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Lotte meine Lotte
Die Briefe von Goethe
an Charlotte von Stein 1776 – 1786

Kommentare und Nachwort: Jan Volker Röhnert


Die Andere Bibliothek, 2015


Als Goethe 1775, schon berühmt, in das 6000 Seelen zählende Weimar kommt, entspinnt sich eine Geschichte, die in vielem dem Werther, seinem ein Jahr zuvor veröffentlichten Romanbestseller, verwandt ist. Zwar ist er als Günstling des Herzogs Karl August und als dessen Minister wirtschaftlich weich gebettet, doch dürften Neid und Muff der Hofgesellschaft dem hochfliegenden Dichter schwer zugesetzt haben. Ein Brief vom 8. November 1777 spiegelt dieses Ungemach, lässt aber auch eine wohltätige Wirkung durchscheinen, die ihm das Leben in der Provinz versüßt hat: „Hernach fand ich dass das Schicksal da es mich hierher pflanzte vollkommen gemacht hat wie mans den Linden thut man schneidet ihnen den Gipfel weg und alle schöne Aeste dass sie neuen Trieb kriegen sonst sterben sie von oben herein. Freylich stehn sie die ersten Jahre wie Stangen da.“
Es gibt keinen Zweifel, dass diese Wohltat von Charlotte von Stein ausgeht, einer adligen Hofdame der Herzoginmutter, Anna Amalia. Lotte, wie Goethe die Frau von Stein später nennt, war attraktiv, hochgebildet, wissbegierig, verheiratet und sieben Jahre älter als er selbst und in all dem eine für den Dichter gleichermaßen unerreichbare wie schwärmerisch umworbene Geistes- und Seelenverwandte. In den weit über 1000 Briefen, die Goethe während der zehn Jahre an sie schreibt, ist sie Geliebte, schwesterliche Freundin wie hoch verehrte Dame, der er Liebkosungen wie Alltägliches, hohe Erkenntnisse wie Dichterisch-Handwerkliches schickt.
Nach einer Wanderung schreibt er noch abends am 7. Sept. 1780: „Wir sind auf die hohen Gipfel gestiegen und in die Tiefen der Erde eingekrochen, und mögten gar zu gern der grosen formenden Hand nächste Spuren entdecken. Es kommt gewiss noch ein Mensch der darüber klaar sieht. Wir wollen ihm vorarbeiten. Wir haben recht schöne grose Sachen entdeckt, die der Seele einen Schwung geben und sie in der Wahrheit ausweiten.“ Und am nächsten Tag fügt er an: „Die Menschen sind vom Fluch gedrückt der auf die Schlange fallen sollte sie kriechen auf dem Bauche und fressen Staub. Dann las ich zur Abwaschung und Reinigung einiges Griechische …“
Neben diesen von Lotte sicher mit heißem Herzen aufgenommenen Briefen, zu denen man auch die Mitteilungen über Begegnungen rechnen darf, wie die mit dem Zürcher Philosophen Johann Caspar Lavater, „der beste grösste weiseste innigste aller sterblichen und unsterblichen Menschen die ich kenne“, dienen so manche seiner Briefe dem ureigensten Interesse, das Erlebte fürs spätere Werk zu Papier zu bringen: „Wenn nur meine Gedanken zusammt von heute aufgeschrieben wären es sind gute Sachen drunter.“
Ein womöglich beabsichtigter Stich dürften für Charlotte von Stein Goethes wiederholte Berichte seiner Besuche bei der als schönste Frau Deutschlands gerühmten Marquise von Branconi gewesen sein. Man mag es als Befreiungsversuch aus den einengenden Weimarer Verhältnissen sehen und womöglich auch aus der engen Vertrautheit mit seiner Seelengefährtin. Erst Jahre später, 1786, entflieht er tatsächlich, abrupt und in aller Heimlichkeit, der thüringischen Idylle. Seine Abreise nach Italien, am 3. September direkt von einer Kur in Karlsbad aus, hat er auch Lotte, der langjährigen Freundin, verborgen. 
Die zwei Bücher – das erste enthält die Briefe der Jahre 1776 bis 1781, das zweite die der Jahre 1782 bis 1786 – umfassen 750 Seiten und sind mit knappen Stellenkommentaren und einem Nachwort ausgerüstet. Die Edition erscheint in der gewohnt schönen Aufmachung; die Einbände tragen als Schmuck die Lavater’schen Schattenrisse von Goethe und der Frau von Stein. (ak)


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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2013 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 23. Februar 2015