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Einfach komplex.
Max Bill und die Architektur der HfG Ulm
Scheidegger & Spies, 2018
Die HfG Ulm gilt nach dem Bauhaus als bedeutendste deutsche
Gestalterschule mit großer internationaler Reputation. Ihre Architektur
ist eine Ikone der Nachkriegsmoderne und ihre Gründung durch
demokratisch gesinnte und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus
nahe stehende Privatpersonen stellt in der frühen Bonner Republik eine
Kulturschöpfung ersten Ranges dar. Dennoch war der Hochschule für
Gestaltung Ulm nur eine Lebensdauer von dreizehn Jahren beschieden. Ihre
eigentlichen Initiatoren waren Inge Scholl, die ältere Schwester der von
den Nationalsozialisten hingerichteten Geschwister Scholl und ihr
späterer Mann, der Gestalter und Grafikdesigner Otl Aicher. Weiter
gehörten zum Gründungskreis der Schriftsteller und Leiter der Gruppe 47,
Hans Werner Richter und der Schweizer Architekt und Künstler Max Bill.
Mit dem Eintritt Bills – „meine vorstellung war es, dort weiterzufahren,
wo das bauhaus bei normaler entwicklung 1950 gestanden hätte, wenn es
1933 nicht geschlossen worden wäre“ –veränderte sich die Ausrichtung des
Projektes grundsätzlich, zumal die Amerikaner, als wichtigste Geldgeber,
auf einer führenden Rolle des international bekannten Architekten
bestanden. Inge Scholls Vision einer Geschwister Scholl Hochschule als
freie Schule für Kultur und Politik wurde fallen gelassen und Max Bill
entwarf eine an den Bauhaus-Ideen orientierte Hochschule, der er auch
als erster Rektor vorstand. Der ursprünglich selbst als Rektor
designierte Hans Werner Richter verließ darauf den Kreis der Gründer. Bills
Engagement in Ulm dauerte von ersten Kontakten zu den Initiatoren im
Jahr 1948 bis zu seinem Weggang, 1957, nach Unstimmigkeiten über die
Ausrichtung der Lehre und die Schulverfassung.
Der als Stahlbetonskelettbau ausgeführte Schulkomplex auf dem Ulmer
Kuhberg steht seit Ende der 70er Jahre unter Denkmalschutz, was seiner
originalen Erhaltung, so die Autoren dieser akribisch dokumentierten
Baumonographie, wenig genützt hat. Die vielgliedrige Komposition,
bestehend aus Schulgebäude, Pförtnerhaus, Ateliers, Wohnturm,
Dozentenhäusern und Außenbereich, habe nach zahlreichen Eingriffen,
Neubauten, Umnutzungen und Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen,
allesamt ausgeführt unter Missachtung des Architektenrechtes von Max
Bill, viel „von der unglaublichen Komplexität, der klaren Schönheit und
auratischen Wirkung“ verloren.
Die im Anhang des 650 Seiten starken
Bandes wiedergegebenen Zeitzeugen-Interviews betonen die puristische
Materialität der HfG Ulm - ihr, innen wie außen, „bis zur Essenz
reduziertes Erscheinungsbild“. Legendär wurde der Ulmer Hocker, dieses
an Sparsamkeit nicht zu übertreffende Sitzmöbel der Schule, das später
durch Klappstühle ersetzt wurde.
Bill resümierte: „Von der
Außenarchitektur bis zum Türdrücker eine stilistische Einheit zu finden,
die zeitgemäß und funktional ist, das war die Idee.“
(ak)
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