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Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

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Hans Christoph Buch

Apokalypse Afrika
Oder Schiffbruch mit Zuschauern

erschienen im Eichborn Verlag



1995 wird der Autor Augenzeuge des Massakers von Kibeho, bei dem Tutsi Soldaten der Nationalen Volksarmee Ruandas an 80 000 zusammengetriebenen Hutuflüchtlingen für den Genozid des vorhergehenden Jahres Rache nahmen. Tausende starben, Buch selbst wird von einem der Blauhelmsoldaten, die wie Statisten der Szene beiwohnen, gerettet.
In dem Essayroman erscheint dieses Erlebnis als „eine Urszene, die mich in Alpträumen bis heute verfolgt und die zur Urzelle meines Schreibens geworden ist.“
Ein steuerlos umher driftendes Schiff, von dem Rest der Flotte bewusst aufgegeben, wird zum Leitbild des Romans. Ihrem Schicksal überlassen, vernichten sich die Menschen in einem kannibalistischen Exzeß gegenseitig und nur Wenige überleben.
Die Kapitel des Buchs sind teils fiktive Texte, teils journalistische Reportagen. Die Verbindung von geschichtlichen Recherchen, von Eindrücken des Kriegsberichterstatters Buch, mit der Eingängigkeit der Fiktion, ist die Methode, die die Demütigung, den Missbrauch und die endzeitlichen Zustände eines ganzen Kontinents dem Leser zugänglich macht.
Ein Schreckensbild reiht sich an das andere. Eine schriftliche Anfrage aus dem Jahr 1815, den Leichnam einer Frau, die Hottentotten-Venus genannt wird, dem Museum für Naturgeschichte zur Erforschung einer kaum bekannten Menschenrasse, zu überstellen, reiht sich an fiktive Opferberichte von sexuellem Missbrauch an den Bediensteten im Haushalt eines weißen Herren in Südafrika oder von der menschenräuberischen Ausbeutung von jungen Männern auf See. Zynische Gespräche von windigen bundesrepublikanischen Schriftstellern und Diplomaten, in denen „Wohltätigkeitsveranstaltung“, diplomatisches Theater und Prostitution zu einem unentwirrbaren nicht voneinander zu trennenden Moloch werden, bringen die Handlung in die unmittelbare Gegenwart.
Ein dem Roman nachgestellter offener Brief an Bundespräsident Horst Köhler von 2008 erklärt, warum der Schriftsteller dem Leser diese Aneinanderreihung von Schrecken zuzumutet. Der Aufruf ermahnt die Politik, keine freundschaftlichen Beziehungen zu Menschen verachtenden Regimen zu unterhalten, und Verantwortung für die koloniale Geschichte und die gegenwärtige Wirtschaftspolitik zu übernehmen. An der Gleichgültigkeit des Bundespräsidenten ist dieser Appell abgeperlt. Umso mehr ist er auf die Empfänglichkeit der Leser angewiesen.
Die beigegebenen Schwarz-Weiß-Fotos aus den Kriegsregionen Zentralafrikas konfrontieren uns mit einer Realität, die man lieber nicht kennen möchte. Buch beschreibt sie als „die Tragödie (eines) Volkes, die gegen meinen Willen Teil meiner eigenen Geschichte geworden ist, eine Geschichte blutiger Verstrickungen, bis heute fortdauernd und ausweglos …“. Wegzuschauen ist keine Option.
Das Buch erscheint aufwendig und schön gebunden in der Reihe „Die Andere Bibliothek“ im Eichborn Verlag.  
(hkl)

                                                 
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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 04. April 2011