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Nationale Identität und Schweizer Heimeligkeit made by Peter Zumthor: Architektur und Identitätskontruktionen zwischen Klischees und Image

Katja Marek (Autor)

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Ruinen in der Moderne:
Archäologie und die Künste

Herausgegeben von Eva Kocziszky

Reimer Verlag, 2011

                     


Ruinen lösen den Widerspruch von vergangener und gegenwärtiger Zeit auf und führen sie in einem Moment sinnlicher Erfahrung zusammen. Sie sind die sichtbaren Boten des Vergangenen und eine Projektionsfläche des Gegenwärtigen. Als Botschafter der Vergangenheit künden sie von der Größe des antiken Griechenlands oder des alten Roms. Gleichzeitig sind sie Zeichen für etwas Vergessenes und Vergangenes.
Erst die Neuzeit holt die Ruine aus ihrer Vergessenheit hervor. Sie wird zum Gegenstand der Reflektion über Geschichte und zum Ort des melancholischen Nachsinnens über den Untergang einer idealisierten, antiken Welt.
Die Ruine als Vergehendes an sich, als sinnliche Erfahrung von Vergangenheit, Gegenwart und von einer Vision in die endliche Zukunft, wird in der Moderne zur Spiegelfläche für die Selbstbetrachtung des Menschen.
Neunzehn Autoren gehen in dieser Aufsatzsammlung auf gut 400 Seiten der Frage nach, wie die Wissenschaft der Archäologie Bilder der Vergangenheit erschafft und ob sie darin nicht dem künstlerischen Prozeß gleicht, also Dichter, Maler und Archäologen voneinander lernen?
In drei Kategorien unterschieden, behandeln die Aufsätze die Beziehung dieser „Archäologie der Einbildungskraft“ zur Geschichtsschreibung, zu Kunst und Medien und zur Literatur. Der durch die Ruine angestoßene Akt des Erinnerns bewirkt einen kreativen Prozess, in dessen Verlauf Vergangenheit re-konstruiert wird. Und es sind auch gerade die bildenden und dichterischen Künste, die Interesse am Alten erwecken und die mit ihrer künstlerischen Form der Erinnerungsarbeit zum Grundstein der Rezeptionsästhetik werden.
Eine postmoderne Betrachtung der Wellenbewegung, des sich historisch wiederholenden Vergessens und Erinnerns bestätigt die alte Weisheit, dass Schönheit, Faszination oder Abscheu im Auge des Betrachters liegen und dieser aus einer sich fortwährend wandelnden Kultur mit veränderten ästhetischen Vorlieben schaut.
Wenn sich in der Ruine Zeit verdichtet, so fungiert die Methode der Archäologie, Vergessenes freizulegen, wieder hervorzubringen und zu erinnern, als Klammer, die Geschichte, Philosophie, Psychologie, Kunst und Literatur miteinander verbindet. Ob bei Nietzsche, bei Freud, bei Rilke oder im Prozess der nationalen Identitätsfindung Italiens im 19. Jahrhundert, die Vergangenheit zu erforschen ist immer vor allem die Suche nach dem eigenen Ursprung und damit verbunden die Hoffnung auf eine Erklärung des Selbst. 
(hkl)

                                                 
 

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 04. August 2011