Landschaft und Kunstbauten -
Landscape and Structures
Jürg Conzett (Konzept und Text),
Martin Linsi
(Fotografien)
Deutsch/Englisch
Erschienen im
Verlag Scheidegger & Spiess Zürich,
2010.
Das Spannungsfeld von Landschaft oder gewachsenen Siedlungen und in sie
hinein gegebenen neuen künstlichen Strukturen stellen Jürg Conzett und
Martin Linsi an Beispielen Schweizer Brücken, Passstraßen, Tunnel,
Viadukten und Befestigungsmauern in 23 Landschaftsteilen vor.
Brückenbauten am Hochrhein wie in Laufenburg oder Rheinfelden sind zu
Beginn des 20. Jahrhunderts von Robert Maillard und Joss und Klauser im
„Heimatstil“ noch für eine Überquerung zu Fuß entworfen worden und
passen sich gefällig an die historische Bebauung an. Einen „Schwebezustand
zwischen Schwere und Eleganz“ schreibt Conzett der Ganterbrücke im
Wallis, einer der größten Schweizer Brücken, zu. Wie sich in der 2010 fertig
gestellten Dorfbrücke im Graubündener Vals Schutz vor Hochwasser, eine
sehr feinsinnige Integration in den historischen Dorfkern und neben
Stahlbeton die Verwendung eines regionalen Natursteins, des „Valser
Gneis“, mit einander verbinden konnten, wird durch die Fotos von Linsi
sinnlich bis in kleine Details nachvollziehbar.
Mit den Texten und Fotos gerät man geradezu on the road durch
helvetischen Landschaften, Dörfer und Städte. Schwingende Straßen führen
bei Chur in die Berge und werden am Sustenpass zu einer promenade
architecturale. Die über fünfhundertjährige Chibrücke, die lyrisch
über die Schlucht der Mattervispe im Wallis führt oder die, ganz der
Moderne verpflichtete und gleichzeitig doch anmutig und filigran
anmutende, Brücke für die Wanderer auf der Via Spluga, zeigen, dass sich
ästhetische Ansprüche gelungen in unsere Zeit fortgesetzt haben.
Frühe Eisenbahnbrücken wie die über das Valle Crotta im Tessin scheinen
von der Landschaft nach hundert Jahren nahezu renaturiert zu sein. Ob
Bauwerke, gleich dem des 1983 gebauten Viadukts Piota Negra, mit seinen
niedrigen, kantigen Tunnelportalen, die die Autos wie dunkle Schlunde
verschlucken, „zu einem ähnlich selbstverständlichen Teil der Landschaft
werden, wie es heute die gemauerten Viadukte aus dem letzten Jahrhundert
sind“, wird sich wahrscheinlich erst in späteren Jahrhunderten
erschließen lassen.
Wir bekommen hier in knappen, präzisen Texten und großformatigen
Schwarz-Weiß-Fotografien eine Auseinandersetzung mit Landschaft,
Architektur und Schönheit, mit Materialien, technischer Machbarkeit und
Naturkräften präsentiert. Großartige Werke von Baumeistern
verschiedener Jahrhunderte werden gewürdigt: Eine wunderbare Reise durch
die Schweiz.
(bpk )
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