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Empfehlungen
Die Göttliche Komödie.
Himmel, Hölle, Fegefeuer aus Sicht afrikanischer Gegenwartskünstler
Ausstellung im Museum für moderne Kunst Frankfurth A. M.
bis 27. Juli 2014
Katalog, Kerber
Verlag 2014
Berlin Collectiva
Edith Kollath:
Manoeuvre of Plenty
Deutsch, Englisch
Distanz Verlag 2013
Dom Publishers 2012
Koudelka
"Roma"
Steidl-Verlag
Das jüdische Budapest
Péter Nádas (Autor),
Anton Thuswaldner (Autor), Monika Lirk (Fotograf),
Bruno Bourel (Fotograf)
Verlag Jung und Jung
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Bernhard Maaz, Daniela Günther, u.a. (Hg.)
Terra Altenbourg.
Die Welt des Zeichners
Deutscher Kunstverlag,
2014
„Na, irgendwo da, hinter dem Eisernen Vorhang, in Thüringen“ bekommt
Dieter Brusberg, der Kunsthändler und spätere Freund von Altenbourg, zu
hören, als er sich auf die Suche nach dem Künstler macht. Der heißt
eigentlich Gerhard Ströch (1926-1989) und gebraucht den seinem
Heimatort, der Skat-Stadt Altenburg, nachgebildeten Künstlernamen ab
1955. Zwei Jahre später vollendet der für sein „fachliches und
gesellschaftliches Außenseitertum“ in der DDR früh stigmatisierte
Altenbourg das Malerbuch „dulce et decorum“, in dem der als 17-jähriger
Einberufene seine Kriegserlebnisse in Text und Bild verarbeitet.
Die thüringische Provinz, das zu einem eigenen Kunstwerk gestaltete, mit
der Schwester bewohnte Haus, die künstlerische und gesellschaftliche
Isolation – all das beileibe nicht nur unfreiwillig – geben dem
Schaffensraum Altenbourgs etwas Klausurartiges. Dazu wollen die
zahlreichen, an mittelalterliche Illuminatoren erinnernden und in
geradezu mönchischer Arbeitsweise entstandenen Malerbücher passen, die
im Zentrum seines Werkes stehen.
Die umständlich langsame Weise, in der seine Arbeiten bisweilen
entstehen und die Aussagen wie, „Hier spinnt Einer. Hier ist einer ins
Falsche Jahrhundert geraten“, provoziert, beschreibt der Künstler selber
so: „Ich fabriziere erst auf der Fläche ein Chaos. Dann kommt das
Gestaltungselement. Das Schlimmste ist, wenn Künstler zu schnell zur
Ordnung kommen.“ Sechs, sieben Jahre verwendet er auf das Buch „Preis
der Lockung“, das nach einer nicht sehr wohlwollenden Kritik „dreißig
Federzeichnungen, die aus Helligkeiten bestehen“ versammelt.
Die Mehrzahl seiner Künstlerbücher bleiben unvollendet und kombinieren
Bilder und Texte. In dem 1977/78 entstandenen „Jauchzer, Juchzer,
Jachzer“, in dem er dadaistischen Spuren nachgeht, findet Altenbourg
wunderbare Bildtitel, wie „Flügelgeräusch im Abendmieder“, „Galle und
Sülzlein“, „Dösrübchen mit dem zärtlichen Flatterblick“. Die
beigegebenen Texte, neben den Bildtiteln meist Gedichte, liefern nicht
unbedingt den Schlüssel zur Interpretation der Bildwerke. Sein Schreiben
kennzeichnet Altenbourg selbst in seiner 1969 verfassten Inneren
Biographie, „als Habhaftwerden der Stimmen, halten, was anhaltbar“
ist. Weitere Künstlerbücher wie „Der Strom dein Zügel“ mit dem
Untertitel „Die menschliche Komödie“
oder „Sinnmale“ datieren vom Ende der siebziger Jahre. Letzteres ist auf
Behördenpapier, dem Sterberegister eines Standesamtes, entstanden und
hat mit seinem hohen Format starke Anklänge an asiatische Tuschmalerei.
Neben verschiedenen Aufsätzen enthält der Katalog den besonders
interessierenden autobiographischen Abriß Altenbourgs, die Briefe an
seinen Künstlerfreund Max Uhlig und ein Interview des Herausgebers mit
Dieter Brusberg, der in den 80ern die Künstlerkassette „Wund-Denkmale“
mit farbigen Holzschnitten und Gedichten herausgegeben hatte, die
Altenbourg „mein kleines Gesamtkunstwerk“ nannte. Der zur gleichnamigen,
noch bis zum 29. September im Dresdener Residenzschloss zu sehenden,
Ausstellung erschienene Band, enthält den Gesamtkatalog der Zeichnungen
und Graphiken im Dresdener Kupferstich-Kabinett einschließlich der zwölf
erstmals vollständig und in Farbe abgebildeten Künstlerbücher.
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