Lite ra
RIsches Berlin
|
Reisen und Orte -
Buchbesprechungen
|
Bücher
Empfehlungen
G. Pilgram, W. Koroschitz,
W. Berger
Zu Rande kommen: Eine Fuß- und Bahnreise von Ljubljana zum Meer
Drava Verlag, 2015
Claude Lévi-Strauss
Die andere Seite
des Mondes.
Schriften über Japan
Suhrkamp-Verlag
bestellen bei
Mauro Covacich
Triest verkehrt
Fünfzehn Spaziergänge in
der Stadt des Windes
Wagenbach Verlag,
2012
|
Richard Nĕmec
Architektur – Herrschaft – Land
Die Residenzen
Karls IV. in Prag und den Ländern
der Böhmischen Krone
Michael Imhof Verlag,
2015
Ein Netz von Burgen,
das die hochherrschaftliche Hauptresidenz von Prag mit den anderen Teilen des Reiches verband, die Karl IV., römisch-deutscher König, König von Böhmen, König von Italien und römisch-deutscher Kaiser ein sicheres Reisen garantieren sollten und von denen aus er den imperialen Machtanspruch in den einzelnen Dominien propagieren und ausführen konnte, war neben militärischen Strafexpeditionen gegen die böhmischen Fürsten und Städtebünde, die Hauptstrategie um gegen den schwindenden Einfluss seines luxemburgischen Hauses im Reich anzugehen.
Richard Nĕmec behandelt die Stellung der Architektur in dem Herrschaftsdiskurs eines der bedeutendsten Potentaten des Spätmittelalters anhand seiner Residenzbauten in Böhmen, in der Oberen Pfalz, in Mylau im Vogtland, auf dem Oybin im Zittauer Land und in Tangermünde in der Mark Brandenburg und eröffnet so eine kunst- und kommunikationsgeschichtliche Perspektive auf ein dezidiertes Instrument der Propaganda.
Die Residenzarchitektur Karls IV. wirft als Kommunikationsmedium zwischen Beherrschten und der Krone, als Vermittler zwischen lokalen Traditionen und kaiserlichem
Machtselbstverständnis und als Erschafferin von Herrschaftssymbolen und politischer Identifikation, ein Licht auf das wechselhafte und lokal sehr unterschiedliche politische Gefüge.
Mit reichem Bildmaterial werden Ausbau und Veränderungen der kaiserlichen Prestigegebäude und ihre ikonographischen und architektonischen Details dokumentiert. Darunter finden sich Fotos aus der Jahrhundertwende um 1900, Karten, Grundriss- und andere Architekturzeichnungen, sowie Gemälde, Artefakte und Dokumente aus ca. 600 Jahren Kunstgeschichte.
Am Beispiel des brandenburgischen Tangermünde wird deutlich wie durch den erstaunlich schnellen Ausbau, der, lediglich lokal in der Alten Mark von Bedeutung gewesenen Burg, nach ihrer Einnahme Ende des 14. Jahrhunderts und durch die zelebrierte Weihung zu einer Residenz des Kaisers und zum Sitz des „feierlichen Hofes“, die Integrierung in das Reich inszeniert wurde.
Richard Nĕmec sieht in den Residenzbauten eine machtkonstituierende Ästhetik wirken, die eine kaiserliche „Anwesenheit in der Abwesenheit“, ein bauliches Symbol der Herrschaft
schuf und zugleich die Konkurrenzstellung der einzelnen Reichsteile untereinander beförderte, Tangermünde, etwa auf eine Stufe stellte mit den um die Gunst des Kaisers buhlenden Städten wie Nürnberg, Mainz, Aachen und Frankfurt am Main.
Der Band richtet sich an Historiker und Geschichtsbegeisterte wie an Kunst- und Architekturliebhaber und bietet sich mit der Kombination von bildlicher Darstellung und Hintergrundinformation auch als Vorbereitung architektur-historischer Exkursionen an.
(hkl)
Nächste
Rezension
***
bestellen bei
|
|