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Empfehlungen
Die Göttliche Komödie.
Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler
Ausstellung im Museum für moderne Kunst Frankfurth A. M.
bis 27. Juli 2014
Katalog, Kerber
Verlag 2014
Berlin Collectiva
Edith Kollath:
Manoeuvre of Plenty
Deutsch, Englisch
Distanz Verlag 2013
Dom Publishers 2012
Koudelka
"Roma"
Steidl-Verlag
Das jüdische Budapest
Péter Nádas (Autor),
Anton Thuswaldner (Autor), Monika Lirk (Fotograf),
Bruno Bourel (Fotograf)
Verlag Jung und Jung
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Paul Klee,
August Macke,
Louis Moilliet
Die Tunisreise 1914
Hatje Cantz Verlag, 2014
Ein Höhepunkt dieses Bandes, der einer der spektakulärsten
Künstlerreisen des 20. Jahrhunderts gewidmet ist, ist das Tagebuch von
Paul Klee. Der anekdotenhafte Ton, in dem bisweilen haarsträubend
witzige Alltagsbegegnungen geschildert werden, steht neben
bekenntnishaft tiefen Erwägungen, die, wenn auch vielleicht erst Anfang
der zwanziger Jahre hinzugefügt, dem Nordafrikaerlebnis einen gewaltigen
Impuls für Klees künstlerische Entwicklung zuweisen. Unter dem 12.
April, dem Ostersonntag, findet sich der Eintrag:
„Der Abend ist unbeschreiblich. Zum Überfluss geht auch noch der
Vollmond auf. Louis reizt mich: ich solle es malen. Ich sage: Es wird
höchstens eine Übung. Natürlich versage ich dieser Natur gegenüber. Aber
ich weiß doch etwas mehr, als vorher. Ich weiß die Strecke von meinem
Versagen bis zur Natur. Das ist eine innere Angelegenheit für die
nächsten Jahre.“ Und vier Tage später:
„Ich lasse jetzt die Arbeit. Es dringt so tief und mild in mich hinein,
ich fühle das und werde so sicher, ohne Fleiß. Die Farbe hat mich, ich
brauche nicht nach ihr zu haschen.“
Auch die Reise der Malerfreunde Paul Klee (1879-1940), August Macke
(1887-1914) und Louis Moilliet (1880-1962) steht in der Tradition der
Orientmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts, die die kolonialen
Unternehmungen der europäischen Mächte begleitet hat. Im engeren Sinn
lässt sie sich als Teil einer Anhäufung künstlerischer
Orient-Aktivitäten betrachten, die sich in den zehn Jahren vor dem
Ersten Weltkrieg ereigneten; dem Aufenthalt Wassily Kandinskys und
Gabriele Münters in Tunesien, 1904, der großen Münchner Ausstellung über
Muhammedanische Kunst, 1910, den Marokkoreisen von Henri Matisse
im Winter 1911/12, dem Erscheinen der von Paul Klee ins Deutsche
übersetzten Schrift Über das Licht von Robert Delaunay 1912/13
sowie dem etwa zeitgleich mit der Tunisreise stattfindenden
Ägypten-Besuch Max Slevogts, den der Maler in beeindruckend
alltagsnahen, wenig orientalisierenden Bildern verarbeitet hat.
Klee und Macke kehren mit einem reichen Vorrat an Aquarellen und
Zeichnungen von der zwölftägigen Reise zurück, während Moilliet eher die
Rolle des mit dem Terrain vertrauten Fremdenführers zufiel. Entsprechend
führt die Ausstellung 75 Werke von Klee, 57 von Macke und 20 von
Moilliet zusammen. Bleiben die Letztgenannten den hergebrachten
Orient-Sujets weitgehend treu, löst sich Klee von dieser Ideenwelt. Die
Motive werden auf reine, durch wenige Arabesken punktierte, Farbflächen
reduziert – herrlich die Kairouan-Aquarelle.
Der Band, der sich neben den Artikeln zum Werk der drei Malerfreunde,
etwa in einer 12-seitigen Chronologie, die mit dem Ägyptenfeldzug
Napoleon Bonapartes, 1798, beginnt und mit dem Tod Moilliets, 1962,
endet, auch mit der Geschichte der westlichen Orientwahrnehmung befasst,
erscheint zur gleichnamigen Ausstellung im Zentrum Paul Klee in Bern,
und ist dem Künstler-Trio und dem hundertsten Jubiläum ihrer legendären
Reise gewidmet. Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Juni 2014 zu sehen. (ak)
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