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Aus dem Guru Granth Sahib
und anderen heiligen Schriften der Sikhs


Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Tilak Raj Chopra und Heinz Werner Wessler. Herausgegeben von Martin Kämpchen





Verlag der Weltreligionen, Inselverlag 2011


In der Region um den nordindischen Bundesstaat Panjab und die Stadt Amritsar, dem Teich des Nektars der Unsterblichkeit, konzentriert sich heute die ca. zwanzig Millionen Menschen zählende Bevölkerung der Sikh. Im Unterschied zu den Hindus sind die Sikh monotheistisch, lehnen die Verehrung von Götterbildern und das Kastensystem ab und berufen sich auf das von Guru Bhai Gurdas zusammengestellte, uranfängliche Buch Guru Granth Sahib oder Adigranth der Hymnen und heiligen Gesänge. Die Verehrung der göttlichen Person ist für den Gesangsvortrag bestimmt und geht auf die ersten fünf Gurus und auf eine Vielzahl von Dichterheiligen des 16. Jahrhunderts zurück.
Im Zentrum des Adigranth steht die Lobpreisung: „Es singen Dir die Erdteile und Welten, / die Du geschaffen hast und die Du erhältst. / es singen Dir besonders diejenigen, / die Deiner Gnade teilhaftig und von Liebe zu Dir / berauscht sind.“ Japuji Sahib
Die Verehrung der Gurus ist die Wertschätzung des Schülers (Sikh) für den Lehrer. Besonders dem Religionsstifter Guru Nanak (1469-1539), dem in mystischer Offenbarung die Lehre von der Überwindung der Selbstsucht durch die Verehrung der Namen Gottes zu Teil wurde, kommt als erstem Lehrer besondere Bedeutung zu.
Vielleicht trug die Verfolgung der Sikh durch die Mogulherrscher, die besonders der weltlichen und geistigen Autorität des Guru, seiner Person und seiner Familie galt und diese mit Attentaten, Feldzügen und Inhaftierungen bedrängte, zur Auflösung des Primats des Gurus bei. 1708 übertrug der zehnte und letzte Guru die weltliche Autorität auf die erstarkte Gemeinde der Sikh und die geistige Autorität dem Buch Adigranth, das die Glaubensgemeinschaft fortan führen sollte.
Die demütige Haltung der Sikh angesichts der in ihrer Vollendung nicht zu fassenden Schöpfung, hinter der der Unbenennbare, Unvergleichliche und Einzige steht, verrät die tiefere Bedeutung, die der Erhebung eines durch Nanak empfangenen und durch die folgenden Gurus weitergeleiteten, heiligen Wissens zukommt, das im Adigranth festgehalten ist und für sich selbst spricht. In diesem Sinne ist der Auszug aus einem liturgischen Text zu verstehen: „Wenn ein Großmaul behauptete, er wisse es, / dann sollte man auf seine Stirn schreiben / Trottel aller Trottel.“
Der ausführliche Kommentar führt den Leser grundlegend in die Geisteswelt der Sikh ein und ermöglicht eine tiefer gehende Lektüre der ausgewählten heiligen Schriften. Diese beinhalten Liturgien aus dem Adigranth, sowie aus dem, vom letzten Guru, Gobind Singh, verfassten, Dasam Granth, sowie Schriften Bhai Gurdas, die vielen Sikh als Schlüssel zum Verständnis der Hauptschrift gelten. Den Schluss bilden das Bittgebet Ardas und das Mumdavani, das Siegel oder der Verschlussstein der Verse des Adigranth.
(hkl)

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2011 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 13. Dezember 2011