Lite ra
RIsches
Berlin

 Home

 Lesungen Dichter in Berlin Literarische Orte Neue Bücher Kulturstadtführer Impressum

  Reisen und Orte - Buchbesprechungen

 

  
 

 

 


Die letzten Täler Wanderungen an den Rändern Friauls
Gerhard Pilgram,
Wilhelm Berger,
Werner Koroschitz und Annemarie Pilgram-Ribitsch

Drava Verlag

bestellen bei

 



Thomas Dworzak

Kaukasus



Die Fotos schimmern durch Transparentpapier, auf das in Russisch und Deutsch Auszüge aus Tolstois Hadschi Murat oder Puschkins Gefangener im Kaukasus gedruckt sind. Diese Texte werden zu Leitlinien für den Fotografen. In der von Kriegen und Fehden heimgesuchten Region ist das Verschleppen von Leuten seit dem Beginn der russischen Invasion im 18. Jahrhundert gängige Praxis geworden. In anderer Weise gefangen genommen und fasziniert sind Russen und andere Ausländer angesichts der rauen Schönheit der Bergregion, der Intensität des Lebens und der Wildheit ihrer Bewohner. Eine Obsession, der auch Dworzak unterliegt, der in seinem Vorwort das Hohelied auf die Kaukasier singt, auf ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit, und der in der Region seine persönliche Bestimmung gefunden zu haben glaubt.

Wildheit und Kriegslust der Kaukasier haben die großen russischen Schriftsteller verführt, ein romantisches Bild von diesem Menschenschlag zu zeichnen, das aber immer wieder durch die Realität, durch Unterdrückung und Ungerechtigkeit durch die russischen Eroberer gebrochen wurde.
In der Kommunikation zwischen Text und Bild werden diese Realitätseinbrüche deutlich. Die schwarz-weiß fotografierten Bilder – Dworzak ist Reportagefotograf – dokumentieren den Alltag der Menschen. Die Bilder beschönigen nichts, überall Waffen und Panzer, Tote und Verwundete. Die Spuren des Krieges in Tschetschenien zeichnen Menschen, Hausfassaden und die Landschaft gleichermaßen. Tanz, Musik, ein Picknick im Freien oder Verwundete, Flucht und Beerdigungen, alles ist in die Realität des Krieges eingebettet.
Zwei Frauen mit wehenden Röcken werden von einem Windstoß erfasst, der Blätter wie Schmetterlinge um sie herumwirbeln lässt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es nicht Blätter sind, sondern das Formenspiel von Einschusslöchern in einer Hauswand im Hintergrund.
Das ist das Besondere der Aufnahmen: mit großer Liebe zeigen sie die Schönheit der unterschiedlichen Menschen, in einer Welt voller Gewalt und Wahnsinn.
1991 zog es den, damals 19 jährigen, freien Fotografen, Thomas Dworzak, in den Osten Europas. Fünf Jahre lebte er in Tiflis und bereiste von hier aus den ganzen Kaukasus. Seine Arbeiten wurden mehrfach preisgekrönt und seit 2004 ist er Mitglied in der Agentur Magnum, ein Hinweis auf die Qualität seines Fotojournalismus.
Sein Kaukasus-Buch ist eine Landkarte aus Fotos. Eine Bildlegende im Anhang nennt die 80 Aufnahmen mit Ortsangabe und kurzer Beschreibung der festgehaltenen Situation. Die knappen Darstellungen der zitierten Schriftsteller und ihrer Beziehung zum Kaukasus beschließen den Band. 
(hkl )

                                                 

***
bestellen bei



 


           

   

   
Literatur in Berlin: www.literarisches-berlin.de  © 2008 yuba edition / Brigitte Pross-Klappoth (Berlin)
 Fotos © B.Pross-Klappoth (wenn nicht anders angegeben)
 Stand: 18. April 2011