Mein Bericht an die Welt.
Geschichte eines Staates im Untergrund.
Jan Karski
Aus dem Polnischen von Ursel Schäfer und Franka Reinhardt
Die Geschichte der Missionen Karskis im besetzten Polen, der Aufbau des
Staates im Untergrund, die Kontaktierung seiner Verbindungsleute, seine
Gefangenschaft und Folter durch die Gestapo, seine Einbindung in die
Politik der exilierten Regierung, die Propagandaarbeit für Polen bei den
Alliierten – das alles liest sich wie ein Spionageroman und ist doch ein
historisches Dokument des Kampfes der Polen um die Wiedererringung des
Landes. 1944 kommt das hier besprochene Buch – noch mit chiffrierten
Decknamen – zum ersten Mal unter dem Titel „Story of a Secret State“ in
den USA heraus.
Jan Kozielewski, der stets unter seinem Decknahmen, Jan Karski,
arbeitete, hatte nach eigenen Angaben eine glückliche Kindheit im
kulturell aufgeschlossenen Lodz. Eine hervorragende Ausbildung sollte
ihn zum Diplomatendienst für das junge Polen befähigen. Nach der
Besetzung Polens durch die Deutschen widmete er seine ganze Arbeit dem
Widerstand. Neben der wichtigen Kommunikation für die Organisation des
Widerstands kam ihm die Aufgabe zu, Beweismaterial für das Ausmaß der
Grausamkeit der Besatzung herbeizuschaffen, das der Weltöffentlichkeit
die Notwendigkeit eines gemeinsamen Eingreifens vor Augen führen sollte.
Beweise für die Vernichtung der Juden, deren Ausmaß bei den westlichen
Alliierten als überzogene Darstellung abgetan wurde, lieferte Karski
1940 in Form eines Mikrofilms, der die Zustände im Warschauer Ghetto und
in den Vernichtungslagern, etwa in Treblinka, dokumentierte.
Deutliche Worte fand er 1981, in einem Vortrag, in dem er die
vermeintliche Überraschung der Siegermächte, die von der Vernichtung der
Juden lange nichts gewusst haben wollten, Lügen strafte und als
Gleichgültigkeit, Heuchelei und nach der Nazi-Barberei als zweiten
Sündenfall gegenüber den Juden Europas brandmarkte. Ein Jahr später
erkannte ihm das Yad-Vashem-Institut den Titel „Gerechter unter den
Völkern“ zu.
Erst 1999 erschien eine polnische Ausgabe der Geschichte Karskis. Ins
Deutsche übertragen und mit Erläuterungen von Karski versehen, die die
Wahrheitstreue seines „Berichts an die Welt“ untermauern, ist diese
Ausgabe ein wertvolles historisches Dokument zur Geschichte des
polnischen Widerstands und ein 600 Seiten starkes, persönliches
Bekenntnis für Zusammenhalt und Menschlichkeit angesichts des Terrrors
der deutschen Besatzung und Vernichtungspolitik.
(hkl)
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