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Werner
Bätzing
Die
Alpen
Geschichte
und Zukunft
einer europäischen Kulturlandschaft
C.H.Beck Verlag, 2015
Die „schönen Alpenportraits“, romantisch-mysthische Szenarien mit
idyllischen Hirtenlandschaften vor dem Hintergrund majestätischer und
gleichermaßen bedrohlicher Bergmassive, haben, die bildstarken Klischees für den ersten Alpentourismus
im ausgehenden 18. Jahrhundert geprägt. Was für die Bewohner der Alpen zunächst
ein nicht nachvollziehbares Intersse an ihrem Lebensraum war, wurde schnell zu einer ergänzenden Einkommensquelle für die
Einheimischen.
Während sich noch im vorindustriellen Zeitalter der Lebens- und
Wirtschaftsraum der Alpen durch eine Arten- und Landschaftsvielheit
auszeichnete und eine gewisse ökologische Stabilität sicherte, zerstören
die modernen, kurzfristig ausgelegten Nutzungen diese Stabiliät und der
spezifische Natur- und Lebensraum der Alpen droht zu verschwinden.
Werner Bätzing betont immer wieder, dass es die von Menschen geschaffene
Kulturlandschaft ist, die den Artenreichtum erhalten hat, der vor allem in
der Ackerbegleitflora besteht, den Wildkräutern, den mediterranen,
mitteleuroäischen und pannonischen
Pflanzenarten , die für die Vegetation der Alpen so typisch sind. Die in
der Eiszeit unvergletschert gebliebenen „alpinen Urrasen“ bilden das
Fundament für diese Diversität. Im Gegensatz zur reinen Naturlandschaft
ist die alpenländische Kulturlandschaft von Kleinräumigkeit und
Kleinteiligkeit geprägt, erscheint dadurch abwechslungsreicher und
interessanter als manche naturbelassene Landschaft und evoziert die
Alpenidylle. Bätzing zeigt das am Beispiel der Ackerterassen im Valle
Stura di Demonte in den Cottischen Alpen, die einen glazial geprägten
Hang wie ein natürliches Amphitheater erscheinen lassen. Doch durch den
Nutzungsrückgang ist diese Landschaftsprägung schon von Verbuschung
bedroht und könnte dadurch ihren besonderen Reiz einbüßen.
Diese Landschaftsveränderungen haben vor allem im ausgehenden Drittel des
letzten Jahrhunderterts begonnen. „Schöne Landschaft“ war nicht mehr
das alleinige Zugpferd für den Tourismus,
alpiner Abfahrtslauf, Mountainbiking, Paragliding – „Körpersensationen“,
verbunden mit viel Komfort und Freizeitangeboten für die Touristen, schufen
einen wirtschaftlichen Aufschwung, der nun seit 1985 stagniert und Alpendörfer,
Alpenstädte, Freizeit- und Touristenanlagen in einer Landschaft zurücklässt,
die kaum mehr von den spezifisch alpenländischen, kulturellen und
landschaftlichen, Merkmalen geprägt ist. Ein Ausweg könnte ein neuer Typus
von Naturschutzgebieten sein, „Regional- bzw. Naturparks“, die nicht nur
am Naturschutz ausgerichtet sind, sondern wirtschaftliche Förderung für
umweltvertägliche Porjekte vorsehen, wovon auch die Ortsansässigen
profitieren können.
Neben dem Konzept der Nachhaltigkeit, beispielsweise einem Wandertourismus,
der sich auf die örtlichen Ressourcen stützt, wie der Weitwanderweg Grande
Traversata delle Alpi vom
Piemont zum Mittelmeer, stellt die Erhaltung von
„echten Wildnisgebieten“ beispielsweise
dem Wildnisgebiet Dürrenstein in
den niederösterreichischen Kalkalpen oder der Schutz von „verwilderten
Kulturlandschafen“, wie im Nationalpark
Val Grande im nördlichen Piemont, einen vielversprechenden Versuch dar,
die ökologische Ausgewogenheit eines alten Landschaftsraumes wieder
herzustellen.
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