie ist selbst
erlebt und in diesen Briefen aufgeschrieben. Das ist einzigartig. Andere
Große der Literatur sind Zeugen oder Mitakteure, vor allem Nelly Sachs
und Max Frisch. 1970 beendet Paul Celan sein Leben selbst. Ingeborg
Bachmann stirbt nur drei Jahre später an den Folgen eines Brandunfalles.
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Jerzy Ficowski Wie der Dichter am Ostersonntag 1933 von einer Stafette helfender Frauen geleitet, der Schriftstellerin Zofia Nalkowska begegnet, die dann seinem Manuskript mit ihrem Urteil – die sensationellste Entdeckung in unserer Literatur – einen geradezu triumphalen Weg in das Licht der Öffentlichkeit bahnte, gehört zu den schönsten Teilen dieser Lebensbeschreibung. Der Autor selbst nennt sie biographische Informationen und Glossen eines faszinierten Lesers am Rande eines großen Werkes. Ficowski, der vergeblich versucht hatte, Bruno Schulz noch kurz vor dessen Tod – er wurde im November 1942 auf offener Straße von einem SS-Mann erschossen – kennen zu lernen, ist mehr gewesen als ein faszinierter Leser. Er hat das Werk des verehrten und geliebten polnisch-jüdischen Dichters, Graphikers und Zeichners über ein halbes Jahrhundert erforscht, und schildert es voller Empathie und aus großer Nähe. Bruno Schulz verbrachte sein Leben mit Ausnahme weniger Reisen in seinem galizischen Geburtsort Drohobycz, der heute in der westlichen Ukraine liegt. Nach abgebrochenen Architektur- und Kunststudien arbeitete er als Kunstlehrer, ein ungeliebter Beruf, der ihn vom Schreiben und eigenen graphischen und zeichnerischen Arbeiten abhielt. Von schwacher Gesundheit und ungewöhnlich schüchtern und skrupulös war Schulz, um seine Dichtung ins Leben zu bringen, auf die Hilfe guter, zartfühlender Freunde angewiesen. Die Philosophin Debora Vogel, die er über den Schriftsteller Stanislaw Ignacy Witkiewicz kennen lernte, war solch eine Freundin und Geistesverwandte. Sie war die erste und lange Zeit einzige, der Schulz seine mythologischen Erzählungen zu lesen gab. Er schickte sie ihr als Postskripte seiner Briefe nach Lemberg. Es waren die Texte, die ihm das überschwängliche Lob der Nalkowska eintrugen und die später unter dem Titel Zimtläden herauskamen. Darüber hinaus existiert noch ein zweites Buch, Sanatorium zur Todesanzeige, und außer Briefen noch eine Handvoll von Zeitschriftenartikeln. Ein großer Teil des literarischen und bildnerischen Werkes von Bruno Schulz gilt als verschollen. Das letzte Märchen von Bruno Schulz ist der Titel des Schlusskapitel. Es berichtet von der letzten Arbeit des Malers Bruno Schulz, der Innenausmalung einer Drohobyczer Villa. Sie wurde im Februar 2001 von dem deutschen Dokumentarfilmer Benjamin Geissler wiederentdeckt und in seinem Film Bilder finden dokumentiert. Mitarbeiter der Gedenkstätte Yad Vashem stahlen in den darauf folgenden Monaten den größten Teil der Malerei und brachten ihre Beute nach Israel – ein Akt, der nicht nur Juden, Polen und Ukrainer verständnislos und entsetzt zurückließ. Der 2006 gestorbene Autor dieser Biographie, Jerzy Ficowski, war polnischer Schriftsteller, Übersetzer und Ethnologe. Während der stalinistischen Ära tauchte er, um der polnischen Staatssicherheit zu entgehen, bei wandernden Roma unter. An seinem Begräbnis nahmen neben den öffentlichen Personen aus Staat und Kirche viele Juden und Roma teil.
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Reiner Stach Der virtuos erzählende Autor begnügt sich nicht mit der Wiedergabe von Tagebuch- und Briefauskünften. Er nimmt Anteil, erwägt, was gewesen wäre, wenn ... und folgt, wo sich kein Belegmaterial findet, auch seiner Vorstellungsgabe. Etwa Milena Jesenská, die Journalistin, tschechische Übersetzerin und Geliebte Kafkas, die in diesem zweiten Teil der Lebensbeschreibung eine so große Rolle spielt: Ihre Liebesgeschichte zieht sich über drei Kapitel hinweg. Angesichts der präzisen Selbstzeugnisse Kafkas könnte diese epische Breite verwundern, aber das ist alles fesselnd erzählt und, was bedeutsamer ist, es nimmt den Kafkaschen Tagebuch- und Briefdokumenten nichts von ihrer Kraft. Im Gegenteil, die Zitate erscheinen wie sprachlich-seelische Kostbarkeiten, eingebettet in den Gang der Erzählung. Das gilt auch für die anderen Teile dieses Bandes, wie das kuriose und für den Dichter eher unwürdige Gebaren um den Fontane-Preis, die Liebschaft mit Julie Wohryzek, die unter dem Eindruck der Begegnung mit Milena von Kafka erstaunlich routiniert beendet wird, das Ringen um den nicht enden wollenden und nie abgeschickten Brief an den Vater, die Arbeit an Das Schloss, seinem dritten Roman oder die Gemeinschaft der letzten Monate mit Dora Diamant am Rand von Berlin. Mit dem ersten, 2002 erschienenen Band, der Die Jahre der Entscheidung, 1910 bis 1915, schildert und diesem, die letzten acht Jahre, bis zum Tod Kafkas, 1924, behandelnden Werk ist die biographische Unternehmung Reiner Stachs auf etwa 1400 Seiten angewachsen. Auf den dritten, der Kindheit und Jugend des Dichters gewidmeten und lebensgeschichtlich ersten Band, wird der Leser warten müssen bis der in Israel befindliche Nachlass Max Brods zugänglich ist.
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Christoph Jünke
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Doris Lessing Schritte im Schatten Werkauswahl in Einzelbänden: Bd 3: Übersetzt von Barbara Christ Im London der beginnenden 50iger Jahre, in einer kargen, vor dem Clearing Act noch mit schwarzen Nebeln verhangenen Nachkriegs-Tristesse, galt Doris Lessing, alleinstehend mit Kind und gerade aus Rhodesien angekommen, als die Exotin schlechthin. Kurz zuvor war ihr Roman Afrikanische Tragödie, eine Kritik an der rassistischen Politik Südafrikas veröffentlicht worden, und bald gehörte sie zum kulturellen Kreis kommunistischer Intellektueller. So steht in Schritte im Schatten, im Unterschied zu ihrem ersten autobiographischen Buch Unter der Haut, das ihre Kindheit beschreibt, eine junge, die damaligen Normen sprengende Frau im Mittelpunkt, sozial-politisch engagiert, lebensbejahend, beflügelt und kreativ. Ihre Erinnerungen spiegeln das Lebensgefühl einer ganzen Generation wider. Man glaubte den Kapitalismus schon überwunden, man wollte Gerechtigkeit und Gleichheit für alle, sofort; die sexuelle Revolution begann sich zu regen, die Rechte der Frauen kamen ins Spiel. Es wurde viel getrunken, viel geraucht, alle wechselten die Liebhaber etwas häufig. Doris Lessing scheint überall in der ersten Reihe dabei gewesen zu sein und sich gleichzeitig den Kritiken der unterschiedlichsten Seiten ausgesetzt zu haben. Viele Szenen aus dieser Zeit sind einerseits sehr intim gezeichnet, andererseits nimmt sie die Position der differenzierenden Beobachterin ihres eigenen Lebens ein, manchmal scharfsinnig, manchmal mit schierem Witz, nie sentimental. Es ist diese besondere Art des Rückblicks in der Erzählkunst der Grande Dame der Englischen Literatur, die den Band zu einem wirklichen Lesevergnügen werden lässt. |
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Gunna Wendt Franziska zu Reventlow Die anmutige Rebellin Sie war eine wirkliche Hasardeurin ihrer Zeit. Als Kind wollte sie sich dem Teufel verschreiben, nur um frei zu sein und aus der Enge eines bürgerlich-aristokratischen Elternhauses des ausgehenden 19. Jahrhunderts auszubrechen. Ihre Flucht als junge Frau schnitt jäh alle Bindungen zu ihrer Familie ab. Später in der Aufgewühltheit ihres Lebens, den Höhen und Tiefen ihrer durch wirtschaftliche Nöte immer wieder gebremsten Kreativität, wurde das elterliche Schloss bei Husum zum Sehnsuchtsort schlechthin. Um sich die Freiheit des Berufes einer Schriftstellerin leisten zu können tingelte sie von einem bizarren Lebenserwerb zum anderen, lebte in Partnerschaften, Ehen und libertären Liebesbeziehungen, die zwischen Enthusiasmus und Notwendigkeiten alle Konventionen hinter sich ließen. Im Schwabing des beginnenden 20. Jahrhunderts, im Kreis seiner Bohème, zog sie mit ihrem kleinen Sohn in eine experimentelle Wohngemeinschaft und schrieb ihren autobiografischen Roman Ellen Olestjerne. Rilke – einer ihrer guten Geister in München – besprach in der Zukunft diesen Erstling mit viel Lob. Nach dem Umzug in das Ascona der Kosmopoliten und Sinnsucher, wirbelte ihr abenteuerliches Leben weiter: ein Versuch durch eine Scheinehe mit einem russischen Baron einen gesicherten Lebensunterhalt zu erlangen, die Rettung des desertierten Sohns über die Grenze in die Schweiz, die Schriftstellerei in einem alten Vogelsteller-Turm am Monte Veritàs. Mit 47 starb sie an Herzversagen in einer Klinik in Locarno. So wie Gunna Wendt das Leben von Franziska zu Reventlow ausbreitet, glaubt der Leser, dass sie betagt gestorben sein müsste. Doch sie scheint nur drei mal so schnell, drei mal so intensiv, und mit um Vieles mehr an Kraft gelebt zu haben als eine durchschnittliche Frau ihrer Zeit und ihrer Herkunft, die sie nie werden wollte und die sie nicht geworden ist. |
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Klaus Wagenbach Franz Kafka Bilder aus seinem Leben Was ist spannend im Leben eines Menschen? Wendepunkte, Augenblicke des Glückes, Niederlagen? Klaus Wagenbach, nach eigenem Bekunden Kafkas dienstälteste lebende Witwe, plaudert entlang der in fünf Jahrzehnten zusammengetragenen Zeugnisse aus dem Leben des Dichters, darunter Pass- und Familienfotos, Postkarten, Zeitungsartikel, Veranstaltungsplakate, Reklameschilder, Anzeigen, Dokumente, Tagebuchseiten, Zeichnungen, Skizzen, Alltagsgegenstände und immer wieder Prager Szenen und Ansichten. Im Mittelpunkt dieser in dritter, veränderter und erweiterter Neuauflage erscheinenden Bildbiografie stehen die schwierige Heimatstadt Prag, das Wendejahr 1912, das Gewicht der Jugend, Kafkas Alltag im Büro und den von ihm besuchten Fabriken und seine Bücher – wann welche Werke entstanden, in welchem Alter und welcher Lebenssituation. Verflochten mit diesen Themen erscheinen die Menschen, die Kafkas Lebensweg begleiteten oder kreuzten, die Lieblingschwester Ottla, seine Verlobten Felice Bauer und Julie Wohryzek, Minze Eisner, seine Tschechisch-Übersetzerin Milena Jesenská, Dora Diamant, mit der er die letzten Monate seines Lebens in Berlin verbrachte und natürlich Max Brod oder Jizchak Löwy und Robert Klopstock.
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Dominique Laure Miermont Annemarie Schwarzenbach. Eine beflügelte Ungeduld. Biographie Aus dem Französischen von Susanne Wittek Erschienen im Ammann-Verlag, Zürich. Von ihrer Schönheit und ihrem Wesen waren viele hoffnungslos angezogen. Klaus Mann nannte Annemarie Schwarzenbach einen „untröstlichen Engel.“ Mit ihrem kosmopolitischen Intellekt und ihrer sozialen Empfindsamkeit vermochte sie, als weltreisende Journalistin, Schriftstellerin und Fotografin, Verlage und Publikum für sich einzunehmen. Ihre spirituelle Sehnsucht nach Einheit und ihre Suche nach Wissen um das Mysterium der Welt, berührte ihre innigsten Freundinnen und Freunde. Anhand der Zeugnisse aus den Büchern, Essays und Tagebüchern Annemarie Schwarzenbachs und den noch vorhandenen Korrespondenzen und Berichten ihrer vielen Freundinnen und Weggefährten entfaltet D. L. Miermont Kapitel für Kapitel das exotische Leben einer Reisenden mit ihren inneren und äußeren Zwängen und Dualismen in allen Stationen ihres Lebens. Es ist das Ringen einer talentierten Frau mit dem Sein, die in dieser Welt nie richtig heimisch wurde. Mehr als dreißig Fotos, die Annemarie Schwarzenbach oder sie zusammen mit Freundinnen oder Freunden zeigen und in die Biographie eingefügt sind, steigern die Ausstrahlung dieses Berichtes über ein außergewöhnliches Leben. ganze Buchbesprechung |
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Wole Soyinka Brich auf in früher Dämmerung: Erinnerungen Übersetzt aus dem Englischen von Inge Uffelmann Ammann-Verlag, Zürich (Meridiane) Wie ein Geschichtenerzähler aus nuanciertem Blickwinkel, erinnert Wole Soyinka die politische Chronik Nigerias in seiner eigenen Biographie. Das über 700 Seiten lange Epos vom Kampf um Demokratie und Humanismus enthüllt den politischen Soyinka, seine Teilnahme an gewaltlosen Protestaktionen, seine Rolle als geheimer diplomatischer Unterhändler - auch über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus -, die Stationen seines Exils und seinen Widerstand gegen Sani Abacha, den blutigsten in der langen Reihe nigerianischer Diktatoren. Als Soyinka, vor Abacha fliehend, das Nachbarland erreicht hat, verfasst er im Geiste ein ungewöhnliches Testament: Sollte ich außerhalb der Grenzen meines Landes sterben, so begrabt mich in jenem fremden Land, in dem ich mein Leben aushauchte – solange Sani Abacha zum Zeitpunkt meines Todes noch immer rittlings auf dieser Nation hockt! Wie schwerwiegend dieser Satz für Soyinka war, kann der Leser leicht nachvollziehen, wenn er in einem der ersten Kapitel seiner Erinnerungen liest, mit welcher Rastlosigkeit er einen toten Landsmann und sehr engen Freund aus der fremden, deutschen Erde zu seiner letzten Ruhestätte nach Nigeria heimholt. Für den, vor den Augen der Welt, gemordeten Ken Saro-Wiwa verfasst er das Kapitel „Requiem für einen Ökokämpfer“ und sieht sich dabei nicht zum ersten Mal mit dem Paradoxon Oguns konfrontiert, der Yoruba-Gottheit, die gleichzeitig die Rastlosigkeit der Straße und der kreativen Einsamkeit, den Ruf des Lyrischen und den des Kampfes symbolisiert. Und doch behält Soyinka seinen spitzbübischen Humor, den er in vielen Anekdoten, wie die über die Freuden und Leiden eines Nobelpreisträgers rund um den Globus zum Besten geben kann. Eine packende Chronik von einem großen Dichter, die uns Europäern einen Zugang zu afrikanischer Geschichte vermittelt, wie wir sie gerne auch für die Geschichte vor unserer Tür lesen würden.
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Literatur
in Berlin:
www.literarisches-berlin.de
© 2008-2011 yuba edition / Brigitte
Pross-Klappoth (Berlin)
Fotos ©
B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
Stand: 26. Dezember 2020