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Empfehlungen

Wir sind jemand: Gruppenfotografien von 1870 bis 1945
Paul Hugger, Richard Wolf
Benteli Verlag, 2012
 



Koudelka
 
"Roma"
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German Fashion Design 1946-2012
Nadine Barth
Sprache: Englisch

Distanz-Verlag

Das jüdische Budapest
Péter Nádas (Autor),
Anton Thuswaldner (Autor), Monika Lirk (Fotograf),
Bruno Bourel (Fotograf)

Verlag Jung und Jung

 


 
Tom Hunter: The Way Home

Mit Essays von Tom Hunter, Geoff Dyer, Michael Rosen

Englisch


Hatje und Cantz Verlag;

Der in der kleinen Stadt Dorset geborene Fotograf Tom Hunter hat Hackney im Londoner East End zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. In den Gemälden Jan van Vermeers mit ihren Szenen aus dem Delft des 17. Jahrhundert findet er die Inspiration für seine Fotografien des heutigen Hackney und seiner Menschen, eines Stadtteils, den man in Deutschland, wenn überhaupt, als verroht und verarmt erinnert. Hunters Blick auf seinen, zur Heimat gewordenen Stadtteil, ist ein ganz anderer. Er kreiert eine Melancholie der postindustriellen Ruinen, „wo sich der wilde Schmetterlingsstrauch und alternative Einwohner ansiedelten und entfalteten.“ In den frühen 1990iger Jahren fotografierte er die Orte einer desillusionierten Generation, alte Lagerhallen, Werkstätten und Fabriken und später dann immer neue Einwanderer, die Schicht auf Schicht ihre Kulturen mitbrachten.
Wie Vermeer macht er es sich zum Anliegen die Nichtprivilegierten aus dem Gewöhnlichen, dem Nicht-Erkannten hervorzuholen. Die Tragödien, die soziale Misere, die Arbeitsorte und da wo das Leben genossen wird, inszeniert Hunter in zauberhaftem Licht und mit einem Blick, der bedachtsam etwas über die Personen hinter dem äußeren Bild auszusagen scheint. Angelehnt an Vermeers „Briefleserin“ zeigt er eine Szene mit einer junge Frau aus Hackney. Der Brief den sie liest, ist eine Räumungsankündigung und auf den Decken neben ihr ist nicht wie bei Vermeer eine große Schale mit Früchten sondern ein schönes kleines Kind zu sehen. Für seinen Zyklus „Living in Hell and Other Stories“ stöberte er nach lokalen Geschichten in den Gazetten des Stadtteils. Mit großer Empathie inszeniert er diese oft schrecklichen Szenarien und gewinnt ihnen Ausdruck und Schönheit ab. Die Geschichte einer alten Dame, die, von Familie, Gesellschaft und Sozialbehörden verlassen, auf einem mit Küchenschaben verseuchten Sofa sitzt, lässt ihn mit der Frage zurück, wie sich das in einer der reichsten Städte der Welt ereignen kann.
Wenn der Fotograf mit seiner Lochkamera die Gebetsorte der verschiedenen Religionen Hackneys aufnimmt, werden die 30 Minuten Belichtungszeit zu einem Akt der Meditation, der in den Fotografien als ganz eigene symbolische Ruhe transformiert wird. Hunters Bilderzyklen könnte man als Foto-Ethnographie eines Stadtteils bezeichnen. Er gibt die Lebensumstände der Bewohner wieder und versucht durch seine Fotografie die Menschen „darüber hinaus zu heben“. (bpk)
 

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2011 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 10. Dezember 2012