Biographie - Buchbesprechungen
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Neue Bücher
Helen Roth
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Susanne
Kerckhoff Berliner Briefe
Susanne Kerckhoffs schonungslose Selbstbefragung bleibt im Nachkriegsdeutschland und seiner von Beschönigung und Opportunismus geprägten Seelenlandschaft eine unerhörte, aber auch ungehörte Botschaft. Nach eigenem Bekunden politisch naiv und rein humanitär, formuliert die Autorin radikal: „Wer im Frühling 1945 nicht aus dem Gefängnis oder dem Konzentrationslager kam, ist mitverantwortlich.“ Das sind nicht nur Worte, schon gar keine Floskeln. Wenn sie von Schuld und Pflicht zur Wiedergutmachung spricht, dann nicht allgemein, sondern als ureigene Last, als „eine moralische Forderung, [...], die jetzt in kleinen Münzen der Verzweiflung bis zum Tode abgetragen“ werden muss.
Diese selbstauferlegte
Verzweiflungs-Arbeit von einer, die sich nicht beruhigen, nicht
abfinden kann, wächst in dem Maße, wie sie an ihren Zeitgenossen
einen „sonderbaren Gleichmut“ und eine um sich greifende „Vernazifizierung“
beobachtet. Der von den Geistern der Ermordeten gepeinigte Paul
Celan kommt einem bei der Lektüre der Briefe in den Sinn. Beiden
Dichtern, der eine Teil der Gemeinschaft der Opfer, die andere der
Tätergesellschaft zugehörig, scheint etwas Unausweichliches und
Unerträgliches gemeinsam.
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Literatur
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Klappoth (Berlin)
Fotos ©
B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
Stand: 26. Dezember 2020