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Tobias Georges (Hg.)
Ephesos
Die antike Metropole im Spannungsfeld von Religion und Bildung
Civitatum Orbis Mediterranei Studia, Band 2
Mohr Siebeck Verlag, 2018
Die antike Metropole war im Altertum eine der größten und
ältesten Städte Kleinasiens. Ihre Ruinen liegen an der türkischen
Westküste südlich von Izmir und nahe der Kleinstadt Selçuk. Der
versandete, einige Kilometer landeinwärts liegende Hafen zeugt davon,
dass Ephesos bis in die türkische Zeit hinein eine wichtige Hafenstadt
war, bevor das Spiel der tektonischen Kräfte die Stadt von der Küste weg
ins Landesinnere geschoben hat. Deplatziert in Zeit und Raum erinnern
die Ruinen des Artemision, dem zentralen Tempel des Artemis Kults und
einem der sieben antiken Weltwunder, sowie die Mauerreste des
Hadriantempels an die große Bedeutung, die der Stadt durch die gesamte
Antike und Spätantike zukam.
Die Göttin Artemis soll in der unmittelbaren Nähe des späteren Tempels
unter einem Olivenbaum zur Welt gekommen sein. Dies ist die
Gründungsgeschichte für den ab dem sechsten Jahrhundert vor Christus
weit in die antike Welt ausstrahlenden Artemiskult. In der Spätantike
wurde Ephesos zur Hauptstadt der Provinz Aisa des Byzantinischen Reichs
und erhielt den Titel Neokoros, Tempelhüterin der Kaiser, und avancierte
so zum Zentrum des oströmischen Kaiserkults.
Fünf Einzelbeiträge des Sammelbandes behandeln die
antike Epoche der Stadt. Der zweite große thematische Block befasst sich
mit der christlichen Geschichte, die eng verbunden ist mit den neutestamentlichen Figuren Paulus und Johannes. Wenngleich umstritten
ist, ob Ephesos tatsächlich ihre Wirkstätte zu Lebzeiten gewesen ist, so
begründeten sich hier zweifelsfrei die „theologisch wirkmächtigen
Traditionen“ der beiden Jünger. Im christologischen Streit zwischen
Monophysiten und Duephysiten, die Beschaffenheit der göttlichen und der
menschlichen Natur in Jesus betreffend, wurde Ephesos in der Spätantike
zur Bühne der sogenannten Räubersynode, die schließlich in dem ersten
großen Schisma des Christentums, in Ostkirche und Westkirche, gipfelte.
Neben dem Thema Religion hat sich dieser Band Bildung
zum Fokus gewählt, um die historischen Zeugnisse von zwei Jahrtausenden zu
befragen. Eingerahmt in zwei Beiträge zu den jüdischen Vorgängern und
den muslimischen Nachfolgern öffnet der Band die interreligiöse
Perspektive. So betrachtet Elisabetta Abate Spuren der epheischen
Juden, deren Gelehrsamkeit den Boden für den Wandel von der paganen hin
zu einer monotheistischen Ideengeschichte bereitete und Hannelies
Koloska untersucht die Fortwirkung der aus dem christlichen Ephesos
stammenden „Siebenschläfer Legende“ in der muslimischen Zeit der Stadt
und macht so die Auseinandersetzung des frühen Islam mit spätantiken und
christlichen Traditionen sichtbar.
Der Band wird getragen von dem interdisziplinären Ansatz,
verschiedene Geschichtszweige und Schwesterwissenschaften der
Historiographie zusammenzubringen; die Autoren kommen aus der
Archäologie, den Religionswissenschaften, der Alten Geschichte, der
Medizingeschichte, der Judaistik, der Kirchengeschichte, der Forschung
zum Neuen Testament, den Islamwissenschaften und spiegeln gemeinsam das
facettenreiche Bild einer zweitausendjährigen Stadtgeschichte.
(hk))
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