Lite ra
RIsches
Berlin

 Home

 Lesungen Dichter in Berlin Literarische Orte Neue Bücher Kulturstadtführer Impressum

  Lyrik - Buchbesprechungen

 

  
 

 

 

 

Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

bestellen bei

 


 

Rabindranath Tagore

Gedichte und Lieder

Ausgewählt und aus dem Bengalischen übertragen von Martin Kämpchen
Insel Verlag


Das Gedichtbändchen, das fast durchgängig Erstübersetzungen aus dem Bengalischen enthält, führt zurück zu den Wurzeln der Philosophie Tagores. Die Auswahl ist ein Querschnitt durch sein lyrisches Schaffen, das bei uns bisher kaum bekannt ist. Der einfache, manchmal fast naive Ton des Dichters findet seinen Weg direkt in das Herz des Lesers. Die große Zahl Deutscher, die nach dem Ersten Weltkrieg in seine Lesesäle strömten, hofften in seiner Weltsicht Trost zu finden. Seine Poesie wendet sich liebevoll dem Alltäglichen zu und der Betrachtung der Natur, die dem Einzelnen die Versicherung gibt, dass er Teil eines großen Ganzen ist: „Dieser rotbraune Pfad am Rande des Dorfes – / wie er meine Seele befreit! / Mit Staub geschmückt, fliegt sie / aufwärts! Unendlich weit.“ Die Liebe zum Kleinen ist dabei der Wiederhall der göttlichen Liebe, die in Tagores mystischem Blick einen Kreis um sein Schaffen schlägt: „Ich tauche ein ins Meer der Vielfalt, / um den Juwel des Jenseits zu fangen. / (…) / Ich sinke tief in den Nektar des Lebens; / im Sterben werde ich die Ewigkeit gestalten.“
1913 wurde Tagore, der als Dichter und Philosoph, als Komponist, Musiker und Maler hervortrat, als erstem nicht-westlichen Schriftsteller der Nobelpreis für Literatur verliehen. In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wurde er in Deutschland außerordentlich populär. Neben seiner in alle europäischen Sprachen übersetzten Prosa waren es vor allem seine Vortragsreisen, die ihn zum Inbegriff der Gestalt des Weisen aus dem Orient werden ließen. Tagores Botschaft an die Welt setzt sich zusammen aus der asketischen, weltentsagenden Tradition Indiens und einer Hinwendung zum Leben, zur Freiheit und zur Liebe. So ist seine Literatur nicht nur für Europa ein kultureller Grenzgang, ein Brückenschlag. Als Botschafter für den Weltfrieden, für Gleichberechtigung unter den Völkern und für das bescheidene Glück des Einzelnen, reiste er nach Nord- und Südamerika, China, Japan und Europa. In Indien setzte er sich für ein neues Bildungssystem ein, das Inspiration statt Auswendiglernen förderte und bemühte sich um die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen auf dem Land, was seine ausgeprägt sozial-kämpferische Ader deutlich macht: „Glückloser redet keiner mit dir, / kehrt sich jeder von dir ab, / weil alle fürchten – so öffne dein Herz / und sprich mutig aus, was du denkst – allein.“
Der 150. Geburtstag des Dichters im Mai 2011 wird in Indien mit zahlreichen Feiern begangen, die den geistigen Einfluss Tagores auf die indische Gesellschaft bis heute verdeutlichen.
Den einfühlsam übersetzten Gedichten ist ein Nachwort und ein Anmerkungsteil beigegeben, die beim Verständnis der kulturellen und sprachlichen Einbettung der Poesie Tagores hilfreich sind.
(hkl)

Nächste Rezension

                                                 
 

***
bestellen bei 



 


           

   

   
Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 17. Januar 2012