Helmuth James und Freya von
Moltke
Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel
September 1944 – Januar 1945
Herausgegeben von Helmuth Caspar von Moltke
und Ulrike von Moltke
Durch seine Haft auf das Schreiben beschränkt, entwickelte sich in dem
Briefwechsel Helmuth James von Molkes mit seiner Frau Freya eine
Intensität der Kommunikation, die Menschen sonst eher wortlos und in
größter Intimität erleben. Mit der Verlegung von Moltkes aus dem
Konzentrationslager Ravensbrück in das Strafgefängnis Tegel Ende
September 1944 ergab sich für das Paar die Möglichkeit, über den
Gefängnispfarrer, Harald Poelchau, an der Zensur der Nationalsozialisten
vorbei, täglich Briefe auszutauschen. Der Briefwechsel, der bis zur
Exekution des wegen Hochverrats schuldig gesprochenen am 23. Januar 1945
reicht, wird hier komplett und originalgetreu zum ersten Mal der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Helmuth James von Moltke ist bekannt für seinen Widerstand gegen das
Hitlerregime durch seine Rolle als Initiator des Kreisauer Kreises, in
dem eine neue gesellschaftliche Ordnung diskutiert wurde, die das
NS-Regime ablösen sollte.
Neben politischen Analysen und organisatorischen Fragen des Widerstands
rückt diese Briefsammlung das Erlebnis des gemeinsamen Kampfes des
Paares ins Zentrum. In den letzten Monaten des Krieges, als angesichts
der andauernden Luftangriffe der Alliierten und der sich immer wieder
verschiebenden Gerichtsverhandlung der Tod sich stetig und doppelt in
Erinnerung bringt, offenbaren die ausgetauschten Briefe in
erschütternder Weise die große Liebe der beiden für einander und ihre
geistige Auseinandersetzung mit dem Tod.
Die Briefe sind eine gemeinsame Vorbereitung auf den Tod für den Einen
und auf das Weiterleben für die Andere. Freya tröstet den Geliebten mit
den Worten: „Außer dem Leben können sie Dir nichts nehmen.“ Helmuth
antwortet: „Das alles ist viel schlimmer für Dich, und Du musst jetzt
gepflegt und gewärmt werden (…)“
Der Lebensmut und Glaube des Ehepaars erzeugt ein verstörendes Schwanken
zwischen Trauer und tiefer Rührung ob der Schönheit des Zwiegesprächs.
Der sehr persönliche Charakter der Briefe ist der Grund dafür, dass die
Sammlung erst jetzt nach dem Tod Freyas veröffentlicht wird. Die
Briefsammlung, die Freya als ihren „Schatz“ bezeichnet hatte, der ihr
das Leben ohne Helmuth James ertragbar gemacht hatte, hinterließ sie dem
Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar.
Die vorliegende, 608 Seiten starke Ausgabe, ist dem ehemaligen
Gefängnispfarrer Harald Poelchau gewidmet, der unter größter Gefahr für
sich selbst den Austausch der Briefe ermöglichte und neben dem Paar von
Moltke eine weitere Lichtgestalt im Widerstand gegen den
Nationalsozialismus ist.
(hkl)
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