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Friedrich Hölderlin
Bald sind wir aber Gesang
C.H. Beck Verlag 2020




Jan Skácel
Für alle die im Herzen barfuß sind

Wallstein Verlag , 2018



 


Christine Lavant
Gedichte aus dem Nachlass
Wallstein Verlag , 2017


Ibn Arabi
Der Übersetzer der Sehnsüchte: Gedichte. 
Aus dem Arabischen 
von Stefan Weidner
 
Verlag Jung u. Jung, 2016

Max Dauthendey
Weltspuk
  Gedichte 
Europäischer Literaturverlag 2015 

Franco Beltrametti
Zweiter Traum / 
Secondo sogno
Ausgewählte Gedichte
Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch
Limmat Verlag 2014


Marcel Beyer
Graphit
  Gedichte 
Suhrkamp Verlag 2014

Erich Fried
Liebesgedichte: Autorenlesung
Audio CD
Der Audio Verlag,2012
 

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Alice Oswald
46 Minuten im Leben der Dämmerung
Gedichte

Aus dem Englischen von Iain Galbraith und Melanie Walz
und mit einem Nachwort von Iain Galbraith

S. Fischer Verlag 2018

Memorial ist nach Oswalds Vorbemerkung „eine Ausgrabung aus der Ilias“, der es nicht darum geht die Handlung des homerischen Epos sondern seine „grelle unerträgliche Wirklichkeit“ wiederzugeben. Das Langgedicht gedenkt mehr als zweihundert, eher weniger prominenten Kriegern des Trojanischen Krieges. Auf knappe biografische Details folgt die verstörend-präzise Schilderung der Art ihres Sterbens und dieser Totenklage schließt sich ein gleichnishaftes Echo - ein Nachklang - an, in dem das individuelle Elend als unausweichlich und schon immer so erscheint, „Wie ein Tropfen Feigensaft in Milch getan“ oder „Wie Spreu die beim Dreschen umherfliegt“.

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  Johannes Bobrowski
Gesammelte Gedichte 
Deutsche Verlags-Anstalt 2017

Beisleiden ist der deutsche Name des polnischen Dorfes Bezledy im Norden der Woiwodschaft Ermland-Masuren und der Titel eines Gedichts, in dem Johannes Bobrowski (1917-1965) so von seiner Herkunft spricht: „weil ich dem Wehlaut gehör, / dem Quellmund / der Völker hinter den Hügeln, / in der Ebene wie aus Wälderzeiten, den Lüften, / befahren vom Vogelsturm –“. Das ist keine herkömmliche Natur- und Heimatdichtung, aber dennoch die Schilderung landschaftlichen Geschehens und heimatlicher Geografie, und darüber wie Folien mythische und historische Themen, persönliche wie allgemeine, alles sich wechselseitig einfärbend und sich Konkretion und Bedeutung gebend.
Der 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Dichter lebte im Ostberliner Friedrichshagen literarisch lange in einer Art selbst gewählter Schattenzone. Seine ersten Gedichte nach den 40er Jahren erschienen 1955 in der von Peter Huchel geleiteten Zeitschrift Sinn und Form. Erst 1961 und 1962 kamen die Lyrikbände, Sarmatische Zeit und Schattenland Ströme, nahezu zeitgleich in der DDR und in der BRD heraus.


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  Christoph Meckel
Tarnkappe
Gesammelte Gedichte
Carl Hanser Verlag, 2015


„Ich wünsche zu Leben gottgleich, leer, nicht beladen./ Ohne Zeit außer der, die gebraucht wird, den Satz zu beenden“. Christoph Meckels Dichtung scheint nur von dem Verlangen getragen zu sein, in ihr den unmittelbaren Ausdruck für das Hier und Jetzt zu finden. So sagt Meckel selbst über Dichtung: „ Ich sage Mond – da schwebt er. Ich sage Stein – da liegt er. Ich sage Haus – da steht es. Poesie setzt den Gegenstand und sein Wort in eins, die Wissenschaft trennt sie.“ Wolfgang Matz, der Herausgeber der Gesammelten Gedichte, hebt hervor, dass Meckel sich in seiner Vielseitigkeit nicht in gängige Kategorien oder Stilrichtungen, wie Klassik, Expressionismus, Surrealismus oder die Zuschreibung „politischer Dichter“ einordnen lässt und zugleich bedient er sich ihrer aller. Fernab der illustren Künstlerzirkel und ihrer Moden ist Meckels Sprache die eines umherziehenden Geistes, der immer nach dem direkten Ausdruck seiner gegenwärtigen Beschäftigung sucht.

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    Wallace Stevens
Teile einer Welt
Verlag Jung und Jung, 2014

Für Wallace Stevens tritt an die vom Atheismus unbesetzte Stelle die Dichtung,  die den Menschen einen Sinn gibt.  Mit „seherischen Zeilen“ und „buchstäblichen Wesenszügen“ schafft die Poesie Welten in den Herzen und macht das Lebensleid ertragbar. Getragen von Naturspektakeln steht die romantische Grundstimmung seiner Gedichte in der Tradition eines Walt Whitman. Stevens zeichnet mit zeitlosen und archaischen Landschaften, Bergen, Wetterlagen, mit Jahreszeiten, Schnee, Wind und Sonne, die harten Kanten der irdischen Existenz: „Man braucht einen Wintersinn, / Um den Reif und die Schnee / Verkrusteten Kiefernzweige zu betrachten (…) / um nicht an Elend / Zu denken im Geräusch des Windes“.
Immer wieder findet Stevens Gesang die poetischen Bilder in der Welt der Vögel. Das rastlose Hin und Her an den Strand schlagender Wellen stellt er mit dem Sich-Niederlassen eines kleinen Vogels gleich, der doch nie ein Nest baut. Der Schrei des Pfaus kündigt das unheimliche Nahen der Nacht und die Herrschaft der Farbe Schwarz an. In seiner Schmährede gegen Gänse, erhebt sich der Geist vom Erdenschweren „Und die Seele, o ihr Ganter, die allein ist, fliegt / Weiter als eure frostigen Wagen, hin zu den Himmeln.“
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    Günther Grass
Eintagsfliegen.
Gelegentliche Gedichte

Steidl Verlag, 2012

Wo Leidenschaftlichkeit den bisweilen gewollt alltäglichen und spröden Ton verdrängt, lässt sich das Vermächtnis von Grass erkennen. Das gilt nicht nur – Gedicht hin, Gedicht her - für die moralisch starken, politischen Texte, für Was gesagt werden muß, Ein Held unserer Tage, und andere. Auch unter den vielen Altersstücken finden sich neben manch grummelnder Altersweisheit hinreißende Liebesgedichte, die, wie Gewagte Liebe, zum Schönsten des Bandes gehören. In diese Reihe gehört auch die Ode an Grass’ Lieblingsblume, die Wegwarte, deren Schönheit der Dichter in den ihr gewidmeten Zeilen hinter ihrem Nutzen zu verbergen sucht.
Der edel gestaltete Band, der 87 Gedichte umfasst, zu denen Grass Variationen auf die Titelfigur gezeichnet und aquarelliert hat, erscheint pünktlich zum seinem 85. Geburtstag.


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    Rabindranath Tagore
Gedichte und Lieder
Ausgewählt und aus dem Bengalischen übertragen
von Martin Kämpchen

Das Gedichtbändchen, das fast durchgängig Erstübersetzungen aus dem Bengalischen enthält, führt zurück zu den Wurzeln der Philosophie Tagores. Die Auswahl ist ein Querschnitt durch sein lyrisches Schaffen, das bei uns bisher kaum bekannt ist. Der einfache, manchmal fast naive Ton des Dichters findet seinen Weg direkt in das Herz des Lesers. Die große Zahl Deutscher, die nach dem Ersten Weltkrieg in seine Lesesäle strömten, hofften in seiner Weltsicht Trost zu finden. Seine Poesie wendet sich liebevoll dem Alltäglichen zu und der Betrachtung der Natur, die dem Einzelnen die Versicherung gibt, dass er Teil eines großen Ganzen ist: „Dieser rotbraune Pfad am Rande des Dorfes – / wie er meine Seele befreit! / Mit Staub geschmückt, fliegt sie / aufwärts! Unendlich weit.“ Die Liebe zum Kleinen ist dabei der Wiederhall der göttlichen Liebe, die in Tagores mystischem Blick einen Kreis um sein Schaffen schlägt: „Ich tauche ein ins Meer der Vielfalt, / um den Juwel des Jenseits zu fangen. / (…) / Ich sinke tief in den Nektar des Lebens; / im Sterben werde ich die Ewigkeit gestalten.“ mehr

 

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Ilija Jovanović
Mein Nest in deinem Haar
Moro kujbo ande ćire bal

Erschienen im Drava Verlag

Jovanovićs Sprache ist schlicht. Die Gedichte zeugen von ruhiger und feiner Bobachtungsgabe. Über allem stehen eine große Einsamkeit, eine große Trauer und die Suche nach Zugehörigkeit.
1950 in einer Romasiedlung in Serbien geboren, kam Ilja Jovanović 1971 nach Österreich. Zu dem Leben in Serbien befragt, heißt es in einer Zeile: Die Verachtung steckt mir / bis heute in den Knochen. Die neue Heimat, verdient es aber nicht so benannt zu werden: Beide Welten mögen mich nicht / die aus der ich komme / und die in die ich geraten bin. Das ewige Fremdsein, die Erfahrung eines Volkes, das über ganz Europa gejagt, schlechter als Hunde behandelt und voll Ekel zurückgestoßen wird, trifft den Leser bei der Lektüre in voller Härte.
Die Gedichtsammlung ist zweisprachig, in Romanes und Deutsch, abgefasst. Sie ist Zeugnis eines Menschen der seelisch tief verwundet, das Schicksal eines Volkes zum Ausdruck bringt: Wir sind verurteilt lebenslänglich. Bleibt im Angesicht dieser erschütternden Erkenntnis noch Hoffnung?
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    Elias Lönnrot
Kalewala
Das Finnische Epos von
Übersetzt von Gisbert Jänicke

Die zu 50 Gesängen zusammen gestellten Lieder, die jeweils von kurzen Inhaltsangaben eingeleitet werden, erzählen von Göttern, der Schöpfung der Welt und dem Nordort, von der Tochter der Lüfte, dem Wasserweib und dem Mädchen Aino, von allerhand Helden und ihren Fahrten, Abenteuern und Prüfungen. Der prominenteste unter ihnen, ist auch Schamane, Zivilisationsstifter und Sänger: „Als Wäinämoinen sang, schwappten Seen über, bebte die Erde, eherne Berge begannen zu wanken, große Felsen barsten, Felsblöcke platzten, am Ufer gingen Steine in Trümmer.“
Von ihm heißt es, er habe dem Volk seine Lieder und die Kantele, ein Saiteninstrument, hinterlassen.

Aus 136 500 Liedversen, die er thematisch ordnete und durch eigene Texte ergänzte, schuf Elias Lönnrot ein Epos, was ihm selbst und vielen seiner Landsleute als letztes Zeugnis eines untergegangenen finnischen Heldenzeitalters galt. Der Arzt und spätere Professor für finnische Sprache und Literatur und seine Nacheiferer hatten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf langen Wanderungen durch Nord- und Ostfinnland, Russisch-Karelien und Ingermanland das mythologische Rohmaterial der Dichtung, die mündlich überlieferten Liederzyklen, Einzellieder und Liedfragmente zusammen getragen.

Ein dem Band angefügtes Nachwort des Übersetzers gibt Details zur Biografie des Autors, zur Entstehung des Werkes und eine grobe mythologische Orientierung
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Barbara Guest
Fallschirme, Geliebter
Ausgewählte Gedichte
Englisch/ deutsch
Aus dem Englischen Johannes Beilharz
 

Sie habe ihre Rockzipfel in den Blütenstaub der russischen Dichter Achmatova und Mandelstam getaucht, sagte Barabara Guest, um sich selbst einzuordnen und eine Grenze zur tonangebenden postmodernen Kunst zu ziehen.  Die Figuren in ihren Gedichten sind feine “leichtzehige” Wesen. Sie schweben in Zonen wie Wassern, Luft, Stille, Traum und Küche, Grün, Blau, Rot oder Mineralischem. Als Fiktionen entspringen sie einer Imagination, die oft viel wirklicher ist als sie scheint. Aufregend, alltäglich-mythisch sind ihre Gestalten, schön – böse, unentschieden. Peter Gizzi zitiert in seinem Nachwort zu dem vorliegenden Gedichtband aus „Forces of Imagination“. Darin schreibt Guest, dass eine Vision Teil des spirituellen Lebens eines Dichters ist, von dem das Gedicht selbst ein Resumé zieht. In Fallschirme, Geliebte,  könnten uns höher tragen, einem ihrer berühmtesten frühen Gedichte und dem Titel gebenden Gedicht dieses Bands, vermischen sich Welten wie Wasser und Luft, als paradoxe Bilder, um dann in einer atemberaubenden Ahnung zu enden: Ich bin Dir näher  / Als dem Land und befinde mich in einem fremderen Ozean / Als ich mir wünsche. Und in einem viel späteren Gedicht Das Bersten der Blätter  wird sie diese ahnende Suche so ver-dichten: Die Welt verbirgt mir wer du bist!

 

 

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    Nazim Hikmet
Hazretlerin Adi / Die Namen der Sehnsucht
Gedichte
türkisch und deutsch
Ins Deutsche nachgedichtet
und mit einem Nachwort von Gisela Kraft


Melancholischer Dichter, Patriot, Weltbürger, romantischer Kommunist, Liebhaber der Frauen und Fürsprecher der Unterdrückten, die Auswahl der Poeme in diesem schönen neuen Band bringt die sehr unterschiedlichen Gesichter Nazim Hikmets zum Vorschein. Sorgfältig hat die Übersetzerin die Gedichte aus der 2008 Seiten starken türkischen Gesamtausgabe Bütün Siirleri ausgewählt und legt sie dem Leser, chronologisch geordnet, als Metabiographie vor. Da finden sich Gedichte, die zu Nazims Lebzeiten den Leser ins Herz trafen und in unserer Zeit, dazu in unserem Landstrich, blass aussehen. Andere dagegen lagen wie Keime unter den Buchseiten verborgen und entfalten erst heute dank veränderter Konnotationen ihre Botschaft. Nazim Hikmet wird 1902 in Saloniki, in eine Familie mit einem kosmopoliten Hintergrund hineingeboren. Dichterische Inspirationen erhält er schon in seiner frühen Kindheit beim Großvater, der als Anhänger der mystischen Dichtung Jelaluddin Rumis wöchentlich zu einem Rezitationskreis einlädt. Der Geschmack dieser Dichtung, das Sehnsuchtsvolle, die Einheitssuche, der Trennungsschmerz, klingt viel später noch in Nazim Hikmets eigener Dichtung nach. Andere Einflüsse kommen hinzu: Yahya Kemal Byath, der Lobsänger der osmanischen Kultur, der zu einem frühen Förderer des Dichters wird, das türkische Volkslied, mit seinen elfsilbigen Versen, und, in der kommunistischen Moskauer Zeit, die futuristisch-konstruktivistische Dichtung Wladimir Majakowskis. Schon bevor er ihn persönlich kennen lernte inspirierte eines seiner „Treppengedichte“ Nazim Hikmet zu einem Gedicht, von der Art, wie noch viele nachfolgen sollten. Unterwegs, Wochen zu Fuß durch Anatolien, prägen sich die Schönheit der Landschaft und das Leid seiner Bewohner unauslöschbar Nazim Hikmets emotionalem Gedächtnis ein. Die Einsamkeit wiederum, Entbehrung, die Abwesenheit von Eindrücken seiner langen Gefängnisjahre, alles fließt in sein dichterisches Werk ein. … etwas schreiben / etwas fangen im Innern / den Eimer in den inneren Brunnen werfen und / Wasser heraufziehen. Eine seiner bekanntesten Dichtungen, das Epos vom Scheich Bedreddin, Sohn des Richters von Simavne ist ihm, im Gefängnis in die Feder geflossen. Seine Geschichte ist von Nazim Hikmet packend und durch den Wechsel von Prosa und Lyrik feierlich erzählt. Gisela Kraft gelingt eine ebenso mitreißende Übertragung ins Deutsche. Bedreddin, dem Sufi-Mystiker und Anführer einer sozialrevolutionären Bewegung zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Nazim Hikmet tief verbunden. Er soll die Kadetten der Militärschule zum Lesen von Bedreddins Dichtung aufgerufen haben, worauf man ihn wegen „Anstiftung zur Rebellion“ ins Gefängnis werfen ließ. Doch er fühlte sich nicht nur dem Sozial-Rebellen und Märtyrer verbunden. Es ist die Lehre von der Gleichheit und der Einheit von Menschen und Religionen, der Vielheit im Einen, die in seinem 50 Jahre währenden lyrischen Werk immer wieder aufscheint, für uns bekannt durch seine zutiefst humanen Worte:
Yaşamak bir ağaç gibi tek ve hür / ve bir orman gibi kardeşçesine, / bu hazrat bizim.
Leben, einzeln und frei wie ein Baum / und brüderlich wie ein Wald, / ist unser Traum.

 

 

 

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T.S. Eliot
Das öde Land

(Englisch und deutsch)
Neu übertragen von Norbert Hummelt

Das 1922 erschienene 17 Seiten lange Gedicht gilt als Jahrhundertwerk. Thomas Stearns Eliot hat es dem Dichter und Freund Ezra Pound gewidmet, der an seinem Zustandekommen beträchtlichen Anteil hatte. Ihm hatte Eliot das Gedicht zur Begutachtung überlassen und alle Kürzungen – etwa die Hälfte des ursprünglichen Textes fiel Pounds strenger Durchsicht zum Opfer – und Umstellungen dankbar akzeptiert. Die von Pound an den Anfang gestellten Zeilen geben schon eine Idee von der Kraft dieser Dichtung, ihrer Wirkung, noch bevor ihre Worte begriffen sind: April ist der übelste Monat von allen, treibt / Flieder aus der toten Erde, mischt / Erinnerung mit Lust, schreckt / Spröde Wurzeln auf mit Frühlingsregen. Viele essentielle Informationen über die seelische und physische Verfassung Eliots, die eng mit der Entstehung des Gedichtes verbunden sind und die für sein Verständnis unerlässlich scheinen, teilt der Übersetzer und Lyriker Norbert Hummelt in einem ungewöhnlich aufschlussreichen Nachwort mit. Wenn Das öde Land den Leser nicht unmittelbar gefangen nimmt, dann spätestens mit den neuen Aufschlüssen aus der Lektüre dieses Nachwortes. Hummelt sucht bei seiner Neuübertragung ausdrücklich die Nähe zum Wort- und Sinngefüge des Vorbilds. Das, Zeile für Zeile überprüfen und nachvollziehen zu können, ist eine weitere Freude, die dieses schmale, zweisprachige Bändchen dem Leser bereitet.

 

 

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  Edmund Spenser
Die Lilienhand

Aus dem Englischen von Alexander Nitzberg
(englisch / deutsch) 

In dem fein gestalteten Band werden erstmals sämtliche Sonette Edmund Spensers, des elisabethanischen „Prince of Poetry“ vorgestellt - Amoretti und Visions of the Worlds Vanity (Amoretten und Die Visionen vom Weltenwahn). Viel hat sich Alexander Nitzberg für die Übersetzung von Spensers Klinggedichten, wie Andreas Gryphius das Wesen der Sonette im Deutschen gefasst hat, vorgenommen. In seinem dem Gedichtband als Nachwort angehängten Text,  Music and Poetry, gibt er einen Einblick, wie er sich die gesangliche Sanftheit Spensers für die deutsche Übersetzung erschlossen hat. Er wagt es, die volltönenden Archaismen zu übernehmen, hält sich an die formale Perfektion Spensers und, weitgehend auf  Wörtlichkeit verzichtend, lässt er die Gedichte zum musikalischen Erlebnis werden. Wo einem die Wörtlichkeit in den Übersetzungen fehlen könnte, kann man im linksseitig gesetzten Originaltext die Spenser’schen Worte noch einmal nachvollziehen. Wenn Spenser in seinen Kontemplationen über die Vergänglichkeit irdischer Liebe und ihre Verewigung im Geistigen, über die Intensität des Trennungsschmerzes oder über die Kraft des scheinbar Kleinen gegenüber dem Großen den Leser in zauberhaften Klängen und Rhythmen fortträgt, vermag Nitzberg sie, in den ins Deutsche übertragenen Klangbildern, mit einer sehr hohen Schwingung nachzuzeichnen.

 

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  Gennadij Gor
Blockade.
Gedichte (russisch / deutsch)

Die zwischen 1942 und 1944 in Leningrad geschriebenen Gedichte sind eine notwendige, bisher weder auf deutsch noch auf russisch erschienene, russisch-deutsche Erstveröffentlichung. Nicht zu klären ist, ob ihr Autor, der 1981 gestorbene Gennadij Gor, ihre Veröffentlichung heute gewollt hätte. Er schrieb an anderer Stelle: Gedichte sind das, was man denkt, worüber man nicht spricht. Man schämt sich so zu sprechen. Es ist zu schön. Diese Gedichte handeln von einem anderen Unaussprechlichen, einem der grauenvollsten Schauplätze des Zweiten Weltkriegs, dem 900 Tage lang von der deutschen Wehrmacht belagerten, dem Hunger und Frost preisgegebenen Leningrad. Die Sprache ist hart und direkt, manchmal mit verrückten, lakonischen Reimen: Ich aß Rebekka die so gerne lachte, / Ein Rabe sah mein schauerliches Mahl. / Der Rabe sah mich an, ob er wohl dachte / Wie langsam ein Mensch einen Menschen aß. / Der Rabe sahs doch werfe ich dem Aas / Rebekkas Hand nicht hin zum Fraß. Peter Urban, der die Gedichte herausgegeben und ins Deutsche übertragen hat, weist im Nachwort auf die jahrzehntelange, vollständige Verdrängung dieses Kriegsverbrechens in der deutschen Öffentlichkeit hin. Erst seit gut zehn Jahren sprechen auch deutsche Historiker von Massenmord und Genozid an den Leningradern.


 
 

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Wolfgang Hilbig:
Werke, Band 1.
Gedichte

Der sozialistische deutsche Staat war keine Heimat für den Arbeiterdichter Wolfgang Hilbig. 15 Jahre lang schrieb er ohne jede Publikationsmöglichkeit. stimme stimme, ein auf Betreiben Franz Fühmanns erschienener Gedichtband, ist das einzige seiner Bücher, das in der DDR veröffentlicht wurde. Auch die BRD, in die der Schriftsteller mit dem Berufsethos eines Arbeiters 1985 übersiedelt, wird es nicht. Zwar stellt der Erfolg sich ein: 16 Literaturpreise und Ehrungen in gut 20 Jahren, darunter der spät, 2002, verliehene Georg-Büchner-Preis. Doch die Preisflut ist verdächtig, legt die Frage nach Preise anstatt was? nahe und bezeugt eher die Ungereimtheiten deutsch-deutscher Literaturpolitik, als dass sie Würdigung einer Dichterleistung wäre. Dieser erste Band der Wolfgang Hilbig Werke, versammelt die Gedichte aus den Bänden abwesenheit (1979), stimme stimme (1983), die versprengung (1986), Bilder vom Erzählen (2001), dazu verstreut veröffentlichte Gedichte und mehr als 150 erstmals präsentierte Gedichte aus dem Nachlass, so die Zeilen: wenn ihr euch niederlegt oder / aufsteht haltet euer geheul in euch zurück / achtet des gehauchten taus im Farn seht ihn / durchsichtiger zarter in jedem sommer wenn er / die morgen- die abend-farben spiegelt eh er / im leisesten licht verfliegt aus seid freundlich. 2007 ist Wolfgang Hilbig in Berlin gestorben.

 

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  Gerlind Reinshagen:
Die Frau und die Stadt.
Eine Nacht im Leben der Gertrud Kolmar.


Wie bringst du dich, wenn's hart kommt,/ aus der Welt,/ schnell ohne Aufwand? - vom Shellhaus, von der Gedächtniskirche, von der Siegessäule? Das 50-seitige Poem ist ein Selbstgespräch, das die Autorin der deutsch-jüdischen Dichterin in der Stunde ihres bevorstehenden Freitodes in den Mund legt und eine eindrucksvolle, überaus gelungene Hommage an Gertrud Kolmar. Sie bricht in dieser dramatischen Dichtung den Versuch der Selbsttötung ab, bereit, wie im wirklichen Leben, ihren Weg bis zum bitteren Ende zu gehen. Tatsächlich wurde die im Charlottenburger Westend als Gertrud Käthe Chodziesner Aufgewachsene Anfang 1943, im Verlauf der so genannten Fabrikaktion, von der Zwangsarbeit weg verhaftet und im März nach Auschwitz deportiert. Die genauen Umstände und das Datum ihres Todes sind ungeklärt.
 
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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2016 yuba edition / Axel Klappoth (Berlin)
 Stand: 25. März 2020