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Deutscher Kunstverlag, 2014


„Na, irgendwo da, hinter dem Eisernen Vorhang, in Thüringen“ bekommt Dieter Brusberg, der Kunsthändler und spätere Freund von Altenbourg, zu hören, als er sich auf die Suche nach dem Künstler macht. Der heißt eigentlich Gerhard Ströch (1926-1989) und gebraucht den seinem Heimatort, der Skat-Stadt Altenburg, nachgebildeten Künstlernamen ab 1955. Zwei Jahre später vollendet der für sein „fachliches und gesellschaftliches Außenseitertum“ in der DDR früh stigmatisierte Altenbourg das Malerbuch „dulce et decorum“, in dem der als 17-jähriger Einberufene seine Kriegserlebnisse in Text und Bild verarbeitet.
Die thüringische Provinz, das zu einem eigenen Kunstwerk gestaltete, mit der Schwester bewohnte Haus, die künstlerische und gesellschaftliche Isolation – all das beileibe nicht nur unfreiwillig – geben dem Schaffensraum Altenbourgs etwas Klausurartiges. Dazu wollen die zahlreichen, an mittelalterliche Illuminatoren erinnernden und in geradezu mönchischer Arbeitsweise entstandenen Malerbücher passen, die im Zentrum seines Werkes stehen.
Die umständlich langsame Weise, in der seine Arbeiten bisweilen entstehen und die Aussagen wie, „Hier spinnt Einer. Hier ist einer ins Falsche Jahrhundert geraten“, provoziert, beschreibt der Künstler selber so: „Ich fabriziere erst auf der Fläche ein Chaos. Dann kommt das Gestaltungselement. Das Schlimmste ist, wenn Künstler zu schnell zur Ordnung kommen.“ Sechs, sieben Jahre verwendet er auf das Buch „Preis der Lockung“, das nach einer nicht sehr wohlwollenden Kritik „dreißig Federzeichnungen, die aus Helligkeiten bestehen“ versammelt.
Die Mehrzahl seiner Künstlerbücher bleiben unvollendet und kombinieren Bilder und Texte. In dem 1977/78 entstandenen „Jauchzer, Juchzer, Jachzer“, in dem er dadaistischen Spuren nachgeht, findet Altenbourg wunderbare Bildtitel, wie „Flügelgeräusch im Abendmieder“, „Galle und Sülzlein“, „Dösrübchen mit dem zärtlichen Flatterblick“. Die beigegebenen Texte, neben den Bildtiteln meist Gedichte, liefern nicht unbedingt den Schlüssel zur Interpretation der Bildwerke. Sein Schreiben kennzeichnet Altenbourg selbst in seiner 1969 verfassten Inneren Biographie, „als Habhaftwerden der Stimmen, halten, was anhaltbar“ ist. Weitere Künstlerbücher wie „Der Strom dein Zügel“ mit dem Untertitel „Die menschliche Komödie“ oder „Sinnmale“ datieren vom Ende der siebziger Jahre. Letzteres ist auf Behördenpapier, dem Sterberegister eines Standesamtes, entstanden und hat mit seinem hohen Format starke Anklänge an asiatische Tuschmalerei.
Neben verschiedenen Aufsätzen enthält der Katalog den besonders interessierenden autobiographischen Abriß Altenbourgs, die Briefe an seinen Künstlerfreund Max Uhlig und ein Interview des Herausgebers mit Dieter Brusberg, der in den 80ern die Künstlerkassette „Wund-Denkmale“ mit farbigen Holzschnitten und Gedichten herausgegeben hatte, die Altenbourg „mein kleines Gesamtkunstwerk“ nannte. Der zur gleichnamigen, noch bis zum 29. September im Dresdener Residenzschloss zu sehenden, Ausstellung erschienene Band, enthält den Gesamtkatalog der Zeichnungen und Graphiken im Dresdener Kupferstich-Kabinett einschließlich der zwölf erstmals vollständig und in Farbe abgebildeten Künstlerbücher.


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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2013 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 20. August 2014