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Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

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Schreiben ein Leben lang.
Die Tagebücher des Victor Klemperer

Denise Rüttinger

 



Die Antwort auf die Frage nach dem literarischen Vermächtnis Klemperers lautet: „Beobachten, Überleben, Bewahren. (…) In einem lebenslangen autopoetischen Prozess versucht Klemperer als Schriftsteller, Journalist, Wissenschaftler, Briefschreiber, Autobiograph und Diarist, zumindest Teile seines „Dagewesenseins“ zu bewahren. Schreiben dient ihm zur Existenzbewahrung.“ So jedenfalls sieht es Denise Rüttinger, die mit ihrer Dissertation, die erste umfangreiche literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem autobiographischen Schreiben des jüdischen Romanisten vorlegt.
Der Titel der Arbeit, der sich auf die posthum veröffentlichten und verfilmten Tagebücher Klemperers bezieht, täuscht ein wenig, da es der Autorin um eine Analyse des gesamten Corpus der von Klemperer hinterlassenen Schriften inklusive der poetischen, journalistischen und privaten Dokumente geht. In einem sehr aufschlussreichen Vorwort macht sie ihren Anspruch deutlich, nicht einzelne Inhaltsstränge des Lebens Klemperers aus seinen autobiographischen Schriften herauslösen zu wollen. Vielmehr sieht sie in den verschiedenen Texten die Selbstvergewisserung, den Versuch des Weiterlebens und das Beharrens seiner Person in den, seine Existenz überdauernden, literarischen Ausformungen seiner Persönlichkeit. Insbesondere während der fürchterlichen Zeit des Nationalsozialismus, in der sein Leben an einem seidenen Faden hing, schien Angst und Verzweiflung zu einer existentiellen Notwenigkeit des Sich-Schreibens geführt zu haben, das eine zusätzliche Gefährdung für sich und seine Freunde bedeutete, die seine Schriften, Dokumentationen und Erinnerungen für ihn versteckten.
Die Struktur der Arbeit ergibt sich aus dem Ansatz, das gesamte Schreiben Klemperers als ein einziges, miteinander vernetztes Werk zu sehen. Seine Lebensumstände zu Zeiten des Kaiserreichs, der Weimarer Republik, während des Nationalsozialismus und schließlich in der DDR werden in den ersten Kapiteln der Leseerwartung des Publikums, der Rezeption der verschiedenen Texte, gegenübergestellt. Unter den folgenden Kapiteln erkennt Rüttinger in der philologischen Studie zur Korrumpierung der Sprache im Dritten Reich, „LTI“, die 1947 auf Grundlage der Tagebucheintragung veröffentlicht wurde, am deutlichsten den Brückenschlag von privatem und öffentlichem Schreiben bei Klemperer.
Umfangreich, und akribisch recherchiert, bietet „Schreiben ein Leben lang“ einen interessanten methodischen Ansatz zur Behandlung von Autobiographien im Allgemeinen und entfaltet gleichzeitig übersichtlich das Gesamtwerk Klemperers und das „wie“ und „warum“ seines Zustandekommens.
Der 474 Seiten starke Band ist mit einem ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis ausgestattet. 
(hkl)

                                                 
 

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 30. März 2011