Alfried Wieczorek, Claude W. Sui (Hsg.):
Ins Land der Kirschblüte
Japanische Reisefotografien aus dem 19. Jahrhundert
Kehrer Verlag, 2011
Die Mannheimer Geschwister Carl und Anna Reiß brachen 1893 zu einer
Weltreise auf, die sie über China und Japan bis nach Nordamerika führte.
Die routinierten Reisenden waren Teil eines großbürgerlichen
Globetrottings, das wohlhabende westliche Touristen im letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts in nahezu alle Winkel der Erde trug.
Von keiner der Fahrten des Geschwisterpaares gibt es schriftliche
Mitteilungen, dafür aber umso reicheres Bildmaterial. Das Reiß'sche
Foto-Konvolut umfasst insgesamt 3500 Albuminabzüge; 171 davon bilden die
Motive aus dem Land der aufgehenden Sonne ab, die Gegenstand dieses
Ausstellungskataloges sind.
Die Fotos wurden von den Reisenden, wie zu der Zeit üblich, in den
zahlreichen Fotostudios gekauft und illustrieren eher den Blick Europas
und Nordamerikas auf Japan, als das Land selbst. Die Sammlung umfasst
Landschaftspanoramen, Stadtansichten und heilige Stätten, sowie
Studioaufnahmen, die das traditionelle Handwerk in Szene setzen und vor
allem die japanische Frau in Porträts und Genreszenen abbilden. Die oft
von Hand nachkolorierten, brauntonigen Fotos, vermochten es, den
traditionellen japanischen Farbholzdruck in seiner Verbreitung
zurückzudrängen.
Für die Ausstellung, die noch bis zum 12. Februar 2012 im Forum
Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim läuft,
wurden den Aufnahmen Texte aus zeitgenössischen Reiseführern beigegeben,
vor allem aus dem 1897 publizierten Bericht des österreichischen
Diplomaten und Reiseschriftstellers Baron Ernst von Hesse-Wartegg, der
Japan fast zur gleichen Zeit wie das Geschwisterpaar besucht hat.
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