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Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

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Axel Honneth

Das Recht der Freiheit
Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit

Suhrkamp Verlag, 2011


Freiheit, besonders individuelle Freiheit als Schlüsselidentifikation des postmodernen Menschen, lässt sich nicht rechtlich, normativ oder politisch erreichen, sondern muss in sozialer Praxis und in sozialen Kämpfen entstehen und erfochten werden. Die Philosophie kann dabei versprachlichen und verfeinern und eine Analyse der gesellschaftlichen Reproduktionsverhältnisse und ihrer moralischen und ethischen Implikationen beisteuern. Axel Honneth (geboren 1949), Schüler von Jürgen Habermas und Vertreter der „Frankfurter Schule“ beginnt seine Abhandlung des Freiheitsbegriffs mit der Frage: Was ist gerecht? In der Antike noch mit der leicht nachzuvollziehenden Absichtsbekundung, jedem das seine zu geben, entschieden, fällt das Urteil heute weit weniger deutlich aus.
Als Grundlage zieht Honneth den Gerechtigkeitsbegriff von Hegel heran. Der misst die Gerechtigkeit sozialer Institutionen und Praktiken an ihrem Vermögen, die ihnen zugedachte Rolle in der ethischen Aufgabenteilung einer Gesellschaft zu verwirklichen. Diese „normative Rekonstruktion“ gerät dabei leicht in den Verdacht eine konservative, weil System bejahende Methode zu sein. Hegel lebte lange vor dem Holocaust, diesem „Zivilisationsbruch“, der den idealistischen und positivistischen Gerechtigkeitsbegriff zusammenstürzen lies. Honneth behauptet die Gültigkeit der Hegelschen Methode dennoch aus ihrer kritischen Anwendung heraus: Die bestehende Wirklichkeit und die ihr zugrunde liegende ethische Richtschnur soll zu Gedanken anregen, wie diese tatsächlich institutionell oder in den Handlungen verwirklicht werden kann. Der Vorteil dieser Methode, deren reformistisches Potenzial sich auf kleine Schritte der Veränderung beläuft, ist, entgegen der Position eines neuen philosophischen Wurfs, die Praxisnähe.
Der Rückbezug auf Hegels „Rechtsphilosophie“ ist somit Kritik an der aktuellen Philosophie der liberaldemokratischen Gesellschaft, die sich durch Produktion von normativen Prinzipien auszeichnet, ohne eine Gesellschaftsanalayse damit zu verbinden.
So zurückhaltend sich der Autor bei der Formulierung neuer philosophischer Wege gibt, so anspruchsvoll erscheint die philosophische Gesamtdarstellung des Freiheitsbegriffes, beginnend mit einer historischen Herleitung über die Möglichkeiten rechtlicher und moralischer Freiheit bis hin zu der Wirklichkeit der Freiheit. Zu der Einschätzung, in den Bereichen der individuellen und sozialen Freiheit in Westeuropa große Errungenschaften erreicht zu haben, bei denen die Französische Revolution, die nationalen Konstitutionen und die antifaschistischen Kämpfe des 20. Jahrhunderts nur die am deutlichsten wahrnehmbaren Ereignisse und Institutionen sind, kommt die Warnung hinzu, sich nicht auf das Erreichte, auf Institutionen und Recht zu verlassen, da diese die Freiheit nicht von selbst schaffen und sie auch wieder in Frage stellen können. 
(hkl)

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 12. September 2011