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Mauro Covacich
Triest verkehrt
Fünfzehn Spaziergänge in
der Stadt des Windes
Wagenbach Verlag,
2012
Die letzten Täler Wanderungen
an den Rändern Friauls
Gerhard Pilgram,
Wilhelm Berger,
Werner Koroschitz und Annemarie Pilgram-Ribitsch
Drava Verlag
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Philipp Meuser, Klaus Hartung, Uta Keil, Ansgar Oswald, Torsten Lorenz,
Götz Burggraf, Maryna Demydovets, Tulkinoj Kadirowa
Architekturführer
Usbekistan
Herausgegeben von Philipp Meuser
Dom Publishers, 2012
Gegen alle Erwartungen sind es die modernen und postmodernen
Architekturen, die in der Zeit der Usbekischen Sowjetrepublik bis 1991
entstehen konnten, weniger der Mythos der Seidenstraße, denen dieses
Buch seine ganze Aufmerksamkeit widmet. Tatsächlich gelingt es dem
Architekturführer mit Bravour, die Stadt Taschkent als „Versuchslabor
experimenteller Baukunst“ zu beleuchten, mit besonders exotischen
Zeugnissen der unterschiedlichsten Baustile, die heute einer jungen
Avantgarde aus den westlichen Metropolen als Inspiration und attraktive
Studienobjekte dienen. 90 Bauten Taschkents stellen Ansgar Oswald und Maryna Demydovets vor, vornehmlich Ikonen der sowjetischen Architektur
der Sechziger und Siebziger, unter denen Objekte des seriellen
Wohnungsbaus im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.
Buchara, Samarkand und Chiwa mit ihren Bauwerken aus der Zeit der Khane
faszinieren dennoch oder gerade wegen des Kontrasts zu den
herausgestellten Arbeiten der Moderne und Postmoderne in Usbekistans
Architektur. Beispiellos für eine traditionell geprägte islamische
Oasenstadt ist das 2500 Jahre alte Chiwa. Zwischen den Wüsten Kysylkum
und Karakum am Amu Darja gelegen sind hier auf einer Fläche von 400 mal
700 Metern über 50 Moscheen, Medressen, Türben, Khanspaläste, Basare und
Karawansereien erhalten geblieben. Schon seit 1967 ist Chiwa
Museumsstadt und 1990 dann zum Unesco Weltkulturerbe der Menschheit
erklärt worden.
Ein ganz anderer Kontrast drückt sich in der Architektur der Orte am
Aralsee aus. Früher war der See für die Bewohner wie ein „Meer“. Heute
ist sein Wasservolumen um 90 % geschrumpft und der Rest versalzt und
verseucht. Städte und Dörfer an seinen ehemaligen Ufern und viele der
Bauten der früheren Fischereiindustrie wurden zu morbiden Denkmälern
einer der größten von Menschen gemachten Umweltkatastrophen unserer Zeit
und demonstrieren das nach wie vor rücksichtslose politische und
ökologische Regime des Landes.
Mit den überaus reichhaltigen Fotografien, den Detailkarten und
den sehr individuell und fein fokussierten Essays der einzelnen Autoren
und Autorinnen wird der Architekturführer zum präzisen Reisemanual, das einen
sehr besonderen Einstieg in ein Land erlaubt, das den meisten Europäern
bisher unbekannt blieb und sehr fern zu sein schien. (bpk)
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