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Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten.

Tagebücher 1933 - 1945. 2 Bände

Victor Klemperer

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Ilija Jovanović
Mein Nest in deinem Haar
Moro kujbo ande ćire bal

Romanes / Deutsch
Eschienen im Drava-Verlag 2011



Jovanovićs Sprache ist schlicht. Die Gedichte zeugen von ruhiger und feiner Bobachtungsgabe. Über allem stehen eine große Einsamkeit, eine große Trauer und die Suche nach Zugehörigkeit.
1950 in einer Romasiedlung in Serbien geboren, kam Ilja Jovanović 1971 nach Österreich. Zu dem Leben in Serbien befragt, heißt es in einer Zeile: Die Verachtung steckt mir / bis heute in den Knochen. Die neue Heimat, verdient es aber nicht so benannt zu werden: Beide Welten mögen mich nicht / die aus der ich komme / und die in die ich geraten bin. Das ewige Fremdsein, die Erfahrung eines Volkes, das über ganz Europa gejagt, schlechter als Hunde behandelt und voll Ekel zurückgestoßen wird, trifft den Leser bei der Lektüre in voller Härte.
Die Gedichtsammlung ist zweisprachig, in Romanes und Deutsch, abgefasst. Sie ist Zeugnis eines Menschen der seelisch tief verwundet, das Schicksal eines Volkes zum Ausdruck bringt: Wir sind verurteilt lebenslänglich.
Bleibt im Angesicht dieser erschütternden Erkenntnis noch Hoffnung?
Die Poesie Jovanovićs ist voll von Liebe. Das ewige Umherziehen ist bei ihm die Reise zur Geliebten. Die Verheißung der Vereinigung der Liebenden schafft den Raum, der ihnen auf der Welt versagt bleibt. Auch die Gemeinschaft der Leidensgenossen, Unberührbarer unter Unberührbaren zu sein erzeugt so etwas, wie Heimat, die aber nicht Ortsgebunden ist: Meine Heimat / ist dort wo ich bin.
Mein Nest in deinem Haar / Moro kujbo ande ćire bal ist der dritte Gedichtband von Jovanović, der zweisprachig herauskommt, der zweite im Drava Verlag. Dessen erklärtes Ziel ist der Brückenschlag zwischen den Kulturen in Österreich ist. Zuletzt hatte der Lyriker den Vorsitz im "Romano Centro", einem Verein für Roma in Österreich übernommen und setzte sich für eine Integration durch Bildung bei gleichzeitiger Wertschätzung und Pflege der eigenen Kultur ein.
Gegen alle bitteren Erfahrungen enthält seine Poesie einen Appell für das Miteinander. Er erkennt in der Trennung zwischen den Kulturen und Ethnien und der Überschreitung dieser Grenzen nur eine vorrübergehende Aufgabe, vor der viel schwierigeren und alle Menschen gleich betreffenden Probe, in den Tod zu gehen. Ilija Jovanović starb im November 2010. Das letzte Gedicht zeugt von seiner tiefen spirituellen Befassung mit dem Tod
Ich übersiedle, ich gehe weg, / ich gehe aus meinem Haus, aus meinem Heim, / für immer / in die Ewigkeit, wo / ich kein Fremder bin, / kein Asylant.
Elfriede Jelinek hat ein Nachwort zu der 131 Seiten starken Gedichtsammlung geschrieben, in dem sie den alltäglichen, tief in der Gesellschaft verwurzelten und institutionalisierten Rassismus Westeuropas anprangert. Sie öffnet den Blick für die verpasste Chance, im Fremden ein Spiegelbild seiner selbst zu erkennen und im gegenseitigen Kontakt voneinander zu profitieren. 
(hkl)

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 17. Januar 2012