Internationale Romane
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Katerina Poladjan
James Baldwin
Stefan Zweig
Oğuz Atay
Navid Kermani
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Raphaela Edelbauer
Groß-Einland erhebt sich über einem gähnenden Schlund,
einem riesigen, durch Jahrhunderte langen Kalkabbau entstandenen Loch,
in das es hinabzurutschen droht. Das in keiner Karte und keinem
Verzeichnis aufgeführte Städtchen ist der Geburtsort eines tödlich
verunglückten Ehepaares, das hier seine letzte Ruhestätte finden soll.
Auf der Suche danach begibt sich die Tochter, eine Physikerin,
nebelhaften Erinnerungsfetzen folgend, auf eine tagelange Irrfahrt durch
das Wechselgebiet zwischen Niederösterreich und der Steiermark.
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Richard Powers
Ein Mädchen ist eins mit ihrer Waldumgebung. Anstatt zu
sprechen befreundet sich Patricia mit den Bäumen, ihren Früchten,
Zweigen, Blättern und Rinden, und ist ihnen näher als den sie umgebenden
Menschen. Aus diesem Setting erwächst, wie aus einem Samenkorn, dieser
Baumroman. Die spätere Forstwirtschaftlerin weiß schon als Kind um die
Geselligkeit der Bäume, lange bevor sie sie wissenschaftlich erforscht
hat und bevor sie dem „Wohlfahrtsstaat“ auf die Spur kommt, den sie
unterirdisch bilden. Ein weit ausgreifendes Netz von Wurzel- und
Pilzgeflechten dient als Leitungssystem für Informationen und
Hilfsleistungen, die das einzelne Baumindividuum mit dem Wohl und Wehe
des ganzen Waldes verbinden.
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Péter Nádas
Dinge und ihre Begriffe, die nicht zusammen zu finden scheinen, bilden
den Steinbruch, aus dem Nádas seine Aufleuchtende Details
fördert. Etwa das Wort Halbedelstein, dem er als Kind in der
Goldschmiedewerkstatt des Großvaters begegnet: warum halb, ist der
Stein vorn edel und hinten nicht? Seiner bildhaften, nach eigenem
Bekenntnis leicht autistischen Wahrnehmung der Welt, bereiten solche
Begriffe, deren suggestive Bilder er oft Jahre mit sich trägt, bevor er
sich mit ihrer tatsächlichen Bedeutung arrangieren kann, große
Schwierigkeiten. Der Großvater, der „sich durch sein ganzes versunkenes
Goldschmiedleben hindurchlächelte“, nimmt mit seiner schweigsamen Art
sowohl für das fünfjährige Kind wie für den heutigen Schriftsteller in
den Aufgeregtheiten des Nádas’schen Familienlebens eine Sonderstellung
ein.
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Adolf Endler
Endlers Georgien erlebt
der Leser als einen poetischen, viel-dimensionalen Essay, in dem Orte,
Zeiten, Dichtungen, Menschen-Skizzen und Mythen in der sinnlichen
Nachzeichnung des Dichters miteinander verknüpft erscheinen. Wie waren
die vielfältigen Aufzeichnungen, die zahllosen Eindrücke beim
Durchstreifen des Landes zusammenzubringen? Vieles, scheint Endler, wäre
“mit dem Faden des bedenkenlosen Lyrikers genäht“. Wegen der
Sprunghaftigkeit seines Erzählens, den Sprüngen in Träumen oder in
schnellen Filmschnitten ähnlich, wollte er das Buch ursprünglich Der
Traum von Georgien nennen. Bei einer weißhaarigen Gartenarchitektin
aus Tbilissi, die rauchend und sinnierend die kunstvolle Gestaltung des
Gartens von Likani lenkte, fand Endler das „Sprunghafte“, das ihm aus
seiner eigenen Art zu arbeiten Vertraute, wieder.
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Der alte Schulfreund, der dem, mit seiner Familie aus Tokio aufs Land zurückgekehrten, Schriftsteller ins Haus schneit, ist ein Gewiefter, ein mit allen Wassern Gewaschener. Er schwatzt, scherzt, erinnert an alte Zeiten und während unser Dichterlein noch überlegt, wo er den Burschen hinstecken soll, fordert der, zunächst noch Kumpel, doch schnell zu handfesten Drohungen übergehend, sein Gastrecht ein. ... ganze Rezension
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Rètif de la Bretonne Der Zwang, von seinen intimsten Neigungen schriftlich Zeugnis abzulegen, bringt den jungen Nicolas Edme Rétif de la Bretonne (1734-1806) schon früh in Nöte. Nach der Entdeckung seiner Aufzeichnungen verwehrt ihm die Familie das Studium, schickt ihn stattdessen aufs Land und gibt ihn schließlich zu einem Drucker in die Lehre. Die Lehrzeit in Auxerre, vor allem gedacht als Reglementierung und Beruhigung seines Temperaments und doch eher im Liebesrausch verbracht, bildet das Herzstück der in Monsieur Nicolas oder Das enthüllte Menschenherz vorgelegten erotischen Enthüllungen. ... ganze Rezension
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Arundhati Roy
Wie aus einem phosphoreszierenden Stoff ist Arundhati Roys neuer Roman
gesponnen, ausdrucksstark, sinnlich. Elegant Genres überschreitend,
erzählt sie Geschichten von einzelnen Menschen und Orten, die, wie sie
dem Guardian gegenüber erwähnt, auf sie zukommen, wenn sie sich
durch Delhi treiben lässt, zu ungewöhnlichen Plätzen, auch an die
traurigsten Orte und sich einfach an den „Verrücktheiten" und
„all den Schätzchen" freut, die ihr begegnen. Die Geschichten,
die sich ihr auf diesen Wegen enthüllen, fordern erzählt zu werden. ... ganze Rezension
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Oswald Egger
Man könnte Eggers Val di Non eine Art Landschafts-Rap nennen, der
in schnellem Wechsel wissenschaftlichen Ausdruck, Dialekt und Sprachwitz
mischt, der aus akribischer Naturbeobachtung jäh in bodenloses
seelisches Erleben stürzt, dessen großartige Dramaturgie unverhofft im
Launischen oder Absurden endet. Wo immer es sich anbietet, schwappen die
Dinge lautlich über, fließen ineinander, verwandeln sich, oder sie
versiegen in einem abgebrochenen Satz wie ein trocken gefallenes
Rinnsal.
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Fatma
Aydemir In ihrem ersten Roman besticht Fatma Aydemir von der ersten Zeile an durch eine faszinierend schnelle, heftige und ungeschminkte Ausdrucksweise, die sich dennoch, in fast unsichtbaren Schritten, in eine eine zarte und poetische Sprache wandelt. ... ganze Rezension
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Liao Yiwu Unverkennbar ist Lao Wei, die Hauptfigur in Die Wiedergeburt der Ameisen vom Autor entlang seiner eigenen
Biographie entwickelt worden. Diese ganze Geschichte, alles begann, mit
einem Gedicht der blutgetränkten Worte, das der Autor als Aufschrei
angesichts der vielen Opfer bei der Niederschlagung der Tian’anmen-Demonstration
am 4. Juni 1989 verfasste. ... mehr
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Edwige
Danticat Die magische Szenerie des kleinen, imaginativen Ortes Ville Rose, der, unweit der Hauptstadt Haitis, zwischen der Karibischen Küste und einem erodierenden Gebirgszug angesiedelt, an einen „unnützen“ Berg ohne Früchte und ohne trockenes Holz angelehnt ist, nimmt schon auf den ersten Seiten ganz gefangen. In einer Art verlangsamter Melancholie entwickelt sich die Geschichte des Mädchens "Claire vom Meereslicht" und umrahmt, wie in der mündlichen Tradition des „storytellings“, die Geschichten, die sich um einzelne Bewohner des Städtchens spannen. Ihren zarten Freuden stehen Gewalt und Zerstörung gegenüber, wie das sich ruhig zurückziehende Meer nachdem es sich tosend entrollt und Verderben und Zerstörung hinterlassen hat.
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Francois & Emmanuel Lepage Zwei Brüder, die mit ihrer Kunst – der eine zeichnet, der andere fotografiert – den existentialistischen Raid durch die Eiswüste der Antarktis dokumentieren und in der Verbindung ihrer Künste einen einzigartigen Zugang zu einer für uns Menschen so unwirklichen Welt eröffnen: „Man bot uns die unglaubliche Gelegenheit Polarforscher zu werden… Natürlich auf unsere Art!“
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Susan
Taubes Prosaschriften Band 3 übersetzt aus dem Amerikanischen von Werner Richter herausgegeben und kommentiert von Christina Pareigis Wilhelm Fink Verlag, 2015 Gegen Ende der Klage um Julia, der längsten Geschichte dieser Sammlung, scheint die Lösung ganz einfach zu sein. „Ich muss aufhören, mit mir selbst zu sprechen“ gesteht sich die Erzählerin ein, die manchmal auch ein Erzähler ist. Nur erweist sich diese Lösung, nach dem inneren Inferno von Wünschen und Ängsten, dem sich die Erzählerin und Julia – sie sind ein und die selbe Person, aber entzweit – auf den gut 100 vorangegangenen Seiten stellen müssen, als nie realisierbarer, blasser Vorsatz. Susan Judith Taubes, Enkelin eines Großrabbiners und Tochter des Psychoanalytikers Sándor Feldmann, wurde 1928 als Judit Zsuzsanna Feldmann in Budapest geboren und emigrierte mit ihrem Vater, 1939, in die USA. Von 1949 bis 1961 war sie mit dem Philosophen und Judaisten Jacob Taubes verheiratet; 1956 promovierte sie selbst in Philosophie. Die elf hier vorgestellten Prosatexte entstanden zwischen 1957 und 1969, dem Jahr ihres Todes, und fallen mehrheitlich in die Zeit, als sie die philosophische Befassung hinter sich gelassen und sich auch von ihrem Mann, zu Beginn der 60er Jahre, getrennt hatte. ... mehr
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Scott McCloud Der Bildhauer – graphic novel Carlsen-Verlag, 2015 Ein Pakt mit dem Tod verleiht dem jungen Künstler David Smith die Gabe mit seinen bloßen Händen Granit wie Butter zu formen. Wie Gischt spritzt der Stein unter den Händen des Künstlers auf und erstarrt zu Bildern aus seinem Leben. Als Gegenleistung für das Talent, das ihm Ansehen, Ruhm und einen zeitlosen Platz im Gedächtnis der Kunst einbringen soll, willigt er ein, sein Leben, seine Schaffenszeit, auf 200 Tage zu konzentrieren und ein frühes Ende zu finden. Er gibt sein Leben für die Kunst. ... mehr |
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Mircea Cărtărescu Die Flügel Zsolnay Verlag, 2014 „Zeit der Kriege“ schreibt Mircea Cărtărescu am Anfang seines Buches „wie seit Jahrtausenden“. Die Menschen würden jede Katastrophe überwinden und „mit einem einzigen Flügel in einem linkischen Vorwärts“ flattern. Es ist ein zorniges Buch in seiner Abrechnung mit dem gescheiterten Kommunismus, der die Menschen, jenseits von Kriegen oder Naturkatastrophen, in menschenunwürdigste Lebensbedingungen zwang. Die ins Mark treffenden Beschreibungen Bukarests im Jahr 1989, während der rumänischen Revolution und der Agonie des Ceausesco-Regimes, evozieren aktuelle Bilder von Kriegen und anderer Verbrechen gegen die Menschheit. Die große Metapher des Dichters ist der Schmetterling, der seine Flügel nach der Metamorphose ausbreitet und sich aufschwingt. Das Bild ist schon in den Buchtiteln seiner Trilogie Orbitol angelegt. Die deutschen Übersetzungen als Die Wissenden, Körper und Die Flügel folgen nicht der präzisen Bedeutung der rumänischen Titel, die mit Linker Flügel, Körper, Rechter Flügel zu übersetzen wären, darin wird aber die Symmetrie deutlich, die in den drei Büchern angelegt ist: die Gestalt entfaltet sich und im dritten Buch, in Die Flügel, ist der Schmetterling komplett. ... mehr
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Mercé Rodoreda Der Garten über dem Meer herausgegeben von Roger Willemsen Mareverlag, 2014 Alles beginnt mit einer Verwirrung. Der Stimme des Ich-Erzählers, die dem Gärtner, als der zentralen Figur des Romans, gehört, ist unüberhörbar ein weiblicher Klang beigemischt. Die Aufklärung dieses Phänomens findet sich in einem Artikel Gabriel García Marquez’, eines Bewunderers Mercé Rodoredas (1908–1983), den er in ihrem Todesjahr geschrieben hat. Sie sei die einzige ihm bekannte Literaturschaffende gewesen, die eine lebendige Kopie ihrer Personen war. Tatsächlich war die große Dame der katalanischen Literatur auch eine passionierte Blumenzüchterin und so wird verständlich, warum die Geschichte nicht um das Herrenhaus und seine Sommergäste sondern um den zugehörigen Garten und seinen Hüter kreist. ... mehr
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Schlump Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt „Schlump“ Kiepenheuer & Witsch, 2014 Klang und Bedeutung von Schlingel und Lump scheinen sich in dem kuriosen Namen des Romanhelden zu mischen. Als er, 16-jährig, in den Krieg zieht, ist Schlump, was die Zufälligkeit der Ereignisse und die Einfalt seines Wesens anlangt, in jedem Fall dem Grimmelshausen’schen Simplicissimus nicht unähnlich. Seine erste Station, drei Dörfer westlich von Calais, nahe der Belgischen Grenze, über die er, wegen seiner Französischkenntnisse, als Ortskommandant eingesetzt wird, hat denn auch überhaupt nichts Kriegerisches. Der Kanonendonner ist weit weg, die Menschen, die er zur Arbeit einteilen muss, sind aufgeschlossen und gastfreundlich und die jungen Mädchen bereiten dem Frankreichreisenden nie erträumte Liebesfreuden. Was folgt, könnte alptraumartiger kaum sein. Die Ablösung und Versetzung an die Front ist der Absturz aus dem Paradies in den Dreck, die Nässe und Kälte des Schützengrabens, in Hunger und Schlaflosigkeit, in das ganze namenlose Elend des Menschenschlachtens. ... mehr
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Ernst Haffner Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman Walde + Graf bei Metrolit, 2013 Sie feiern, wie Siegfried Krakauer in den 1930iger Jahren in der Frankfurter Zeitung schrieb, nach „ziemlich geheimnisvollen und anstößigen Riten romantische Dreigroschenoperfeste“. Sie, das sind Berliner Jugendliche, die sich in dauernder Flucht vor Fürsorgeheim und Knast – gibt es da überhaupt einen Unterschied? – ihren eigenen Kosmos schaffen, mit eigenen Gesetzen und schrillen Ritualen. Geografisch sind das die Straßen der Stadt und in engerem Sinne ein Netz von Kneipen und Kaschemmen, seltsamen Absteigen und verlassenen Fabrikhallen zwischen Berliner Norden, Alexanderplatz und Münzviertel, Görlitzer und Schlesischem Bahnhof, Hermannplatz und Tauentzien. Es sind schiefe soziale Räume, in denen Prostitution und Kriminalität keine Frage des Charakters oder der Veranlagung sondern quasi objektive Alltagsgegebenheiten sind. ... mehr
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Helmuth Kiesel (Hg.) Ernst Jünger. In Stahlgewittern Historisch-kritische Ausgabe in zwei Bänden Klett-Cotta, 2013
Ein Frontbericht, ein
Abenteuerbuch, ein Heldenepos? Das 1920 erstmals erschienene Buch Ernst
Jüngers wurde ebenso für seine Kriegsverherrlichung gescholten, wie es
für seine pazifistische Wirkung gelobt wurde. Fraglos war der Autor, der
schon als 18-jähriger Schüler der Fremdenlegion beitrat, als er in den
Ersten Weltkrieg zog, von Abenteuerlust, und, nach zahlreichen
Verletzungen, Auszeichnungen und Beförderungen, auch von beträchtlicher
Selbstherrlichkeit und Ehrsucht getrieben. Den literarischen Wert seines
Buches muss man dennoch gerade in seiner Bescheidung suchen: auf den
engen Fokus der Frontereignisse und auf die penible Schilderung ihres
sinnlichen Erlebens.
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August Strindberg Bis ans offene Meer. Romane und Erzählungen. Herausgegeben und übersetzt von Angelika Gundlach Das Schärenmeer vor Stockholm mit seinen zahllosen, eiszeitlich rund geschliffenen Inseln und Inselchen ist eine Herzens- und Heimatlandschaft August Strindbergs (1849-1912). Den Schärenbewohner beschreibt der gebürtige Stockholmer als Einsiedler, der „es weit zum Gerichtsgebäude, weit zur Kirche und weit zur Schule; weit zu den Nachbarn und weit zur Stadt“ hat. Die naturalistische Schilderung der Kargheit von Land und Leuten, der Beschränktheit des täglichen Lebens, ist durchdrungen von der Sympathie des Dichters für diese Inselwelt, auch wenn er unter ihren Bewohnern keine wirkliche Gegenliebe fand. ... mehr |
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Teju Cole
Open City: Roman Aus dem Amerikanischen von Christine Richter-Nilsson Suhrkamp Verlag, 2012 Wenn die Hauptfigur in Open City durch New Yorks Straßen und Parks wandert, verleiht Cole ihm seinen fotografischen Blick und seine innere Resonanz. Ein ungewöhnliches, unorthodoxes Erleben dieser Stadt entsteht. Der Leser wird unwillkürlich in diese exklusive Schau hineingezogen und verzaubert. Am New Yorker Himmel sucht der stadtwandernde Erzähler in Open City nach Zeichen. Er verfolgt beispielsweise die „natürliche Migration“ der Zugvögel, oder, im Kontrast zu den Menschenmassen, die „wie einem widernatürlichen Todestrieb“ folgend in die katakombengleichen U-Bahnen zu strömen scheinen, entdeckt er einen Bienenschwarm in der Luft über einer Hecke, der ihn an den höchsten Gott der Yoruba-Religion, Olodumare erinnert. In der nigerianischen Heimat seines Vaters, wo der Ich-Erzähler, wie Teju Cole selbst, einen Teil seiner Jugend verbrachte, sagt man, dass Olodumare wie ein Bienenvolk im Himmel sitzt. mehr
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Olga Grjasnowa Die
Protagonistin Mascha ist Aserbaidschanerin. Während des Konflikts um die
Region Bergkarabach geriet sie und ihre jüdisch-russische Familie in
Baku immer wieder in Lebensgefahr. Mascha war elf als sie schließlich
ins deutsche Exil kamen. Nun als junge Frau, lebt sie in Frankfurt in
einem verästelten kosmopoliten Freundeskreis, manche wie sie in einer
Heimat und Doch-Nicht-Heimat Gestrandete. |
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Navid Kermani Dein Name
Wenn man sich nicht darauf
versteift, dieses Werk kategorisieren zu wollen – ist es ein Roman, eine
Autobiographie oder eine Art Tagebuch? – dann erwartet den Leser eine,
im privaten Ton verfasste Erzählung alltäglichen Lebens, eine kriselnde
Ehe, eine siebenjährige Tochter, Anekdoten von der iranischen Familie,
Kommentare zur aktuellen Politik und Kultur, gespickt mit den brillanten
Ausführungen eines Feuilletonisten.
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David Mazzucchelli. Asterios Polyp. Aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Pletzinger Ein Blitz lässt das Haus von Asterios Polyp in Flammen aufgehen und legt damit sein ganzes bisheriges Leben in Trümmer. Das geschieht an seinem 50sten Geburtstag und nur ein Schweizer Taschenmesser, ein Andenken an seine ewig geliebte und doch so ferne Frau, kann er auf der Flucht vor den Flammen retten. Das tiefsinnige Comic-Roman-Debüt von David Mazzucchelli sprüht vor Witz und Esprit. Die allzu menschlichen, materiellen, wie psychischen Abhängigkeiten und Muster eines vergleichbar winzig anmutenden und flüchtigen Lebens versöhnt der Autor mit der Größe des Universums, mit seinen Himmelskörpern und dem erhabenen Thema der Liebe. ... mehr |
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Khalil Gibran Sämtliche Werke Band 1 Herausgegeben und Übersetzt von Ursula und S. Yussuf Assaf Zwischen Armut, Schicksalsschlägen und Tod wählt Gibran die Schönheit als seinen Leitstern und ruft denen zu, die unzufrieden sind mit Unterjochung und religiösem Zwang: „Erwählt die Schönheit zu eurer Religion.“ Und so sinniert er, dass er anstatt der Freiheitsstatue als Wahrzeichen „eine (Statue) zu Ehren der Schönheit“ aufstellen lassen würde, „denn für die Freiheit haben die Menschen stets gestritten. Doch vor dem Angesicht der Schönheit werden sich alle Menschen als Brüder die Hand reichen.“ mehr |
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Hans Christoph Buch
1995 wird der Autor Augenzeuge des Massakers von Kibeho, bei dem Tutsi
Soldaten der Nationalen Volksarmee Ruandas an 80 000 zusammengetriebenen
Hutuflüchtlingen für den Genozid des vorhergehenden Jahres Rache nahmen.
Tausende starben, Buch selbst wird von einem der Blauhelmsoldaten, die
wie Statisten der Szene beiwohnen, gerettet.
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Jan Karski
Die Geschichte der Missionen Karskis im besetzten Polen, der Aufbau des
Staates im Untergrund, die Kontaktierung seiner Verbindungsleute, seine
Gefangenschaft und Folter durch die Gestapo, seine Einbindung in die
Politik der exilierten Regierung, die Propagandaarbeit für Polen bei den
Alliierten – das alles liest sich wie ein Spionageroman und ist doch ein
historisches Dokument des Kampfes der Polen um die Wiedererringung des
Landes. 1944 kommt das hier besprochene Buch – noch mit chiffrierten
Decknamen – zum ersten Mal unter dem Titel „Story of a Secret State“ in
den USA heraus. |
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Edgar Allan Poe
Die Geschichte des Arthur
Gordon Pym
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Sebnem Isigüzel Mit gewaltvollen Bildern entwirft Sebnem Isigüzel ihre Geschichte in einem faszinierenden Realisimus. Immer wieder wird er abgelöst durch Formen zügelloser Phantasie. Ihr Roman Am Rand, im Türkischen Çöplük, das heißt Müllhalde, ist bis zur letzten Zeile in dieses Wechselspiel eingebettet. Der größte Teil des 430 Seiten langen Romans kreist um das Leben von Leyla, deren Lebensumstände sie in eine Gesellschaft von Menschen gespült haben, die am Stadtrand Istanbuls leben. Die Müllhalde ist zu ihrem Territorium geworden. Eine vollkommen andere Welt ist diese Gemeinschaft von Randständigen und doch gleichen ihre Strukturen der etablierten Gesellschaft. Auf dem Müll offenbaren sich die Charaktere freilich ungeschminkt, monströs und ohne Deckung. Es sind keine Personen, die aus der Armut ins völlige Abseits abgerutscht sind. Es sind bürgerliche Existenzen, die infolge unseliger innerer und äußerer Verhältnisse Schiffbruch erlitten haben. In diesem Reich ist Leyla die „Königin des Mülls“ geworden. Ihr Leben davor, als Diplomatentochter in Moskau, wo sie mit dem großen Kasparow Schach gespielt hatte oder während ihrer kurzen Ehe mit dem Sohn aus einer düsteren Familie der Oberschicht, ist zu dünnen Schatten ihrer Erinnerung verblasst. Izigüzel taucht tief in die Verästelungen ihrer Erzählung ein, Szenen unmäßiger Brutalität stehen neben einem einfühlsamen Nachspüren in die Unbegrenztheit menschlicher Beziehungen. Am Ende des Romans, gibt sie das Erzählte noch einmal in die Zentrifuge und lässt die Hauptakteure in fiktiven Interviews ihre Wahrheiten aussprechen. Doch die bestehen nur in den neu ausgewählten und aufgeschriebenen Imaginationen der Autorin, die so den Sinn dieser aufregend und atemberaubend erzählten Geschichte wieder anders ins Spiel wirft.
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Rafael Chirbes Ein skrupelloser Bauunternehmer, nicht eben unsympathisch und lebensvoll, der in manchen seiner Züge auf den Autor selbst verweist, ist der Held des Romans. Sein unheilvolles Wirken zwischen Bauspekulation und Umweltzerstörung hat Chirbes schon in einem früheren Essay-Band, Am Mittelmeer, auf den Punkt gebracht: ... als hätte ein ruchloser, zerstörerischer Zauberer den Plan gefasst, Hässlichkeit über eine Region zu bringen. Die in Rede stehende Region, die spanische Mittelmeerküste, ist Wohnort des Autors und Ziel zahlloser Touristen. Die von unförmigen Betongeschwüren übersäte, von Schnellstraßen zerschnittene und vom gleißenden metallischen Licht einer lebensfeindlichen Sonne bestrahlte Landschaft ist das Lebenswerk des Romanhelden und liefert einen Anklang auf den Titel des Buches. Chirbes, der als 39-Jähriger, 1988, seinen ersten Roman veröffentlichte, arbeitet seit gut zwanzig Jahren an seinem Sittengemälde der spanischen Gesellschaft nach dem Bürgerkrieg. Krematorium ist, nach Der lange Marsch, der die Zeit zwischen 1940 und 1970 zum Inhalt hat und Der Fall von Madrid, der am Todestag Francos, dem 15. November 1975, spielt, der dritte Schritt und der unerbittliche Spiegel, den der Dichter sich selbst und seiner eigenen Generation vorhält. Die Geschichte vollzieht sich, praktisch ohne äußere Handlung als innerer Monolog oder als Selbstgespräch der Protagonisten, eine vom Autor gepflegte und zu großer Spannung geführte Erzählkunst. Alle Personen stehen in einem widerspruchsvollen Verhältnis zum Helden des Romans; niemand scheint ihn zu mögen, doch alle werden von ihm ausgehalten. Die Ausnahme ist der gestorbene Bruder des Baulöwen, ein Ökobauer und Außenseiter der Familie, der den Beteiligten angesichts seiner bevorstehenden Verbrennung sozusagen posthum die Selbstreflexion abfordert. Ebenso widersprüchlich wie nachvollziehbar erscheint die Tatsache, das Rafael Chirbes’ Bücher nirgendwo so erfolgreich sind wie in Deutschland, das den Touristenstrom nach Spanien stärker speist als jedes andere Land.
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Kaspar Schnetzler Ein Familienepos das sich über ein volles Jahrhundert erstreckt. Ausgerechnet mit dem Besuch des deutschen Kaisers 1912 in Zürich beginnt die Geschichte der ur-schweizerischen Familien Frauenlob und Gerber. Der aphrodisiakische Enthusiasmus, der die beiden späteren Familienoberhäupter während dieses kaiserlichen Besuchs überkommt, eröffnet die Saga, die so reich an Aspekten des Lebens in der Zwingli-Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist. In der ersten Hälfte des 600 Seiten starken Buches verwöhnt Schnetzler den Leser mit sehr vielen Details aus dem Schweizer Brauchtum. Fast ethnographisch liest sich, wie die Welschen die Deutschschweizer empfanden, wie stolz die Nicht-Städter gegenüber den Zürichern waren oder wie über regionale kulinarische Feinheiten die Identität mit einem Kanton zelebriert wurde. So manches erfährt man über den Charakter der Klettgauer, der Wollishofener und die feine Gesellschaft auf dem Rietberg oder in Thalwil. Und während sich Europäische Geschichte und Schicksalsjahre aus dem Blickwinkel vom Zürichsee her abspielen, legt der Roman das Innenleben der Familien und ihrer Individuen bloß. Die Sinnsuche, die Suche nach dem Guten hat hier viele Spielarten. Im Gewand von religiösen oder nationalen Fundamentalismen allerdings wird sie zur Zerreißprobe für die Familie Frauenlob. Die Frauen stehen im Widerspruch zwischen konservativem Hausfrauenbild, kreativen Ambitionen und der Vereinahmung von religiösen Eiferern, die Männer sind in strenger patriotischer Enge oder sentimentalem Traditionalismus gefangen. Die nachfolgenden Generationen entlarven so manches dieser Gutmenschmuster, doch sind nicht alle dagegen gefeit, selbst ins Netz neuer Ideologien zu geraten. Schnetzler hat in seinen Epochenroman viele kleine Spiegelchen für den Leser eingebaut, was ihn, nicht zuletzt, im Bann des Epos hält, das 2012 am Zürcher See zu Ende geht, wenngleich es dort auch einen neuen Anfang nehmen könnte.
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Giwi Margwelaschwili
Margwelaschwilis Officer Pembry ist eine Fiktion, in der das
Geschehen des Thrillers, Das Schweigen der Lämmer von Thomas
Harris, in die Lebensrealität seines in der Zukunft lebenden
Protagonisten eindringt. Der ist ein Namensvetter oder eine Parallelperson
des in dem Harrisschen Buch von einem Hannibal Lecter ermordeten
Officers. Die Gefahr für den lebenden Pembry entspringt aus
der Handlung des Thrillers. Oder scheint es nur so und steckt tatsächlich
die Prospektive Kriminalpolizei, kurz PKP genannt, deren
Ressort es ist, Mordfälle in Büchern zu recherchieren und zu verhindern
dass sie sich in der Wirklichkeit ereignen, hinter allem? Die PKP
hält Lösungen für Pembry bereit, die seinen sicheren Tod, wie ihn
der Verlauf des Thrillers vorschreibt, abzuwenden vermögen. Denn, wenn
keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, so will es die PKP wissen,
würde sich das Buchgeschehen irgendwann unweigerlich umsetzen. Aber kann
man durch Lesen oder Nichtlesen einer Geschichte verhindern, dass sich
ihre Handlung erfüllt? Margwelaschwili spielt beliebig mit den vielen
Ebenen, sodass der Leser sich nicht bequem durch eine spannende
Krimihandlung führen lassen kann. Immer wieder steht in Frage, ob der
Protagonist sich in eine Art selbst erfüllende Prophezeiung hinein begibt,
bei der die PKP die Rolle eines totalitären Regisseurs inne hätte
oder ob es besser wäre, mit Pembry zu fiebern, dass er seine, von
der Prospektiven Polizei entworfene Rolle in dem Plot wirklich gut
spielt, damit er aus dem Gewirr der Lesewirklichkeiten unversehrt
entkommen kann.
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Stefan Schomann Letzte Zuflucht Schanghai Die Liebesgeschichte von Robert Reuven Sokal und Julie Chenchu Yang
In einer weltumspannenden Liebesgeschichte,
bewegen sich, wie zwei Züge, die die Lebensereignisse der beiden
Protagonisten chronologisch auf einander zu. Robert Reuben Sokal stammt
aus einer gut gestellten jüdischen Familie, die aus Galizien nach Wien
emigriert war. Julie Chenchu Yang ist die Tochter eines wohlhabenden
traditionsbewussten chinesischen Arztes aus Nangpo. Kapitel für Kapitel
lässt Schoman sein späteres Liebespaar im Wechsel, jeweils als
Ich-Erzähler und Ich-Erzählerin berichten, über ihre Jugend in Wien und
Nangpo, über ihre Flucht aus dem von den Nazis annektierten Wien und die
„kleinere“ Migration aus Nangpo, ausgelöst von der Angst vor der
japanischen Expansion in China. Das Leben in Schanghai, der gemeinsamen
Stadt des Exils, lassen beide Erzählstimmen, immer noch getrennt, vor uns
Revue passieren: Die Parallelwelten von Schanghai, die Armut vieler jüdischer
Emigranten, die noch größere Not der Mehrzahl der chinesischen Einwohner,
die „Fluchtgewinnler“ und der Luxus der Eliten. Vor dem Hintergrund der
sich überschlagenden politischen Ereignisse beim Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges werden wir in die Details der Lebenswelten der, zu dieser
Zeit, jungen Menschen mitgenommen. Als Studenten der gemeinsamen Fakultät
treffen, die sich so aufeinander zu Bewegenden, letztlich nach Kriegsende,
aufeinander. Und obgleich chinesisch-europäische Ehen im Schanghai jener
Zeit eine Seltenheit waren und die jeweiligen Familien eine „Mischehe“ für
etwas völlig jenseits des Denkbaren hielten, gab es 1947 eine
Verlobungsurkunde, schön verziert mit Mandarinente und Lotos. Die nächste
Migration, der aus unterschiedlichsten Welten Zusammengekommenen, konnte
nun beginnen.
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Romain Gary Romain Gary, hoch dekorierter Flieger-Offizier, Diplomat, Autor und Ich-Erzähler, ist nicht der Held seines autobiographischen Romans. Diese Rolle spielt Nina Kacev, seine aus kleinen, jüdisch-russischen Verhältnissen stammende Mutter. Die nicht sehr erfolgreiche Schauspielerin, deren Lebenskunst nur darauf gerichtet ist, sich und ihren Sohn mit den fantastischsten wirtschaftlichen Unternehmungen über Wasser zu halten, visualisiert für ihn mit unbeirrbarer Naivität und Vorstellungskraft die glänzende Karriere eines Künstlers und Diplomaten an dem einzigen Ort, der ihr dafür geeignet erscheint, in Frankreich. In meinem ganzen Leben habe ich nur zwei Menschen mit dem gleichen Akzent von Frankreich sprechen hören: meine Mutter und den General de Gaulle. Wie die Mutter es fertig bringt, ihre Vision auf den Sohn zu übertragen und aus dem russischen Jungen Roman Kacev den erfolgreichen, unter fünf verschiedenen Namen publizierenden und so zweimal den Prix Goncourt einheimsenden Schriftsteller Romain Gary werden zu lassen, und wie sie es selbst über ihren Tod hinaus schaffte, ihn in der Erfolgsspur zu halten, ist eine überaus berührende Geschichte, die Gary, ohne Sentimentalität, eher lakonisch wiedergibt. Ja, meine Mutter war begabt und ich habe mich nie davon erholt. Das Buch, das 1960 als La Promesse de l’aube erschien und ein Jahr später unter dem deutschen Titel Erste Liebe – letzte Liebe vorlag, ist jetzt mit dem stimmigeren Titel Frühes Versprechen neu übersetzt worden. Ein Nachwort, eine Zeittafel und ein Werkverzeichnis Romain Garys, der sich 1980 das Leben nahm, sind dem Buch beigegeben.
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Abdalrachman Munif
Zeit der Saat ist
der zweite Band eines mehrbändigen Romanwerkes, in dem die arabischen
Salzstädte, in denen, auf Salz gebaut, das Wasser alles
einmal auflöst und nichts bleibt, Spiegel für die Welt des Öls
der Golfstaaten sind, deren Kenner Abdalrachman Munif par excellence war.
Als Sohn eines saudiarabischen Händlers und einer irakischen Mutter in
Jordanien geboren, hatte er in vielen arabischen Ländern sein Zuhause. Er
studierte Wirtschaft, war Chefredakteur der Fachzeitschrift Öl und
Entwicklung im Irak, wurde ein erbitterter Gegner Saddam Husseins, um
später ein ebenso scharfer Kritiker des Krieges der Amerikaner im Irak zu
werden. Bevor er sein Leben gänzlich dem Schreiben widmete, arbeitete er
als Wirtschaftsexperte für die OPEC.
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Thomas Pynchon
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Tran-Nhut Dieser Fall des Mandarins Tan kommt nicht aus einer Feder. Zwei aus Vietnam stammende Schwestern, Than-Van und Kim Tran-Nhut, haben die Figur des Mandarins nach dem Vorbild eines real-mythischen Vorfahren kreiert. Der geschichtliche Hintergrund der im 17. Jahrhundert angesiedelten Kriminalgeschichte und der Kampf um die materiellen Ressourcen des Landes sind nicht nur Kulisse sondern bestimmend für die Motive der Protagonisten. In einer Verkettung von Ereignissen treffen alte Traditionen auf neue Machenschaften. Der noch junge Mandarin Tan, unbeirrbar konfuzianisch, sieht sich gleichzeitig mit dem Mord an einem dekadenten Grafen konfrontiert, einem versenkten Handelsschiff und den, wie von Geisterhand entwendeten Grabstelen auf dem Friedhof der Ahnen. Eine Peitsche schwingende Gefängnisvorsteherin mit seidigem Zopf und die feingliedrige Schwägerin des ermordeten Grafen bringen ihn erheblich aus seinem amtlichen Gleichgewicht. Sie sind wie der, der taoistischen Lehre zugewandte, jesuitische Priester, die Witwe und der Bruder des Ermordeten, Zeugen und Verdächtige zugleich. Mit peniblen Untersuchungen und Nachforschungen stehen Tan, wenn auch widerstrebend, ein wunderlicher Schriftgelehrter und ein, den derben kulinarischen Freuden frönender Arzt zur Seite. Wie der feinsinnige Mandarin zwischen alchemistischen Praktiken und Elixieren, revoltierenden Untoten, portugiesischen Handelsgesellschaften und christlicher Mission seine Ermittlungen führt, nimmt den Leser im Handumdrehen für ihn ein und er freut sich schon auf einen neuen Fall und die nächste Übersetzung aus dem Französischen.
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Literatur
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Stand: 04. April 2020