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Manfred Speidel (Hg.)
Bruno Taut in Japan. Das
Tagebuch
Erster Band 1933
Gebr. Mann Verlag, 2013
Wie stark Bruno Taut (1880-1938) von der alten japanischen Architektur
berührt war, hat sowohl in Japan wie im Westen überrascht. Als er an
seinem 53. Geburtstag die kaiserliche Villa Katsura in Kyoto besucht,
schildert er seinen „Eindruck [als] zum Weinen schön“, ein Erlebnis, das
er in seinem Buch Nippon – mit europäischen Augen gesehen ausführen
wird. Für seine starke Hinwendung zur traditionellen Baukunst und Kultur
des Landes findet der Architekt fünf Monate später, am Schinto-Schrein
in Ise, noch stärkere Worte: „Hier ist Nation so originär, so
ursprünglich rein, dass sie zur Weltschöpfung geworden ist. Zum
mindesten sollten alle Architekten in diesem Schrein den Geist der
Architektur verehren.“ Berühmte Architekten wie Walter Gropius oder Le
Corbusier pilgerten tatsächlich nach dem Krieg zu den großen Stätten der
japanischen Architekturtradition.
Japan war ursprünglich von Taut nur als Zwischenspiel gedacht. Nach
seinen erfolgreichen Berliner Jahren hatte er in Moskau, 1933, mit
leichter Hand seine Zukunftspläne skizziert: „Prinzipielle Zusage […]
aus Kioto. An Rockefeller geschrieben, damit eine Reise um die Erde
daraus wird, die wir mit den blühenden Kirschbäumen in Japan einleiten.
So taucht nach Berlin ein neuer, weiterer Horizont auf.“ Aus dem im Mai
1933 begonnenen, ursprünglich nur für einen Monat geplanten,
Japanaufenthalt wurde schließlich ein dreieinhalb Jahre währendes Exil.
Die Tagebuchaufzeichnungen Tauts sind schnell geschriebene
stichwortartige Notizen, die dem Autor als Erinnerungshilfen für spätere
Bücher dienten. Der Text ist mit seinen eigenen Fotos und Tuschskizzen
illustriert: zeitgenössische Architektur, Handwerkliches, Feste,
Alltagsszenen, Dorfstraßen, heilige Orte, Landschaften, der vorwiegend
getuschte Fuji … Das ganze Tagebuch, das die Zeit vom 30. April 1933 bis
zum 29. Oktober 1936 umspannt, wird in drei Schritten publiziert: nach
dem vorliegenden ersten Band, der das Jahr 1933 umfasst, wird Band 2 die
Eintragungen des Jahres 1934 und Band 3 die der Jahre 1935 und 1936
enthalten. (ak)
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