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Die letzten Täler Wanderungen an den Rändern Friauls
Gerhard Pilgram,
Wilhelm Berger,
Werner Koroschitz und Annemarie Pilgram-Ribitsch

Drava Verlag

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Hermann Arnhold
Orte der Sehnsucht

Mit Künstlern auf Reisen

Mit Essays von:
Andreas S. Beyer, Pablo Diener, Birgit Hähnel, Michael Maurer, Christoph Otterbeck, Volker Plagemann, Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Peter J. Schneemann, Martin Warnke.

 


 

Die Sehnsucht ist ein Menschheitsthema, die Suche nach den Orten der Träume, nach dem verheißenem Heil, der Vergebung oder Offenbarung der Pilger oder das unbestimmte Gefühl des Fernwehs, das die Menschen in die Ferne ziehen lässt. Kennst Du das Land wo die Zitronen blühn /  Im dunklen Laub die Goldorangen glühn …Dahin, dahin…so ist Goethes Italiensehnsucht über all bekannt. Volker Plagemann widmet seinen Beitrag den Künstlerreisen nach Italien, auf den Spuren der mitteleuropäischen Maler und Dichter, die von der lebendigen Antike, der allgegenwärtige Sinnlichkeit, und nicht zuletzt dem südlichen Licht angezogen wurden. Was etwa in den Bildern von Carl Blechen gut nachzuempfinden ist, die Anziehungskraft Italiens, erweist sich aber nur als relatives Sehnsuchtsziel. Künstler und Dichter, die selbst im Süden lebten, führte die Sehnsucht in die weiteren Fernen des Orients oder der Südsee. Bougainvilles Reiseschilderung der Südsee verbreitete in Europa den Traum vom freizügigen, sorglosen Leben in einer überbordenden Fülle der Natur und viele seiner Leser wären am liebsten dorthin ausgewandert.
Diese manifeste Sehnsucht ist nicht zu vergleichen mit der  „absoluten Sehnsucht“ wie sie mit transzendentalem Charakter bei  Jakob Böhme oder in der  romantisch-idealistischen Philosophie von Schleiermacher, Schlegel oder Fichte im 17. und 18. Jahrhundert spirituell spekulativ gefasst wurde. Diese Autoren hatten das Bild vom homo viator, dem Mensch unterwegs, der seinen Traum realisiert, indem er unterwegs bleibt.
Birgit  Hoehnel versucht mit ihrem kritischen Essay über die „Aneignung des Orients in der europäischen Malerei“ eine kulturpolitische Einordnung des Sehnsuchtskomplexes. Im 19. Jahrhundert wurde die Vision von den kolonisierten Gebieten in Nordafrika zum Fluchtpunkt der westlichen Moderne. Die sexuellen Phantasien der europäischen Salons beflügelte die Orientdarstellungen, laszive Erscheinungen, weiße Odalisken mit ihren schwarzen Dienerinnen usw. –  in dieser Sicht des ‚romantischen Orients’ war immer die kulturelle Überlegenheit des Betrachters impliziert. Die Frage zu stellen, „Inwiefern sind wir diesem Volk so überlegen, welches uns drei Jahrtausende vorausgeht?“, gelang Leon Belly, der in seinem großartigen Gemälde, „Mekkapilger“, den Menschen in expressiver Darstellung Ausdruck und Individualität verlieh. Und wenn Paul Klee 1929 den Orient im Kontext seiner Ägyptenreise als „reine Ausdrucksmalerei“ konstruierte, erinnert nichts Gegenständliches mehr an alte Klischees und in dieser Abstraktion ist nichts ‚fremder’ als die europäische Metropole selbst.

 

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Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 23. März 2011