Lite ra
RIsches
Berlin

 Home

 Lesungen Dichter in Berlin Literarische Orte Neue Bücher Kulturstadtführer Impressum

  Kunst und Kultur - Buchbesprechungen

 

  
 

 

 

Neue Bücher
Empfehlungen

Egon Schiele:
Melancholie und Provokation

Hrsg. E. und D. Leopold

Brandstätter Verlag, 2011

German Fashion Design 1946-2012
Nadine Barth
Sprache: Englisch

Distanz-Verlag

Das jüdische Budapest
Péter Nádas (Autor),
Anton Thuswaldner (Autor), Monika Lirk (Fotograf),
Bruno Bourel (Fotograf)

Verlag Jung und Jung


 

 

Josef Koudelka

Roma

Steidl, 2011.



Selten ein Lächeln, spielende Kinder, die nackten Betonwände ärmlicher Wohnungen, Heiligenbildchen, verliebte Pärchen, Musiker und ihre Instrumente, Hunde, Pferde: Innenansichten aus der Welt der Roma, der mit 12 Millionen Menschen größten und am meisten marginalisierten Minderheit Europas.
Die streng und zugleich liebevoll komponierten schwarz-weiß Fotos bilden die allgegenwärtige Armut und Not ab. Rauchende Kinder, die mit Messern oder Pistolen spielen, bezeugen die Härte und Gewalt der Lebensumstände der Roma in der damaligen Tschechoslowakei, wo der größte Teil der Aufnahmen zwischen 1962 und 1971 entstand. Abschreckung und Faszination liegen nah beieinander. Die Portraits lassen bewegte Biographien erahnen. Fotographien von kleinen Gruppen strahlen viel Stolz und Zusammenhalt aus. Dies meint vermutlich Will Guy, der englische Soziologe und Autor des Nachwortes zur Geschichte der Roma in Europa vom 15. Jahrhundert bis heute, wenn er sagt, dass man trotz, der offensichtlichen Versuche über die Zeiten hinweg die Roma und ihre Identität zu vernichten, trotz Mord, Pogrom und Zwangsassimilation, ihre Geschichte nicht nur als eine der Vertreibung lesen sollte. Das macht auch die Tiefe der Fotografie Koudelkas aus. Ohne zu beschönigen, erzeugen seine Bilder Sympathie und das Gefühl von Solidarität, deren die Roma angesichts von Diskriminierung und den jüngsten Massenausweisungen aus Italien und Frankreich heute, wie eh und je, bedürfen.
Der 1938 in der Tschechoslowakei geborene Josef Koudelka ist einer Großer des Fotojournalismus. Berühmt machte ihn die Dokumentation der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Einzelne Fotos dieser Reihe, die anonymisiert ein Jahr später in dem führenden Fotomagazin Magnum erschienen, wurden im Westen zu Sinnbildern der tschechischen Reformbewegung. Aber immer blieb das Hauptanliegen Koudelkas, so auch in dem jetzt erschienenen Band, das Leben der Roma in Tschechien, der Slowakei, Rumänien und anderen Ländern des Balkans.
(hkl)

Nächste Rezension                                                 
 

***
bestellen bei 



 


           

   

   
Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2011 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 29. November 2011