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Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

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Stanley Cavell

Cities of Words.
Ein moralisches Register
in Philosophie, Film und Literatur

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und eingeleitet von Maria-Sibylla Lotter

 

Chronos Verlag, 2011

Wenn die ganze Welt von Filmen fasziniert ist, warum beschäftigt sich dann die Philosophie nicht mit der Frage, was die Menschen an ihnen finden?
Der US-amerikanische Philosoph Stanley Cavell (geboren 1926) beklagt, dass die moderne Philosophie sich nicht mehr mit den wichtigen Themen, den lebensnahen, wenngleich unsicheren Fragen und Problemen auseinandersetzt und sich stattdessen mit allgemeinen Begriffsklärungen aufhält.
Cavells Philosophie rückt das Betrachten selbst in das Zentrum des Interesses und hier spannt sich der Bogen zum Film. Als Teil der Künste, neben Bildender Kunst, Literatur und Musik, lässt der Film den Menschen intuitiv erfassen, betrachten und kontemplieren. Sein „moralischer Perfektionismus“ will weg vom Dogma und einer argumentativ und ergebnisorientierten Belehrung. Viel zu ungenau ist Sprache und die Beziehung zwischen Gesagtem und Gemeintem, als dass sie eine allgemeingültige und von jedem verwertbare Erkenntnis hervorbringen könnte. Fragen und Themen und ihre Bearbeitung in der Diskussion sollen dagegen gedankliche Möglichkeiten oder Hindernisse aufzeigen und einer kritischen Beschäftigung mit dem Selbst und seiner Einbindung in Konventionen und Überzeugungen dienen.
Cavells Philosophie – jeder sollte sich, unabhängig von Spezialisierung und Bildung, zu gesellschaftlichen und politischen Themen äußern können und verschiedene Ausdrucksformen sollten gleiche Beachtung finden – erweist sich als fundamental demokratisch und will dem Menschen, ganz im Sinne Platons, zu einem aus der Dunkelheit ans Licht gelangten, kritischen und eigenständigen Selbst verhelfen.
„Cities of Words“ ist die Überarbeitung einer Vortragsreihe, die wichtige Vordenker für Cavells eigene philosophische Befassung vorstellt. Das Besondere an dem Band, das aus ihm mehr als eine bloße Philosophiegeschichte macht, ist, dass neben den Philosophen, wie Platon, Emerson, Nietzsche, Kant und Locke, auch Freud und Shakespeare je ein Kapitel gewidmet ist und darüber hinaus jedes zweite Kapitel einem Film aus der goldenen Zeit Hollywoods zwischen 1934 und 1949. Die Filme, die sich der Komödie und dem Melodram, also eher seicht anmutenden Genres zuordnen lassen, sollen mit ihrer Alltagssprache und mit ihren scheinbar banalen Stoffen der Philosophie das nötige Leben einhauchen. Wie bei der rein philosophisch-wissenschaftlichen Arbeit richtet Cavell besondere Aufmerksamkeit auf den Gebrauch von Sprache und auf das, was die filmischen Dialoge bei dem Zuschauer bewirken. Polyphonie, die in ihrer Aufspaltung in eine Vielzahl von Einzelstimmen anstatt einer suggestiven Belehrung einen möglichen Weg bietet, wird zur philosophischen Methode.
Der Philosoph fordert folgerichtig den Leser direkt zur Interaktion auf. Das Buch ist keine passiv zu konsumierende Schrift, sondern versteht sich als Fortführung des ursprünglichen Seminars, an dem der Leser nun, mit größerer Freiheit als im universitären Rahmen, teilnehmen und mitgestalten kann, da er Zeit, Ort und Reihenfolge der Veranstaltung nun selbst bestimmt.
Übersetzt und eingeführt von Maria-Sibylla Lotters steht der 2004 im amerikanischen Original erschiene Band in einer Reihe jüngst übertragener Texte, die ein Indiz für das steigende Interesse an Cavells Arbeiten im deutschsprachigen Raum sind. 
(hkl)

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 03. August 2011