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Daniel P. Meister, Dagmar Meister-Klaiber

Einfach komplex.
Max Bill und die Architektur der HfG Ulm

 


Scheidegger & Spies, 2018
 

Die HfG Ulm gilt nach dem Bauhaus als bedeutendste deutsche Gestalterschule mit großer internationaler Reputation. Ihre Architektur ist eine Ikone der Nachkriegsmoderne und ihre Gründung durch demokratisch gesinnte und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus nahe stehende Privatpersonen stellt in der frühen Bonner Republik eine Kulturschöpfung ersten Ranges dar. Dennoch war der Hochschule für Gestaltung Ulm nur eine Lebensdauer von dreizehn Jahren beschieden. Ihre eigentlichen Initiatoren waren Inge Scholl, die ältere Schwester der von den Nationalsozialisten hingerichteten Geschwister Scholl und ihr späterer Mann, der Gestalter und Grafikdesigner Otl Aicher. Weiter gehörten zum Gründungskreis der Schriftsteller und Leiter der Gruppe 47, Hans Werner Richter und der Schweizer Architekt und Künstler Max Bill.
Mit dem Eintritt Bills – „meine vorstellung war es, dort weiterzufahren, wo das bauhaus bei normaler entwicklung 1950 gestanden hätte, wenn es 1933 nicht geschlossen worden wäre“ –veränderte sich die Ausrichtung des Projektes grundsätzlich, zumal die Amerikaner, als wichtigste Geldgeber, auf einer führenden Rolle des international bekannten Architekten bestanden. Inge Scholls Vision einer Geschwister Scholl Hochschule als freie Schule für Kultur und Politik wurde fallen gelassen und Max Bill entwarf eine an den Bauhaus-Ideen orientierte Hochschule, der er auch als erster Rektor vorstand. Der ursprünglich selbst als Rektor designierte Hans Werner Richter verließ darauf den Kreis der Gründer. Bills Engagement in Ulm dauerte von ersten Kontakten zu den Initiatoren im Jahr 1948 bis zu seinem Weggang, 1957, nach Unstimmigkeiten über die Ausrichtung der Lehre und die Schulverfassung.
Der als Stahlbetonskelettbau ausgeführte Schulkomplex auf dem Ulmer Kuhberg steht seit Ende der 70er Jahre unter Denkmalschutz, was seiner originalen Erhaltung, so die Autoren dieser akribisch dokumentierten Baumonographie, wenig genützt hat. Die vielgliedrige Komposition, bestehend aus Schulgebäude, Pförtnerhaus, Ateliers, Wohnturm, Dozentenhäusern und Außenbereich, habe nach zahlreichen Eingriffen, Neubauten, Umnutzungen und Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen, allesamt ausgeführt unter Missachtung des Architektenrechtes von Max Bill, viel „von der unglaublichen Komplexität, der klaren Schönheit und auratischen Wirkung“ verloren.
Die im Anhang des 650 Seiten starken Bandes wiedergegebenen Zeitzeugen-Interviews betonen die puristische Materialität der HfG Ulm - ihr, innen wie außen, „bis zur Essenz reduziertes Erscheinungsbild“. Legendär wurde der Ulmer Hocker, dieses an Sparsamkeit nicht zu übertreffende Sitzmöbel der Schule, das später durch Klappstühle ersetzt wurde.
Bill resümierte: „Von der Außenarchitektur bis zum Türdrücker eine stilistische Einheit zu finden, die zeitgemäß und funktional ist, das war die Idee.“
(ak)

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008-2017 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Stand: 08. November 2018